Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer treten erneut gegeneinander an. (Foto: Imago/Eibner Europa)
Österreich

Der ewige Wahlkampf

Nach der Wahl ist vor der Wahl: am 4. Dezember wählen die Österreicher einen neuen Bundespräsidenten - schon wieder. Zuvor debattieren Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen in vier TV-Duellen über die Zukunft der Alpenrepublik. Hauptthema des zweiten Aufeinandertreffens: Die EU, und ein möglicher „Öxit".

Im zweiten von insgesamt vier TV-Duellen haben sich die beiden Kandidaten um das österreichische Bundespräsidentenamt, Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen (Grüne), einen heftigen, aber im Vergleich zu vorherigen Duellen vergleichsweise gesitteten Schlagabtausch geliefert. Ein zentrales Thema diesmal war die Frage eines Austritts Österreichs aus der Europäischen Union.

Hofer plädiert für „Öxit“ bei weiterer „Fehlentwicklung der EU“

FPÖ-Kandidat Hofer – derzeit in den Umfragen vorne – sieht dabei die Möglichkeit eines Austritts der Alpenrepublik durchaus gegeben – „aber nur, wenn es in der Europäischen Union weitere Fehlentwicklungen gibt“, wie Hofer betonte. Welche Fehlentwicklungen er damit genau meint, sagte er indes nicht. Stattdessen äußerte er sich vergleichsweise optimistisch zur Zukunft der Union. „Ich bin nicht der Meinung, dass das Projekt der EU schon verloren ist“, sagte der 45-jährige bei dem Duell, das der Sender Puls4 übertrug. Der 72-jährige Van der Bellen, dessen Kampagne stark auf die Sorge vor einem solchen „Öxit“ setzt, sagte dagegen, er nehme Hofer diesen EU-Optimismus „in keiner Weise ab“.

Ich bin nicht der Meinung, dass das Projekt der EU schon verloren ist.

Norbert Hofer, FPÖ

Seit elf Monaten tobt in Österreich jetzt der Wahlkampf. Die Wahl am 4. Dezember ist bereits der dritte Anlauf, ein neues Staatsoberhaupt zu wählen. Die Stichwahl vom 22. Mai, die Van der Bellen knapp gewonnen hatte, war vom höchsten Gericht des Landes wegen Mängeln bei der Auszählung der Briefwahlstimmen annulliert worden, danach hatte ein Skandal um die Wahlumschläge den Zeitplan erneut durcheinandergewirbelt. Über die Monate haben sich auch die beiden Kandidaten offenbar besser kennengelernt, wie Alexander Van der Bellen betonte: „Ich habe zu lange gebraucht, um mitzubekommen, dass Herr Hofer sehr gut geschult ist. Jetzt, glaube ich, kann ich Sie besser einschätzen“, meint Van der Bellen gleich zu Beginn des Duells. „Jetzt haben Sie den Dreh heraus, sozusagen“, konterte Hofer.

Streit um umstrittene Buch-Veröffentlichung

Obwohl sich die beiden Kandidaten respektvoller gegenüber dem Kontrahenten verhielten als in den bisherigen TV-Duellen, gab es auch diesmal wieder hitzige Debatten – etwa, als die Sprache auf ein Buch kam, das Norbert Hofer 2013 als Herausgeber veröffentlichte. Dort spricht der Autor, ein FPÖ-Bezirksrat, davon, dass er Frauen mit „Brutpflegetrieb“ bevorzugen würde. Den Vorwurf, Hofer verbreite damit rechtsextremes Gedankengut, versuchte der FPÖ-Mann mehr schlecht als recht zu entkräften. „Jeder Mensch, jede Frau, jeder Mann soll selbstbestimmt leben können“, sagte Hofer zu seiner Verteidigung. Der Autor sei überdies seit vielen Jahren mit einer Jüdin verheiratet, das passe wohl kaum zu einem Rechtsextremen. Die Frage der Moderatorin, ob ihm die Veröffentlichung dieses umstrittenen Werks einfach „passiert“ sei, verneinte Hofer: „Nein, es ist mir nicht passiert, aber ich bin ja nicht die Zensur.“

Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet

Unterschiede gab es auch in der Flüchtlingspolitik: Während Van der Bellen sich auf das Motto „Wir schaffen das“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel berief, nannte Hofer diesen Slogan einen „kapitalen Fehler“.

In den jüngsten Umfragen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kandidaten ab – mit aktuell leichten Vorteilen für Hofer. Das zweite von vier TV-Duellen hat er einer Umfrage zufolge aber für sich entschieden: 49 Prozent fanden den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer besser – 41 Prozent sahen Van der Bellen vorne.