Die Tiroler Regierung will die Fahrverbote auf den Winter ausweiten. Allerdings könnte darunter der Skitourismus leiden. (Foto: dpa/Roland Mühlanger)
Fahrverbote

Tirol: Schnitt ins eigene Fleisch

Das österreichische Bundesland Tirol will seine umfassenden Fahrverbote auch auf den Winter ausweiten. Bayerns Ministerpräsident Söder ist sich sicher: Der südliche Nachbar schadet sich damit nur selbst, besonders mit Blick auf den Skitourismus.

Die Ausweitung der regionalen Fahrverbote in Tirol auf die Skisaison schadet nach Ansicht von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor allem dem Tourismus in Österreich. „Ich finde das jetzt wirklich übertrieben. Ich habe ja Verständnis für manches, und es ist ja im Sommer ehrlich gesagt auch ganz gut gelaufen, aber es jetzt auf den Winter auszuweiten, bedeutet nichts anderes, als dass sich die Tiroler selber schädigen“, sagte der CSU-Chef.

Er glaube, dies sei am Ende nur eine Maßnahme, um die Menschen davon abzubringen, in den Winterferien nach Tirol in den Urlaub zu fahren. „Wie soll man denn noch in sein Skigebiet gelangen?“, sagte Söder.

Was die Österreicher jetzt machen, ist überdreht.

Markus Söder, CSU-Chef und Bayerischer Ministerpräsident

Zuvor hatte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) erklärt, dass die regionalen Fahrverbote in Tirol auch im Winter gelten sollen. Er begründete dies mit einem sonst drohenden Verkehrskollaps durch die Kombination von Güterverkehr, Skitourismus und Schnee. Seit Ende Juni seien rund 20.000 Fahrzeuglenker zurückgewiesen worden. Im Großraum Innsbruck und in den Bezirken Reutte sowie Kufstein gelten seit Ende Juni an Wochenenden Fahrverbote. Die derzeitigen Maßnahmen gelten bis 15. September.

Grüne und der Verkehr

Verkehrsexperten würden nun die genauen Geltungsbereiche und Zeiträume für den Winter ausarbeiten, sagte Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne), die in der schwarz-grünen Tiroler Regierung für Verkehrsfragen zuständig ist. „In welchen Bereichen die Fahrverbote im Winter zielführend sind und in welchen Zeiträumen diese gelten werden, ist Gegenstand der Analyse“, so Felipe.

Ziel dieser Maßnahmen ist es, dass die Reisenden nur die Autobahn und keine Ausweichrouten nutzen. Die Entscheidung führte zu heftiger Kritik aus Deutschland. Tirol pocht auf weitere Schritte wie eine Korridormaut von München bis Verona, um den Lkw-Verkehr über den stark belasteten Brenner zu drosseln.

Hoffnung auf neue Regierung in Wien

Söder betonte, er habe Verständnis dafür, dass Österreich von Deutschland eine schnellere Planung für den Anschluss der Bahn an den Brenner-Basis-Tunnel fordere. „Wir werden in Deutschland generell ein Beschleunigungsgesetz brauchen, um solche Bahnstrecken schneller zu bauen“, sagte er. „Aber das, was die Österreicher jetzt machen, ist überdreht.“ Er hoffe, dass es nach den Neuwahlen in Österreich am 29. September wieder eine Bundesregierung als Ansprechpartner gebe. „Denn das muss schon zwischen den beiden Ländern auf nationaler Ebene geklärt werden“, sagte Söder.

Auf österreichischer Seite muss endlich die Mautfreiheit bis Kufstein Süd angegangen werden.

Hans Reichhart (CSU), bayerischer Verkehrsminister

Inzwischen forderte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) von Tirol die Umsetzung des vereinbarten Zehn-Punkte-Maßnahmenplans. „Dazu muss auf österreichischer Seite auch endlich die Mautfreiheit bis Kufstein-Süd angegangen werden. So wie wir es im Juli in Berlin gemeinsam vereinbart haben“, sagte der Verkehrsminister. „Wir haben diese neuerlichen Ankündigungen zur Kenntnis genommen“, erklärte Reichhart zu den Winter-Fahrverboten. „Wir setzen weiter auf den Weg der Gespräche.“