Neuer Landesvorsitzender des AKH: Stephan Oetzinger, Landtagsabgeordneter und langjähriger Bürgermeister. (Foto: AKH)
Bildung

Wechsel in der ersten Reihe

Der CSU-Arbeitskreis Hochschule und Kultur wählt den Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger zum neuen Vorsitzenden. Vorgänger Oliver Jörg gibt das Amt ab, weil er als Generalsekretär zur Hanns-Seidel-Stiftung gewechselt ist.

Der Mann aus der ersten Reihe tritt zum Mann aus der zweiten Reihe. Es gibt diesen Moment auf der Landesversammlung des Arbeitskreises Hochschule und Kultur, da wird der Wechsel an der Spitze plastisch. Gerade hat Oliver Jörg, seit vier Jahren Vorsitzender des AKH, noch in der Sitzreihe direkt vor dem Podium in der Münchner CSU-Landesleitung gesessen. In einer kurzen Rede hat er den Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger als Nachfolger vorgeschlagen. Und platziert sich hernach punktgenau auf dem Stuhl neben dem Favoriten – in Reihe 2.

Motor der Innovation in Bayern

Einstimming wird das Plenum Oetzinger kurz darauf auch tatsächlich als Landesvorsitzenden wählen. Ein Wechsel zweier herausragender Bildungs- und Kulturpolitiker im Schulterschluss. Und mit Energie. „Wir sind der Arbeitskreis, der Motor für Wissenschaft, Forschung, Kultur sein will“, versichert Jörg, „wenn es manchmal nicht schnell genug geht, schieben wir auch an.“ In der Hochschul- und Innovations-Strategie von Ministerpräsident Markus Söder mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro erkennt er deutlich Impulse aus dem AKH.

Auf dieser Linie will Oetzinger, 35, weiterarbeiten, weil er Wissenschafts- und Bildungspolitik nicht nur in den großen Städten, sondern auch in ländlicheren Regionen für wichtige Schrittmacher hält. „Da werden Weichenstellungen getroffen, wie der Freistaat in fünf oder zehn Jahren aussieht“, sagt er. Als Beispiel nennt der Parlamentarier aus der Oberpfalz die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH), welche die Region, seinen Wahlkreis Weiden, „attraktiv macht für junge, kluge Köpfe“. Kulturpolitik in Bayern sei auch Strukturpolitik, davon ist der langjährige Kommunalpolitiker überzeugt. Rund 80 Prozent der Absolventen bleibe nach dem Studium an der OTH in der Gegend, gründen Unternehmen oder arbeiten an der Hochschule weiter. Mit solchen Erfolgsmodellen will Oetzinger im AKH weiterarbeiten.

Ihr müsst raus, raus, raus – und hinein in die Hochschulen.

Oliver Jörg, Generalsekretär Hanns-Seidel-Stiftung

Vorgänger Jörg, 47, vormals für den Stimmkreis Würzburg-Stadt im Landtag, hat den AKH-Vorsitz abgegeben, weil er inzwischen als Generalsekretär zur Hanns-Seidel-Stiftung gewechselt ist. Robert Brannekämper, Vorsitzender des Wissenschafts- und Kulturausschusses im Landtag, lobt den Kulturpolitiker aus Unterfranken: „Ein hoch kompetenter, hoch engagierter Generalsekretär für die Stiftung. Er hat den AKH mit Bravour, Souveränität, mit Noblesse geführt.“ Pragmatisch ergänzt der neue HSS-Mann Jörg: „Dieser Arbeitskreis ist so wichtig wie eh und je, um zu begleiten, dass die Dinge nicht von den Schreibtischen aus entschieden werden, sondern aus den Hochschulen heraus.“

Neuer Chef, erfahrene Stellvertreter

Seinen neuen Landesvorsitzenden Oetzinger wählt das CSU-Gremium mit einem Votum von 98 Prozent. Und bestätigt die bisherigen Stellvertreter – Bernd Sibler, Carmen Langhanke, Gerald Wilhelm – sowie Schatzmeister Kurt Höller und Schriftführer Marcel Escher in ihren Ämtern.

Wie lebendig, gelegentlich auch ein wenig unbequem die Arbeit in einem solchen Arbeitskreis mit mittlerweile 1164 Mitgliedern sein kann, erweist sich bei der Aussprache. Einer der 17 Beisitzer, Heinz Erich Durner, der auch in anderen Arbeitskreisen mitwirkt, bemängelt: „Anträge und Papiere der Arbeitskreise müssen von der Parteispitze besser akzeptiert werden. Die werden oft nur weggedrückt.“ Die Kritik nimmt CSU-Generalsekretär Markus Blume auch als Beleg für die Notwendigkeit einer Reform der Partei und ihrer Organisationen. Es sei ein Problem, wenn sich Fachpolitiker aus manchen Arbeitskreisen zurückzögen. „Dann wird dort sehr mutig beschlossen – und der Frust ist umso größer, wenn wenig davon ankommt in den Parlamenten.“

Kontinuität der Fachkompetenz

Dem AKH droht eine solche Entwicklung schon mal nicht. Der neue Landesvorsitzende Oetzinger ist seit Beginn der neuen Legislaturperiode im Landtag aktiv. Sein Vorgänger Jörg wechselt zwar zur Hanns-Seidel-Stiftung, bleibt dem Arbeitskreis und seinen Themen aber erklärtermaßen weiterhin verbunden: „Hochschul- und Kulturpolitik sind die Kernkompetenz im Freistaat Bayern“, betont er.