Besuch in der Verbotenen Stadt in Peking: Bayerns Finanzminister Markus Söder will die wirtschaftlichen Beziehungen voranbringen. Bild: StMFH/Jörg Koch
Flughafen-Abkommen

Besuch beim chinesischen Drachen

Peking - 40 Jahre nach der China-Reise von Franz Josef Strauß setzt Bayern nicht nur in der Flughafenpolitik auf einen weiteren strategischen Ausbau der bayerisch-chinesischen Beziehungen. Interview mit Markus Söder

 

Peking – 40 Jahre nach der China-Reise von Franz Josef Strauß setzt Bayern nicht nur in der Flughafenpolitik auf einen weiteren strategischen Ausbau der bayerisch-chinesischen Beziehungen. Heinrich Maetzke sprach mit Finanzminister Markus Söder über dessen Besuch in Peking.

 

Bayernkurier: Herr Minister, welchen stärksten einzelnen Eindruck bringen Sie aus China zurück?

Markus Söder: China ist der strategische Zukunftsmarkt im Fernen Osten. 40 Jahre nach der China-Reise von Franz Josef Strauß war das Ziel der Delegationsreise nach Peking und Shanghai, die wirtschaftlichen Beziehungen Bayerns zu China weiter voranzubringen. Mit einem Abkommen zwischen dem Flughafen Peking und dem Franz Josef Strauß Flughafen München soll der chinesische Markt für Bayern noch besser erreichbar werden. Mit einem German Center in Taicang in der Nähe von Shanghai, für das wir einen Kaufvertrag unterschrieben haben, soll deutschen und bayerischen Unternehmen der Markteintritt in China erleichtert werden. Bei einem Treffen mit Jack Ma, dem Gründer des asiatischen Internet-Riesen Alibaba, wurde deutlich, wie groß umgekehrt das Interesse der Chinesen am deutschen Markt ist. Die Unternehmensgruppe wickelt in China mit rund 300 Millionen Kunden 80 Prozent der privaten Interneteinkäufe ab. Bei Handelsvolumen lässt sie Ebay und Amazon weit hinter sich. Im Jahr 2014 erwirtschaftete der Konzern rund 8,5 Milliarden US-Dollar. Wir werben dafür, dass Alibaba seine geplante Deutschland-Niederlassung in München eröffnet. Außerdem wollen wir mit einem Internet-Gesetz in Bayern moderne Grundlagen für den Online-Handel schaffen.

„Go east“ lautet das Motto

Bayernkurier: China ist schon Bayerns zweitwichtigster Handelspartner – welches Potential gibt es noch für den weiteren Ausbau der bayerisch-chinesischen Handelsbeziehungen?

Söder: „Go east“ lautet das Motto bayerischer Unternehmen. China war 2014 sowohl bei der Einfuhr wie auch der Ausfuhr zweitwichtigster Handelspartner Bayerns. Hier sind mehr als 200 deutsche Unternehmen aktiv, davon die meisten aus den wirtschaftlich starken Bundesländern wie Bayern. Die bayerischen Ausfuhren nach China steigen seit Jahren. Diesen Trend müssen wir nutzen und ausbauen. Deshalb haben wir in Taicang den schon angesprochenen Kaufvertrag für ein neues Mittelstandszentrum der Bayerischen Landesbank für bayerische und deutsche Firmen in China unterschrieben. Mit einem Investment von circa 12 Millionen US-Dollar sollen auf 8500 Quadratmetern Büroräume und Service für deutsche Mittelständler eingerichtet werden, um sie beim Markteintritt in China zu unterstützen. Deshalb haben wir auch ein Flughafenabkommen zwischen München und Peking geschlossen.

Bayernkurier: Auf Ihrer Reise ging es sehr stark um Aktivitäten des Franz Josef Strauß Flughafens bei chinesischen Flughafenprojekten – welche Optionen eröffnen sich da für den Freistaat?

Söder: Für Bayern wird der Zukunftsmarkt China vom Franz Josef Strauß Flughafen aus erschlossen. Die Kooperation mit dem Flughafen Peking verbessert die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern – zum Beispiel durch mehr Passagierflugverbindungen von München aus, aber auch durch mehr transportierte Fracht. Außerdem hat sich der Franz Josef Strauß Flughafen in den letzten 20 Jahren mit 25 erfolgreich abgeschlossenen Projekten als Marktführer bei der Vorbereitung und Planung von Flughafeninbetriebnahmen etabliert. Auch die Planungen für einen neuen Großflughafen Peking bieten die Möglichkeit, dass die FMG den Flughafen Peking bei der Inbetriebnahme berät und unterstützt beziehungsweise sich an einer entsprechenden Ausschreibung beteiligt. Wir wissen, wie man Flughäfen baut und in Betrieb nimmt. Wir wollen auch bei der Entwicklung eines Konzepts „Green Airport“ unterstützen und beraten und uns über Sicherheitsfragen verstärkt austauschen.

Bayernkurier: Der Flugverkehr im Fernen Osten expandiert dramatisch – wer da einen Fuß in die Tür bekommt …

Söder: … wird von der enormen Wirtschaftskraft und dynamischen Verkehrsentwicklung in diesem Raum profitieren. Direkte Flugverbindungen von Bayern in diese Region sind ein zentraler Faktor für international tätige Unternehmen und kommen sowohl China wie Bayern zugute.

China ist der strategische Zukunftsmarkt im Fernen Osten

Bayernkurier: Auch der Flugverkehr zwischen München und China soll ausgebaut werden.

Söder: China ist der strategische Zukunftsmarkt im Fernen Osten. Schon heute gibt es tägliche Langstreckenverbindungen vom Flughafen München Franz Josef Strauß nach Peking, Shanghai und Hongkong. Wir wollen über weitere Flugverbindungen noch näher an China heranrücken. Seit dem 31. März 2015 verbindet die chinesische Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express täglich mit einem Fracht-Jumbo Bayerns Luftverkehrsdrehkreuz mit Tianjin und Shanghai. Im Passagierverkehr laufen Gespräche für Frequenzerhöhungen, etwa von München nach Shanghai. Es gibt aber auch mittel- und langfristig ein großes Potential für weitere Nonstopverbindungen – nach Guangzhou, Shenyang, Chengdu oder Shenzhen. Dies bietet Chancen für die Ansiedlung neuer Unternehmen, bringt Investoren und stärkt so den Wirtschaftsstandort Bayern.

Bayernkurier: Mit Blick auf die Fliegerei in Fernost war auch schon von einem Risiko zu lesen: Weil der Flugverkehr dort so dramatisch wächst, kommen die Fluglinien nicht mehr nach mit der Ausbildung von Piloten und Flugkapitänen. In manchen Cockpits haben schon Piloten mit gefälschten Qualifikationen gesessen – müssen wir damit rechnen, dass solche Fernost-Piloten bald München anfliegen?

Söder: Hier besteht kein Anlass zur Sorge. Die Anforderungen, die von den deutschen Luftverkehrsbehörden sowohl an die Technik wie auch an die Qualifikation der Piloten gestellt werden, sind sehr hoch. Die Einhaltung dieser Standards wird durch die Luftverkehrsbehörden regelmäßig kontrolliert. Wir haben mit der dortigen Luftfahrtbehörde CAAC auch über die Sicherheitsstandards gesprochen. Man war sich einig, dass nur durch ein hohes Niveau das Vertrauen in den Luftverkehr aufrechterhalten werden kann.

Bayernkurier: In Der Hafenstadt Taicang haben Sie den Kaufvertrag über ein ziemlich großes Mittelstandszentrum unterzeichnet – worum geht es da genau?

Söder: Go East – das ist wie gesagt das Motto des bayerischen Mittelstandes. Das neue Mittelstandszentrum in Taicang soll die erste Anlaufstelle für bayerische und deutsche Unternehmen werden und sie effektiv beim Markteintritt in China unterstützen. Auf fünf Etagen des Dongting Plaza entsteht auf 8500 Quadratmetern ein umfassendes Raum- und Serviceangebot für deutsche mittelständische Unternehmen.

Bayernkurier: „Go east“, sagen Sie, sei das Motto des bayerischen Mittelstands. Aber immer wieder liest man, dass selbst seit Jahrzehnten eingeführte Großinvestoren wie etwa Volkswagen im Reich der Mitte auch reichlich willkürlich erhebliche Schwierigkeiten bekommen können – haben Sie einen Tipp für bayerische Mittelständler, die auf dem chinesischen Markt Erfolg haben wollen?

Söder: Die Chinesen scheinen das Thema Korruption sehr ernsthaft anzugehen. Die Anti-Korruptionskampagne der Kommunistischen Partei soll die Leistungsfähigkeit des Staats steigern und dient zur innenpolitischen Legitimation. Wenn das Thema Compliance in China eine größere Rolle spielt, könnte das ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für deutsche Firmen sein. Die Deutschen sind mit Weltmarktführer beim Thema Compliance. Ich rate allerdings nur jeder deutschen Firma, diese Vorbildfunktion zu erfüllen und damit zu werben.