Von Subsahara-Afrika aus werden angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums, der fehlenden Perspektiven, der Armut und der Dürre große Flüchtlingsbewegungen ausgehen. Das prophezeien Experten. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller besucht deshalb die Länder Kenia, Tansania und Dschibuti. Kenia und Tansania gelten als Stabilitätsanker in der Region, auch wenn sie selbst mit Problemen wie Armut und Korruption kämpfen. Beide Länder unterstützt Deutschland im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit, etwa bei Projekten zur Entwicklung der Landwirtschaft oder zur Stärkung des Gesundheitssystems.
Müller besucht weltweit größtes Flüchtlingslager
Zum Auftakt seiner Afrika-Reise besuchte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller das weltweit größte Flüchtlingslager Dadaab in Kenia. Dort leben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR rund 350.000 Menschen. Die meisten von ihnen kommen aus dem von Islamisten geplagten Somalia. Nach Ansicht von Müller braucht Afrika neben einer Bildungsoffensive eine neue „grüne Revolution“, um die Ernährung der Menschen zu sichern.
60 Millionen Flüchtlinge weltweit stellen viele Entwicklungsländer vor gewaltigen Herausforderungen. 90 Prozent haben in Entwicklungsländern Zuflucht gefunden. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung muss die internationale Gemeinschaft den Menschen vor Ort wieder Perspektiven geben.
Gerd Müller, Bundesentwicklungsminister
Deutschland unterstützt Flüchtlinge in Kenia neben der Grundversorgung mit Ausbildungs- und Rückkehrerprogrammen. In Kenia leben insgesamt mehr als 660.000 Flüchtlinge, vor allem aus Somalia und dem Südsudan. Mehr als ein Drittel der kenianischen Jugendlichen ist arbeitslos. Die Bevölkerung des Landes wird sich laut UN-Prognosen bis 2040 verdoppeln. Das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kündigte deshalb an, sein Engagement bei Bildungsprojekten weiter auszubauen.
Innovationszentrum für neue Arbeitsplätze
Eine neue Milchverarbeitungsanlage soll zudem die Versorgung in der Region verbessern. Das vom deutschen Entwicklungsministerium aufgebaute Innovationszentrum dient dazu, das Einkommen von 15.000 kleinbäuerlichen Betrieben zu verbessern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das Projekt ist eingebettet in die Ausbildung an einer agrarwirtschaftlichen Hochschule. „Mit unseren 12 Grünen Innovationszentren in Afrika lösen wir durch den Transfer von Wissen und Technologie für ganze Regionen Entwicklungssprünge aus“, sagte Entwicklungsminister Müller. Bauern sollen so bessere Ernten erwirtschaften, mit denen sie sich nicht nur selbst ernähren, sondern auch ihren Lebensunterhalt verdienen können.
Damit gibt es Bleibeperspektiven für junge Menschen, die es auch in Kenia vom armen Land in die Städte zieht. Ernährungssicherung und Fluchtursachen bekämpfen gehen damit Hand in Hand.
Gerd Müller, Bundesentwicklungsminister
„Eine Welt ohne Hunger ist möglich“
Der Westen Kenias ist eine der ärmsten Regionen des Landes. Rund 700.000 kleinbäuerliche Haushalte, so das BMZ, bewirtschaften Parzellen von weniger als einem Hektar. Über die Hälfte der Menschen in Kenia lebt von der Landwirtschaft. Sie nutzen dafür die Hälfte der gesamten Fläche des ostafrikanischen Staats. Dennoch ist ein Fünftel unterernährt. In ganz Afrika leiden mehr als 200 Millionen Menschen unter Hunger. Davon ist besonders die ländliche Bevölkerung betroffen. Die durch die intensive Nutzung degradierten Böden weisen eine geringe Produktivität auf. Deshalb sind Schwerpunkte des Zentrums der Kartoffelanbau und die Milchwirtschaft. So soll die Fruchtbarkeit der Böden wieder hergestellt werden. Minister Müller glaubt: „Mit unserem Wissen können wir schon heute genug Nahrung für alle Menschen produzieren. Eine Welt ohne Hunger ist möglich.“ Fast 140 Millionen Euro stehen für die Grünen Zentren für fünf Jahre zur Verfügung – zwölf stehen in Afrika, ein dreizehntes in Indien.
Die fünftägige Reise durch Afrika beendet Bundesminister Gerd Müller am 2. April. Kurz vor der Deutschland-Reise des kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta.
Tausenden droht Hungertod
Millionen Menschen in Afrika droht wegen anhaltender Dürre eine Hungersnot. So zwingt nicht nur Krieg, sondern auch eine schwere Umweltkatastrophe weitere Millionen Menschen zur Flucht. Am Horn von Afrika leben in Äthiopien und Kenia zusammen rund 1,3 Millionen Flüchtlinge. Innerhalb Somalias sind weitere 1,1 Millionen Menschen auf der Flucht. Und auch im Südsudan flüchten mehr als 2,3 Millionen Menschen vor Gewalt. Mehr dazu lesen Sie hier: Tausenden droht Hungertod.
(BMZ/Merkur/AS)