Beim Symposium der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) in Budapest (v.r.): Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber, HSS-Generalsekretär Oliver Jörg, HSS-Repräsentant Martin Kastler. (Foto: Wolfram Göll)
Ungarn

Höchste Ehrung für Stoiber

Bayerns Alt-Ministerpräsident Stoiber hat den höchsten Orden Ungarns erhalten: Staatspräsident Áder verlieh ihm das Große Verdienstkreuz der Ungarischen Republik. Zuvor würdigte Stoiber bei einem HSS-Symposium die Verdienste Ungarns vor 30 Jahren.

Bayerns Alt-Ministerpräsident Edmund Soiber hat am Freitag in Budapest das Große Verdienstkreuz der Ungarischen Republik erhalten. Aus den Händen von Staatspräsident János Áder empfing der CSU-Ehrenvorsitzende diesen höchsten Orden Ungarns – in Anwesenheit von Ministerpräsident Viktor Orbán. Gewürdigt wurden damit Stoibers Verdienste um die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder.

Der erste Stein der Berliner Mauer wurde in Ungarn herausgebrochen.

Edmund Stoiber

„Wenn wir die etwas angespannten Beziehungen verbessern können, dann tun wir das gerne“, hatte Stoiber zuvor bei einem Symposium der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) erklärt. Stoiber würdigte den Freiheitswillen der Ungarn als entscheidendes Element, das den Zusammenbruch des Kommunismus und den Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren maßgeblich beschleunigt habe.

Prominent besetztes Symposium

„Der erste Stein der Berliner Mauer wurde in Ungarn herausgebrochen“, sagte Stoiber bei dem HSS-Symposium „Wunder oder Notwendigkeit?“ in der Nationalen Universität für Öffentlichen Dienst in Budapest. Weitere prominente Redner waren der frühere Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, der frühere außenpolitische Berater von Margaret Thatcher, Lord Powell, sowie mehrere amtierende und ehemalige Minister aus Ungarn, der Tschechischen Republik sowie der Slowakei.

Ich werde es den Ungarn nie vergessen, dass sie im Juni 1989 den Eisernen Vorhang geöffnet haben.

Edmund Stoiber

Die Ungarn hätten bleibende Verdienste um das Ende des Kalten Krieges und des kommunistischen Systems sowie für die deutsche Einheit. „Ich werde es den Ungarn nie vergessen, dass sie im Juni 1989 den Eisernen Vorhang geöffnet haben, und ihnen immer einen besonderen Ehrenplatz in der deutschen Geschichte einräumen“, erklärte Stoiber mit sichtlicher Rührung. Zudem habe er eine Botschaft von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dabei, die er dem ungarischen Premierminister Orbán überbringen werde, sagte Stoiber.

„Tolle Arbeit“ der HSS

Stoiber lobte die HSS als „wichtigen Brückenbauer“ auch in schwierigen Zeiten. Insbesondere der frühere CSU-Europaabgeordnete Martin Kastler als HSS-Repräsentant in Prag, Preßburg (Bratislava) und Budapest habe „große Verdienste“ dabei, den Dialog und das Vertrauen zwischen Deutschland, Bayern einerseits und der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn andererseits zu fördern und aufrechtzuerhalten. „Martin, Du leistest hier tolle Arbeit!“, betonte Stoiber zum Ende seiner Rede.

Ohne die Grenzöffnung Ungarns 1989 wäre das SED-Regime in Ostberlin nicht so schnell zusammengebrochen.

Hubertus Knabe, Historiker

Der Berliner Historiker Hubertus Knabe erklärte seine „große Dankbarkeit“ gegenüber den Ungarn für deren Beitrag, dass vor 30 Jahren das „diktatorische sozialistische Regime endlich gestürzt“ werden konnte und Deutschland und Europa vereinigt werden konnten. Er dankte auch den Dissidenten, die sich in der DDR in den Kirchen getroffen hätten, und den Ausreisenden über die deutschen Botschaften in Prag und Budapest: Diese „Abstimmung mit den Füßen“ habe die DDR-Führung massiv beschädigt. „Ohne die Grenzöffnung Ungarns 1989 wäre das SED-Regime in Ostberlin nicht so schnell zusammengebrochen“, erklärte Knabe.

Annus mirabilis 1989

HSS-Generalsekretär Oliver Jörg lobte die Ungarn für ihren große Beitrag zum „Annus mirabilis“ 1989. Ungarn habe den „ersten Stein aus der Berliner Mauer geschlagen“, erklärte Jörg und beschwor die jahrhundertelangen guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und Ungarn – von der bayerischen Prinzessin Gisela, die den ersten ungarischen König, den Heiligen Stefan, heiratete, bis zur Grenzöffnung 1989. Die HSS sei mittlerweile seit beinah 30 Jahren in Budapest mit einer Niederlassung präsent und fördere nach Kräften den Dialog und das gegenseitige Verständnis, erklärte Jörg.