Gerd Müller beim Besuch der Textilproduktion Jay Jay in Äthiopien mit Model und Textilbotschafterin Barbara Meier. (Bild: Gottschalk/photothek.net)
Äthiopien

Hilfe gegen Hunger

In Äthiopien fehlt es nicht nur an Überlebenshilfe, auch an Fachkräften. In einem neuen Bildungszentrum sollen in den kommenden Jahren 20.000 Fachkräfte ausgebildet werden. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) besucht während seiner Äthiopienreise die betroffenen Orte.

Deutschland stockt seine Hilfe für die vom Hunger bedrohten Menschen in den Dürregebieten am Horn von Afrika um 100 Millionen Euro auf 300 Millionen Euro auf. Die Hilfe soll in diesem Jahr aus dem Haushalt des Bundesentwicklungsministeriums finanziert werden.

Es ist eine Schande, wie die Weltgemeinschaft mit ansieht, wie hier gestorben und gelitten wird.

Gerd Müller, Entwicklungsminister

In Äthiopien leiden etwa 5,6 Millionen Menschen an Hunger. Grund ist unter anderem eine lang anhaltende Dürreperiode, die in Ostafrika zu erheblichen Ernteausfällen geführt hat. Neben Äthiopien sind der Südsudan, Uganda, Kenia und Somalia betroffen. Akut seien laut UN Hilfen in Höhe von vier Milliarden Dollar nötig. Bisher habe die Weltgemeinschaft zu langsam reagiert, erst ein Viertel der benötigten Mittel sei geflossen. Deutschland werde einen internationalen Aufruf starten, um die Überlebenshilfe zu sichern. Das kündigte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller im Rahmen seiner Äthiopienreise Anfang April an.

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Reise von Minister Müller nach Äthiopien

Kooperation mit Textilhandelsunternehmen

Doch es fehlt nicht nur an Geld. Die Textilbranche Äthiopiens findet bislang kaum qualifizierte Fachkräfte. Helfen soll ein neues Berufsbildungszentrum im äthiopischen Mekelle. Das Projekt unterstützt das Bundesentwicklungsministerium gemeinsam mit dem schwedischen Textilhandelsunternehmen H&M und der DBL Group aus Bangladesch. Beide Unternehmen sind Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien, das Minister Müller ins Leben gerufenen hatte. Ziel ist es, in der wachsenden äthiopischen Textilexport-Industrie Sozial- und Umweltstandards zu verankern. Grundlage dafür soll eine entsprechende Ausbildung für die angehenden Fach- und Führungskräfte legen.

Wir gehen mit unserem Textilbündnis vom Verhandlungstisch in die Fabrikhallen und haben in Äthiopien die Chance, gleich richtig zu machen, was anderswo lange falsch gelaufen ist.

Gerd Müller, Entwicklungsminister

Das geplante Berufsbildungszentrum solle vor allem jungen Menschen eine Chance auf Jobs unter vernünftigen Bedingungen bieten, sagte Müller. Die Zusammenarbeit mit den beiden Unternehmen deutet der Politiker als ein Beispiel für die „positiven Impulse des Textilbündnisses auf die Branche“. In ihrem Heimatland Bangladesch kooperiert die DBL Group bereits mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und setzt in ihren Textilfabriken ökologische, Arbeits- und Sozialstandards um. Mitarbeiter von H&M arbeiten ebenfalls seit vielen Jahren in Bangladesch und nehmen dort laut Ministerium eine Vorreiterrolle im Engagement für faire Arbeitsplätze und Umweltschutz ein. Nun sollen sie mit ihren Erfahrungen zur Entwicklung eines nachhaltigen Textilsektors in Äthiopien beitragen. Auch finanziell steuern die Firmen Unterstützung bei, insgesamt eine Million Euro. Vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) kommt eine weitere Million Euro zur Finanzierung des Berufsbildungszentrums.

Ausbildung von tausenden Fachkräften

Der Textil- und Bekleidungssektor Äthiopiens steht vor enormen Herausforderungen: In den kommenden Jahren werden schätzungsweise 350.000 Fachkräfte benötigt, die Nachfrage übersteigt bereits heute das Angebot. Im Berufsbildungszentrum sollen innerhalb der kommenden drei Jahren mindestens 20.000 Fachkräfte für die Textil- und Bekleidungsproduktion ausgebildet, Beschäftigte weitergebildet und das mittlere Management qualifiziert werden. Bisher haben Mitarbeiter des BMZ die Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und die Ausweitung von Umweltmanagement-Systemen für Industrieparks in Äthiopien unterstützt. Zudem plant Müller, mit der Afrikanischen Union (AU) über den Marshallplan mit Afrika zu sprechen. Im Anschluss an Äthiopien stehen Besuche in Indien und Pakistan an.