Spitzen-Industriestandort Bayern: Fahrzeugmontage bei Audi in Ingolstadt. (Bild: imago images / Stephan Görlich)
Studie

Bayern ist industrieller Spitzenstandort

Im internationalen Vergleich von 45 Industriestandorten belegt Bayern den zweiten Platz – hinter den USA. Die größten Stärken hat der Freistaat in den Bereichen Markt und Staat. Auch Infrastruktur, Wissen und Ressourcen sind gut aufgestellt.

Im internationalen Vergleich von 45 Industriestandorten belegt der Freistaat den zweiten Platz. Das hat das aktuelle Standort-Ranking der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. ergeben.

Nur die USA sind besser

Die Studie wurde von der IW Consult GmbH erstellt. Anhand von 61 Einzelindikatoren wird darin die Standortqualität Bayerns mit den 45 wichtigsten Wettbewerber-Ländern verglichen. Lediglich die USA bieten demnach bessere Standort-Bedingungen als der Freistaat. Auf Platz drei folgt die Schweiz, auf Platz vier kommt Schweden, Deutschland steht auf Platz fünf. Dahinter liegen: Niederlande, Dänemark, Australien, Großbritannien und Japan.

Der Freistaat verbessert sich: Im vergangenen Jahr lag Bayern noch auf Platz vier und im Jahr davor auf Platz zwei. In Bayern hat die Industrie nach wie vor eine im nationalen und internationalen Vergleich hohe Bedeutung. Über ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung wird derzeit in Bayern vom Verarbeitenden Gewerbe erbracht. Damit hat Bayern weltweit den vierthöchsten Industrieanteil. Im Freistaat ist der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung sogar von 24,6 Prozent (2005) auf 27,2 Prozent (2017) gewachsen. Einen solche Stärkung der Industrie schaffen laut Studie in den Zeiten des Strukturwandels nur wenige Länder.

Große Stärken, wenig Schwächen

Die größten Stärken hat der Freistaat in den Bereichen Markt (Industrie-Dienstleistungsverbund, Unternehmenscluster, breite Wertschöpfungskette; Platz 1) und Staat (Ordnungsrahmen; Platz 2). Letzteres bedeutet: Die Staatsregierung hat gute Arbeit geleistet und sehr gute Rahmenbedingungen geliefert, wie auch die Studie betont: „Bayerns Stärke im Teilbereich Ordnungsrahmen wird vor allem von einer effizienten Regierung sowie einer großen unternehmerischen und wirtschaftlichen Freiheit bestimmt.“

Auch in den Bereichen Infrastruktur (Platz 5), Wissen (Platz 5) und Ressourcen (Platz 9) belegt der Freistaat jeweils Plätze in den Top 10. Im Detail bedeutet das:

  1. Wertschöpfungsketten: Die guten Marktbedingungen in Bayern zeigen sich in der höchsten Bewertung aller betrachteten Länder in Bezug auf Industrie-Dienstleistungsverbünde, der zweitbesten Bewertung der Unternehmenscluster und breiten Wertschöpfungsketten. Weitere Bewertungskriterien in diesem Bereich sind Komponenten wie die Kundenorientierung, die Marktgröße und die Offenheit der Märkte.
  2. Ordnungsrahmen: Bayern punktet bei den staatlichen Rahmenbedingungen vor allem mit der höchsten Bewertung aller betrachteten Länder im Bereich wirtschaftliche und unternehmerische Freiheit und einem effizienten Regierungsapparat.
  3. Innovationsumfeld/Wissen: Eine besondere Stärke Bayerns ist das Innovationsumfeld – hier erreicht der Freistaat die zweitbeste Bewertung unter den untersuchten Ländern. Die höchste MINT-Absolventenquote, hervorragende Forschungs- und damit verbundene Patentaktivitäten sowie eine hohe Produktivität und Technologieabsorption in den Unternehmen tragen dazu bei. Heraus kommt eine Verbesserung um vier Plätze.
  4. Infrastruktur: Der Freistaat verfügt neben einer hohen Lebenserwartung und überdurchschnittlichen IT-Infrastruktur über die leistungsfähigsten Logistiksysteme aller betrachteten Länder.

Hohe Steuern und Arbeitskosten belasten unseren Standort.

Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer

Nur der Bereich Kosten (Platz 40) macht Sorgen: „Vor allem wegen der hohen Arbeits- und Energiekosten sowie der Steuern landet der Freistaat im Kostenranking auf einer der hinteren Positionen“, steht in der Studie. „Allerdings ist die Kostenentwicklung für Bayern ein massiver Nachteil. Hohe Steuern und Arbeitskosten belasten unseren Standort. Wir liegen hier lediglich auf dem 40. Platz. Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandorts gerade im Kostenbereich endlich stärker in den Fokus nehmen. Die Verbesserung der Qualität unserer Standortbedingungen ist eine Daueraufgabe“, betonte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt bei der Vorstellung des Berichts.

Größte Konkurrenten: USA, Kanada und Japan

Die Studie hat auch untersucht, wie aktiv einzelne Länder auf den wichtigsten Exportmärkten Bayerns sind und dadurch eine hohe Wettbewerbsintensität mit dem Freistaat aufweisen. Von diesen Ländern stehen vor allem die USA, Kanada und Japan im Blickpunkt, da diese zudem eine hohe Standortqualität aufweisen und somit zu den größten Konkurrenten des Freistaats gehören.

Wir dürfen uns auf dem Erreichten nicht ausruhen.

Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer

„Unsere stärksten Wettbewerber sind aktuell noch traditionelle Industrieländer. Aber Wirtschaftsnationen wie China stellen eine große Herausforderung dar. Das Land hat die größte Wettbewerbsintensität mit Bayern und holt bei der Standortqualität stark auf“, erklärte Brossardt. „Wir dürfen uns daher auf dem Erreichten nicht ausruhen und müssen Schwächen ab- und Stärken ausbauen.“

Das Fazit der Studie: „Die Analyse der industriellen Standortqualität und der Teilrankings zeigt, dass Bayern weiterhin ein industrieller Spitzenstandort ist.“

Weitere Infos:

Die Studie steht unter www.vbw-bayern.de zum Download bereit.