Klima der Angst
In Flüchtlingsunterkünften sind Massenschlägereien und Diskriminierungen inzwischen an der Tagesordnung. So sind Flüchtlinge in Berlin bedroht worden, weil sie zum Christentum konvertierten. Zwei von ihnen haben jetzt Vorwürfe gegen den Sprecher der Berliner Sozialverwaltung erhoben. Denn eine zugesagte sichere Bleibe wurden ihnen verwehrt.
Asylunterkünfte

Klima der Angst

In Flüchtlingsunterkünften sind Massenschlägereien und Diskriminierungen inzwischen an der Tagesordnung. So sind Flüchtlinge in Berlin bedroht worden, weil sie zum Christentum konvertierten. Zwei von ihnen haben jetzt Vorwürfe gegen den Sprecher der Berliner Sozialverwaltung erhoben. Denn eine zugesagte sichere Bleibe wurden ihnen verwehrt.

Christliche Flüchtlinge in Berlin erheben schwere Vorwürfe gegen den Sprecher der Sozialverwaltung, Sascha Langenbach. Sie hatten sich zuvor über Bedrohungen durch muslimische Flüchtlinge in der Unterkunft auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafen beklagt. Zwei der bedrohten Flüchtlinge erklärten dem Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb), Langenbach habe ihnen eine sichere Unterkunft zugesagt, verbunden mit der Aufforderung „dann bitte keine Interviews mehr mit Journalisten vom Fernsehen oder der Zeitung zu machen“. Am 12. Februar eskalierte im Hangar die Situation. Nach Medienberichten wurde eine Gruppe Iraner, die in der Bibel lasen, von Dutzenden radikalen Muslimen umringt. Die Polizei, die gerade wegen einer anderen Auseinandersetzung in der Unterkunft war, griff ein.

Flüchtlinge kommen in Gemeinde unter

Die Iraner hatten sich zuvor in der B.Z. offen über ihre Diskriminierung durch muslimische Flüchtlinge geäußert. Die von Langenbach zugesagte sichere Unterkunft haben die beiden Iraner von der Senatsverwaltung bislang nicht bekommen. Pfarrer Gottfried Martens von der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitsgemeinde Berlin-Steglitz sagte dazu dem rbb, er halte es für problematisch, Flüchtlinge auf diese Weise unter Druck zu setzen, die aus einem Land kämen, wo sie keine Meinungsfreiheit hätten. Martens hat den beiden jungen Männern inzwischen ein Zimmer bei Mitgliedern seiner Gemeinde vermittelt.

Massenschlägerei in Niederbayern

Auch die Konflikte in bayerischen Flüchtlingsunterkünften haben eine neue Ebene erreicht. In einer Asylbewerberunterkunft in Niederbayern haben sich mehrere Männer eine Massenschlägerei geliefert. Zwei Bewohner wurden schwer, zehn leicht verletzt. Zunächst waren zwei Männer aneinandergeraten, später hatte ein 19 Jahre alter Bewohner mit einer Eisenstange um sich geschlagen, zum Glück aber niemanden verletzt. Wenig später lieferten sich zwei Gruppen einem Gefecht, bei dem ein Mann mit einem Messer verletzt wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Bedrohung, gefährlicher Körperverletzung und in einem Fall wegen versuchten Totschlags. Meldungen über Schlägereien kommen nahezu täglich. Ende Februar ging ein Streit sogar tödlich aus. In Dorfen, Landkreis Erding, erstach ein Somalier seinen Zimmergenossen.

Berlin will Fälle dokumentieren

Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg, Emmanuel Sfiatkos sagte dem rbb, man sei gegenwärtig dabei, eine genaue Dokumentation der Fälle von Diskriminierung zu erstellen. „Diese Menschen hatten geglaubt, dass sie in Deutschland Schutz erhalten“, sagte Fiatkos. Nun müsse auch die Politik sich des Schutzes drangsalierter christlicher Flüchtlinge annehmen.

Immerhin – die noch im Winter katastrophalen Zustände bei der Registrierung von Flüchtlingen in der Berliner Anlaufstelle Lageso sind bewältigt. Der große Rückstau von bislang nicht-registrierten Flüchtlingen sei abgebaut, sagte Sozialsenator Mario Czaja. Im vergangenen Jahr kamen 80.000 Flüchtlinge und Einwanderer nach Berlin, 55.000 seien derzeit in einem Asylverfahren. In der Registrierungsstelle werden die Daten, Fingerabdrücke und Fotos von Flüchtlingen erfasst und bundesweit abgeglichen. Die Menschen erhalten einen Ankunftsnachweis und werden weiter versorgt.