50 Prozent mehr Zuzug als 2014
Im Jahr 2014 hatte es noch 1,343 Millionen Zuzüge und 766.000 Fortzüge gegeben. Das heißt 577.000 Ausländer blieben in Deutschland. Somit hat sich die Zahl der Zuzüge im Jahr 2015 fast verdoppelt, während die Zahl der Fortzüge lediglich um zwölf Prozent zugenommen hat. Gleichzeitig hat auch eine strukturelle Änderung in der Zuwanderung stattgefunden. In den letzten Jahren bis 2014 kamen die meisten Migranten aus anderen EU-Ländern. Ein hoher Anteil war mit vorübergehenden Aufenthalten verbunden. Jetzt ist die Zuwanderung vor allem durch schutzsuchende Flüchtlinge bestimmt.
Die Zahl der bis zum 31.12.2015 im Ausländerzentralregister registrierten Ausländer in Deutschland hat sich im Jahr 2015 von 8,15 auf 9,11 Millionen erhöht. Ein Anstieg um knapp 12 Prozent auf 955.000 Personen.
70.000 Menschen mehr in Bayern als 2014
Auch nach Bayern sind so viele Menschen gezogen, wie nie zuvor. Rund 170.000 Menschen kamen im Saldo in den Freistaat. 160.000 Fortzügen standen rund 330.000 Zuzüge gegenüber. 2014 waren es im Saldo nur knapp 100.000 Menschen gewesen, die aus dem Ausland nach Bayern zogen. In den vorliegenden Zahlen wurden auch Flüchtlinge und Asylbewerber erfasst. Allerdings sei die Zahl der Flüchtlingen vermutlich untererfasst, da eine zeitnahe Erfassung aller Schutzsuchenden durch die Meldebehörden nicht möglich gewesen sei. Auch Fehlbuchungen und Doppelerfassung seien denkbar. Dementsprechend basierten Zahlen für die Monate September bis Dezember 2015 bislang nur auf Schnellschätzungen.
Joachim Herrmann fordert Begrenzung
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sieht in dem massenhaften Zuzug von Ausländern eine gewaltige Herausforderung für Deutschland: „Die Grenze unserer Integrationsfähigkeit ist überschritten. Wir müssen die Flüchtlingszahlen dauerhaft und deutlich wieder reduzieren. Um eine Obergrenze für die Zuwanderung kommen wir nicht umhin. Die Herausforderungen für die innere Sicherheit und für unsere Sozialsysteme sind jetzt schon enorm.“
Löst der Zuzug Deutschlands Demographieproblem?
Ökonomen des Statistischen Bundesamtes sind pessimistisch. Sie glauben nicht, dass der Zuzug Deutschlands alternde Bevölkerung verjüngen und damit das Demographieproblem in den Griff bekommen könnte. „Die aktuelle hohe Zuwanderung hat nur sehr eingeschränkte Auswirkungen auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung. Sie schlägt sich vor allem im kurzfristigen Anstieg der Bevölkerungszahl nieder. Der Trend zur zunehmenden Alterung der Bevölkerung kann dadurch nicht umgekehrt werden“, sagten Amts-Statistiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für das Jahr 2040 sagen die Statistiker voraus, dass mindestens 21,5 Millionen Menschen in Deutschland 67 Jahre alt oder noch älter sind. Das wären etwa 42 Prozent mehr als zurzeit. Die Zahl der Bundesbürger, die zwischen 20 und 66 Jahre alt sind, werde dann hingegen kleiner sein als heute.
Knapp halbe Millionen Menschen sollten pro Jahr einwandern
Die Entwicklung junger Altersgruppe hängt stark von der Zuwanderung ab. Daher kommen die Hoffnungen auf Renten-Entlastung durch die Migranten. Wenn keine Migranten nach Deutschland kämen, gäbe es in dreißig Jahren ein Viertel weniger Menschen in Deutschland im mittleren Alter, schätzt das Statistische Bundesamt. Um diesen Rückgang auszugleichen, müssten dauerhaft mindestens 470.000 Menschen jährlich in Deutschland einwandern.
Situation wie vor 25 Jahren
Die Statistiker vergleichen die aktuelle Situation mit dem Beginn der neunziger Jahre. Damals wanderten über mehrere Jahre hinweg deutlich mehr Menschen nach Deutschland ein- als aus. Doch die Alterung der deutschen Bevölkerung hätte sich bloß verlangsamt, nicht aber umgekehrt. Zugleich weisen die Statistiker daraufhin, dass ihre Prognosen keine unvorhersehbaren Ereignisse wie zum Beispiel Kriege oder Umweltkatastrophen berücksichtigt. Was auch für den plötzlich angestiegenen Flüchtlingszustrom des vergangenen Jahres 2015 gelte.
In der Vergangenheit habe die Zuwanderung in die Bundesrepublik immer sehr stark geschwankt. Während der neun Jahre von 1988 bis 1996 seien jährlich im Schnitt netto mehr als 500.000 Menschen nach Deutschland gekommen, im Jahr 1992 seien es beinahe 800.000 gewesen. In der erste Dekade des neuen Jahrtausends sei dieser sogenannte Wanderungssaldo dann auf weniger als 100.000 Menschen gesunken.