An der Unglücksstelle wird im gemeinsamen Gebet der Opfer gedacht. Bild: Bayerische Staatskanzlei
Bahn-Katastrophe

Bayern trauert

Ministerpräsident Horst Seehofer besucht den Ort des Zugunglücks bei Bad Aibling und später Verletzte in einem der umliegenden Krankenhäuser. Nachdem er sich ein Bild von den Rettungsarbeiten verschafft hat, dankt er den Hilfsorganisationen: "Wir sind stolz auf euch."

Die Kolonne aus Polizeiautos schob sich den Feldweg entlang der Mangfall. Als sie die Gleisstelle am Fluss erreichten, an der am Faschingsdienstag zwei Meridian-Züge ineinander gerast waren und zehn Menschen getötet wurden, entstiegen Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Vor ihnen türmte sich meterhoch zerknülltes Metall, das von der Wucht des Zusammenpralls verformt wurde. Stumm schauten sie sich am Ort der Katastrophe um.

Trauerfeier am Unfallort

Sie legten Kränze nieder. Ein Geistlicher mit einer Stola in Violett um den Hals – der Farbe, die gewöhnlich bei Begräbnissen getragen wird – begann die gemeinsame Trauerfeier. Mitarbeiter des Roten Kreuzes, der Polizei, des Technischen Hilfswerks erwiesen zusammen mit Seehofer und den Ministern den Toten die Ehre.

Schon vormittags bei der Ankunft vor dem Rathaus in Bad Aibling hatte der Ministerpräsident erklärt: „Es ist eine schwere Zeit für uns alle.“ Der Unfall der beiden Pendlerzüge sei „eine Tragödie für das ganze Land“. Bayern trauere. Unmittelbar nachdem er mit seiner Dienstlimousine angekommen war, ging Seehofer auf Rettungsmänner zu, die auf dem Marienplatz ihre Fahrzeuge abgestellt hatten. Er suchte das Gespräch, versuchte sich ein Bild von den Geschehnissen und der Stimmungslage zu verschaffen. „Diese Belastung muss man sich mal vorstellen“, sagte der Regierungschef, „und trotzdem bringen sie diese Leistung, die nun bundesweit gelobt wird.“ Das habe ihm auch Kanzlerin Angela Merkel in einem Telefongespräch bestätigt.

Dieser Staat ist stabil und stark, weil er in solchen Situationen auf solche Helfer zurückgreifen kann.

Horst Seehofer

Am frühen Nachmittag, nach dem Besuch an der Unglücksstelle, fuhr Seehofer zunächst in eine der umliegenden Kliniken. Mit mehreren der Opfer kam er ins Gespräch. Immer wieder hörte er, wie gut die Rettungskräfte gearbeitet haben. Danach kehrte Seehofer für eine Pressekonferenz zurück ins Bad Aiblinger Rathaus. Schon den ganzen Tag beschäftigen Spekulationen die Nachrichtensender, wonach der Mitarbeiter eines Stellwerks die Tragödie verschuldet haben soll. Minister Dobrindt hatte darauf verwiesen, dass erst die beiden bereits geborgenen Black Boxen der Züge, sowie eine noch fehlende ausgelesen werden müssten, bevor sich Rückschlüsse ziehen lassen.

Seehofers Stimme klingt brüchig

Seehofer möchte nicht auf die Spekulationen eingehen. Er wünschte sich „am Tag eins nach der Katastrophe, dass aufgeklärt wird – und wir nicht vorher eine Spekulationsphase dazwischenschalten“. Seine Stimme klang brüchig, der CSU-Parteivorsitzende war sichtlich berührt von den Erlebnissen des Tages. Er betonte, wie wichtig es war, angesichts der Tragödie den Politischen Aschermittwoch in der Passauer Dreiländerhalle abzusagen. Dass auch die anderen Parteien gleichzogen, sah er als Zeichen politischen Stils. Und noch einmal dankte Seehofer den Hilfsorganisationen für ihre gut koordinierte Arbeit: „Dieser Staat ist stabil und stark, weil er in solchen Situationen auf solche Helfer zurückgreifen kann.“