Nach den Anschlägen in Istanbul vom Wochenende spitzt sich die Lage in der Türkei weiter zu. (Bild: Imago / Depo Photos)
Terroranschläge

Erdogan will Vergeltung

Nach dem schrecklichen Attentat in der Türkei spitzt sich die Lage weiter zu. Während sich eine PKK-Splittergruppe zu dem Anschlag bekennt, spricht Staatspräsident Erdogan offen von "Vergeltung" - und reagiert mit einer Verhaftungswelle. Die Zahl der Todesopfer steigt auf 39.

Nach dem Doppelanschlag von Istanbul vom Wochenende demonstriert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Härte. Am Samstagabend waren bei in kurzen Abständen gezündeten Bombenanschlägen mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt worden. Unter den Toten waren 30 Polizisten, wie das türkische Innenministerium mitteilte. 13 Menschen seien festgenommen worden.

Erdogan droht – PKK-Splittergruppe bekennt sich

Staatspräsident Erdogan kündigte indes Vergeltung für die Attentate an: Die Täter müssten einen „noch höheren Preis bezahlen“, sagte er bei einer Rede in Istanbul.

Unterdessen hat sich eine Splittergruppe der kurdischen PKK zu den Anschlägen bekannt. Die Organisation TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) schrieb auf ihrer Internetseite, sie habe auf die Gefangenschaft des PKK-Anführers Abdullah Öcalan und die türkischen Militäroperationen vor allem im Südosten des Landes aufmerksam machen wollen. Dort riegelt die türkische Armee ganze Städte von der Wasser- und Lebensmittelversorgung ab und sorgt bei den Kämpfen für große Zerstörung an den Gebäuden.

„Stehen gemeinsam gegen den Terror“

Aus vielen Teilen der Welt gab es Trauerbekundungen für die Opfer des Bombenattentats. Für Deutschland meldete sich unter anderem Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu Wort: Die CDU-Politikerin bekundete die deutsche Solidarität mit der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus. „Unser Bündnispartner weiß, dass wir gemeinsam gegen den Terror stehen“, teilte die Ministerin mit. Die brutalen und schändlichen Anschläge von Istanbul seien durch nichts zu rechtfertigen.

Die brutalen und schändlichen Anschläge sind durch nichts zu rechtfertigen.

Ursula von der Leyen, Bundesverteidigungsministerin

Tatort Fußballstadion

Mittlerweile sind weitere Details zum Tathergang bekannt: Den türkischen Ermittlern zufolge explodierte die erste Bombe rund anderthalb Stunden nach dem Ende eines Fußballspiels zwischen den Erstligisten Besiktas Istanbul und Bursaspor in der Nähe des Stadions von Besiktas. Es habe sich um eine Autobombe gehandelt, die gegen die Sondereinsatzpolizei gerichtet und um 22.29 Ortszeit gezündet worden sei. Nur 45 Sekunden später sprengte sich ein Selbstmordattentäter im Macka Park neben dem Stadion in die Luft. Auch dieses Attentat sei gegen Polizisten gerichtet gewesen, die die Gegend wegen des Fußballspiels abgesichert hatten.

Trotz des Bekenntnisses der PKK-Splittergruppe sieht die türkische Führung auch den sogenannten Islamischen Staat als Mittäter. Erst am Montag hatte der IS seine Anhänger zu Anschlägen in der Türkei aufgefordert.

Verhaftungswelle und Angriff auf PKK-Stellungen

Auf der politischen Ebene scheint der Anschlag ein willkommener Grund für Recep Erdogan zu sein, weiter rigoros gegen Oppositionelle und Kritiker vorzugehen: Binnen weniger Stunden nahmen die Behörden 118 „prokurdische“ Politiker fest, darunter mehr als hundert Vertreter der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) – mittlerweile sollen es schon 220 sein. Und auch militärisch hat die Türkei bereits reagiert: Am Sonntagabend bombardierte die türkische Luftwaffe Stellungen der PKK im Nordirak. Die PKK hat seit Jahren ihr Hauptquartier in den Kandil-Bergen im Nordirak, türkische Militärinterventionen in dem Gebiet führen seit Jahren zu Spannungen zwischen Istanbul und Bagdad.