Verbrechen in Augsburg: Polizisten bei einer Trauerveranstaltung der Feuerwehr. (Foto: Stefan Puchner/dpa/pa)
Kriminalität

Alles auf den Tisch

Kommentar Der Feuerwehrmann in Augsburg, der mutmaßlich von Tätern mit Migrationshintergrund erschlagen wurde, wirft erneut ein Schlaglicht auf ein deutsches Problem. Um es zu lösen, braucht es mehr Mut zur vollständigen Erfassung der Herkunft von Straftätern.

Ein Mensch wird totgeschlagen: Ein Ehemann und Vater, ein Feuerwehrmann, der eine Gruppe polizeibekannter Halbstarker mit Migrationshintergrund laut Medienberichten nur dazu aufgefordert hat, ihr lautstarkes Grölen auf dem Augsburger Weihnachtsmarkt zu beenden.

Die Täterdiskussion

Und was tut Deutschland? Man ist entsetzt und debattiert. Darüber, ob die Polizei die Nationalität von Tatverdächtigen nennen sollte. Darüber, ob es nun eine erhöhte Kriminalität bei Migranten gibt oder nicht.

Es gibt sie, gerade im Bereich der Gewaltdelikte und der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, das zeigen die polizeilichen Kriminalstatistiken (PKS) mittlerweile ganz klar. Dazu würde auch ein Blick in die Gefängnisse oder auf die Zahl der Verurteilten reichen: Im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung, in Bayern bei etwa 13,2 Prozent (Stand 2018), lag der prozentuale Anteil der Ausländer an den insgesamt Verurteilten im Jahr 2018 bei 39,6 Prozent, Tendenz deutlich steigend. Und das sogar ohne Berücksichtigung der Straftaten nach dem Asyl-, Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsgesetz, gegen die in der Regel nur Ausländer verstoßen können.

Viele Menschen halten diese Zahlen für falsch oder zumindest fehlerhaft – nicht ganz zu Unrecht. Denn nichtdeutsche Kriminelle, die sich in Deutschland nur vorübergehend aufhalten, wie Touristen oder Durchreisende, werden ausländischen Tätern zugerechnet. Das verfälscht das Bild nicht unerheblich. Andererseits werden Deutsche mit Migrationshintergrund – wie die Augsburger Haupttäter – nicht gesondert erfasst, sondern den Deutschen zugerechnet. Das ist auch nicht hilfreich. „Hinweise auf eine erhöhte Gewaltbelastung finden sich in westeuropäischen Aufnahmegesellschaften insbesondere bei männlichen Jugendlichen aus Einwandererfamilien, das heißt in der zweiten Migrantengeneration“, schreibt etwa die Bundeszentrale für politische Bildung.

Nur Fakten helfen

Jetzt kann man behaupten, wer einen deutschen Pass hat, ist Deutscher und Punkt. Nur hilft das nicht bei der Ursachenforschung und es wird zudem von großen Teilen der Bevölkerung nicht als richtig empfunden. Man kann nun sagen, die sind halt alles Rassisten.

Oder man versucht, die Statistiken endlich so klar wie möglich zu gestalten. Nur durch möglichst vollständige Fakten lassen sich falsche Behauptungen widerlegen und echte Probleme erkennen. Letzteres zeigen etwa die Beispiele Clankriminalität und Messerdelikte.

Die Zahl der angezeigten Straftaten sinkt. Aber da gibt es noch die Dunkelziffer, die Zahl der nicht angezeigten Straftaten und der als bedrohlich oder unangenehm empfundenen Situationen. Ob das eingetrübte Sicherheitsgefühl eines großen Teils der deutschen Bevölkerung, insbesondere der Frauen, deshalb wirklich nur Einbildung ist, oder auf solchen Situationen beruht, das lässt sich bisher nicht sicher sagen. Wie viele Frauen zeigen beispielsweise sexuelle Anspielungen von Migranten an?

Am Beispiel Antisemitismus kann man dieses Phänomen ebenfalls klar beobachten: Während laut einer Studie der Universität Bielefeld von deutschen Juden 81 Prozent der antisemitischen Vorfälle ober- und unterhalb der Strafbarkeitsschwelle muslimischen Migranten zugeordnet werden, weist die PKS seit Jahrzehnten den Rechtsextremismus mit rund 90 Prozent als Hauptverursacher bei antisemitischen Straftaten aus. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sieht schon bei der PKS-Erstellung fehlerhafte Zuordnungen, wie sieht da erst das Dunkelfeld aus?

Herkunft klar aufschlüsseln

Was tun? Man sollte zum einen in die Statistiken auch die Abteilung Deutsche Täter mit Migrationshintergrund aufnehmen, wiederum unterteilt in die Herkunftsländer oder zumindest Herkunftsregionen. Das ist nicht rassistisch und tut auch niemand weh, sondern liefert diese klaren Fakten und erhellt unnötige Grauzonen. Denn wie der Fall Dominik Brunner 2009 gezeigt hat, schlagen auch deutsche Täter ohne Migrationshintergrund couragierte Menschen tot.

Hier eindeutige Zahlen zu haben, ist in der wabernden Internet-Welt mit Fake-News und Verschwörungstheorien ein klarer Vorteil. Und wenn sie belegen sollten, dass Migrationshintergrund bei zu vielen Gewalttätern vorhanden ist, so ermöglichen sie den Kampf gegen ein erkanntes und benanntes Problem.

Zum anderen sollte man auch darüber nachdenken, eine Meldestelle für die als bedrohlich empfundenen Situationen zu installieren. Ähnlich der RIAS-Stelle, bei der auch antisemitische Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsschwelle gemeldet werden können – oder weil man sich nicht zu einer Anzeige traut. So ließen sich trotz offensichtlicher Schwächen dieser Zählart doch Brennpunkte identifizieren, die das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinträchtigen.

Es gibt ernste Schwierigkeiten mit jungen Männern aus Zuwandererfamilien.

Georg Anastasiadis, Merkur

Und man sollte sich endlich von der unsinnigen Entschuldigung verabschieden, junge Männer begingen eben besonders häufig Straftaten und diese Gruppe sei wiederum bei Asylsuchenden besonders stark vertreten. Das ist irrelevant. Denn sollten sich Gäste wie die Zugewanderten und angeblich Schutzsuchenden nicht besonders gut im Gastland benehmen? Schließlich hat auch jeder Mensch selbst die Entscheidung in der Hand, eine Straftat zu begehen oder sich gesetzestreu zu verhalten. Und am Ende ist doch eigentlich völlig klar, dass keine einzige der von Migranten begangenen Straftaten passiert wäre, wenn man sie nicht hätte einreisen lassen – und somit natürlich die Kriminalität durch Migranten erhöht worden ist.

„Es gibt ernste Schwierigkeiten mit jungen Männern aus Zuwandererfamilien, mit ihrer Machokultur, der Gewaltbereitschaft und dem mangelnden Respekt, den sie zu oft unserem Rechtsstaat entgegenbringen“, schrieb Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis jetzt in seinem Kommentar zum Augsburger Totschlag. Man solle aufhören, „nach Ausreden zu suchen oder das Problem zu beschweigen, indem der kulturelle Hintergrund der Täter – wie jetzt durch die Polizei in Augsburg – ausgeblendet wird“.

Hier gab es dafür allerdings ermittlungstaktische Gründe. Doch klar ist: Fakten sind in der Regel durchaus hilfreich, wenn man ein Problem lösen will.