Der Preis des Wachstums: Die Bevölkerung in Peking leidet unter dem Smog in der Stadt. Bild: Imago/Xinhua
Konjunktursorgen

Bayerns China-Exporte brechen ein

Die Sorgen über das Abflauen der chinesischen Wirtschaft wachsen. Die rückläufigen Geschäfte im Reich der Mitte bringen die weltweite Konjunktur ins Stottern. Das bekommt auch die bayerische Wirtschaft zu spüren, die 2016 wohl noch größere Einbußen verkraften muss als im vergangenen Jahr.

Nach Angaben der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) lagen die bayerischen Exporte nach China in der Zeit von Januar bis Oktober 2015 bereits um 12,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Einbußen verzeichnen demnach vor allem Hersteller von elektrischen Ausrüstungen, Maschinen, Kraftwagen- und Kraftwagenteilen sowie von EDV-Geräten, elektronischen und optischen Geräten. Glimpflich davon kamen noch die bayerische Premium-Auto-Hersteller: So verkaufte etwa BMW 2015 auf dem chinesischen Festland mit 463.736 Mini- und BMW-Fahrzeugen 1,7 Prozent mehr Autos als im Vorjahr. Und Audi vermeldete nur ein geringes Minus: Mit 570.889 Kunden (-1,4 Prozent) habe man ein sehr hohes Absatzniveau erreicht, teilt der Autohersteller aus Ingolstadt mit. Von zweistelligen Zuwachsraten, die viele Hersteller noch in den Jahren davor im Reich der Mitte gefeiert hatten, sind aber auch BMW und Audi mittlerweile meilenweit entfernt.

China ist Bayerns zweitwichtigster Exportmarkt

Vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt macht keinen Hehl daraus, dass Chinas anhaltende Konjunkturschwäche die bayerische Wirtschaft belastet. China sei nach den USA der wichtigste Exportmarkt für bayerische Produkte, und die Unternehmen im Freistaat würden die geringere Nachfrage bereits deutlich zu spüren bekommen. Im Jahr 2014 waren laut vbw noch Waren im Wert von 16,4 Milliarden Euro von Bayern nach China geliefert worden. Das entspricht 9,7 Prozent aller Exporte des Freistaats. Zum Vergleich: Der Anteil der Exporte in die USA lag bei 11,7 Prozent. Für die bayerischen Exporteure ist damit China von größerer Bedeutung als für die Kollegen in Gesamtdeutschland. Denn bundesweit rangiert China nur auf Rang vier der größten Exportpartner.

Zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt

In den ersten zehn Jahren des neuen Jahrtausends war die Wirtschaft im Reich der Mitte pro Jahr meist um mehr als zehn Prozent gewachsen. 2007 ging es sogar um mehr als 14 Prozent nach oben. Der chinesische Außenhandel hatte sich in zwölf Jahren verzehnfacht. Seit 2010 gilt China als die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA, was die Kaufkraft betrifft ist die Volksrepublik seit 2014 sogar die größte. Mit 3,9 Billionen US-Dollar hält China zudem weltweit die höchsten Devisenreserven.

„Derzeit hat China immer noch ein Wirtschaftswachstum von über sechs Prozent. Das Wachstumstempo wird sich aber sicherlich noch weiter abkühlen. Auch die Börsenturbulenzen könnten auf die Realwirtschaft durchschlagen. Das würde die bayerischen Ausfuhren zusätzlich belasten. Wir gehen aber davon aus, dass China auf absehbare Zeit neben den USA Bayerns wichtigster Exportpartner bleiben wird.“

vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt

Vor zwei Jahren beschloss die Regierung in Peking aber, die Grundlinien ihrer Wirtschaftspolitik neu auszulegen: Das bisherige Entwicklungsmodell wurde als nicht nachhaltig angesehen, gravierende soziale und ökologische Probleme häuften sich. Das zeigt zum Beispiel die erhebliche Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt, die die Regierung zuletzt zu drastischen Maßnahmen gezwungen hatte: Etliche kleinere Betriebe wurde zwangsgeschlossen. Ob und wann China die Kurve bekommen wird, an der Frage scheiden sich die Geister. Das Auswärtig Amt rechnet damit, dass sich aufgrund der demographischen Entwicklung der langfristige Wachstumstrend weiter abschwächen wird. Derzeit wächst die Wirtschaft im Reich der Mitte noch um gut sechs Prozent. Auch Vbw-Chef Bertram Brossardt rechnet damit, dass sich das Wachstumstempo weiter abkühlen werde. „Auch die Börsenturbulenzen könnten auf die Realwirtschaft durchschlage“, warnt er. Dies würde die bayerischen Ausfuhren zusätzlich belasten. Dennoch rechnet der vbw-Chef damit, „dass China auf absehbare Zeit neben den USA Bayerns wichtigster Handelspartner bleiben wird“.