Fürs ungetrübte Urlaubsvergnügen: Mit ausländischen Kreditkarten können in Griechenland problemlos auch höhere Beträge abgehoben werden. Bild: Imago
Urlauberrekord

Griechenland-Krise lässt Touristen kalt

Während die Politik um einen Kompromiss im Schuldenstreit mit Griechenland ringt und das Land dem Volksentscheid über seine Zukunft entgegenfiebert, bleibt die Tourismusbranche tief entspannt. Stornierungen von Reisen nach Griechenland gibt es so gut wie keine. Im Gegenteil: Die Hellas-Buchungen haben heuer zugenommen und liegen auf Rekordniveau.

„Die Gäste können ihren Urlaub ganz entspannt genießen, und das tun sie auch“, sagt Susanne Stünckel, Pressesprecherin des größten deutschen Reiseveranstalters TUI dem Bayernkurier. Nach Angaben der Sprecherin war 2014 bereits ein Tourismus-Rekordjahr in Griechenland – insgesamt reisten 24,5 Millionen Urlauber nach Hellas, jeder zehnte von ihnen war ein Deutscher. „In diesem Jahr liegen wir noch leicht darüber“, erklärt die Sprecherin. In der Service-Hotline des Reiseanbieters gibt es ihren Worten nach zwar vermehrt Anfragen zur Versorgungs-Lage in Hellas, die TUI-Mitarbeiter nehmen den Kunden aber die Ängste: „Wir empfehlen, etwas mehr Bargeld mitzunehmen“, sagt Stünckel auch mit Blick auf die Hinweise des Auswärtigen Amts. Im Zuge der Bankenschließungen könne es bei der Bargeldversorgung zu erheblichen Wartezeiten kommen, vereinzelt auch zu Engpässen bei der Ausstattung der Automaten mit Bargeld, heißt es darin. Pauschalurlaubern muss nach TUI-Angaben aber nicht bange sein: „Die touristischen Leistungen wie Flüge, Hotelübernachtungen oder Bustransfers sind eingekauft und vertraglich fixiert“, teilt der Reisekonzern mit. Alle veröffentlichten Preise behielten ihre Gültigkeit, Gäste, die „All-Inclusive“ gebucht hätten, seien ohnehin rundum versorgt.

Auch Individualurlauber haben angeblich nichts zu befürchten

Aber auch Individualurlauber haben nach Meinung von Konftantinos Kokkas nichts zu befürchten. Sein Reisebüro „Diadromes“ in Nürnberg hat neben Pauschalangeboten auch Individuelles für seine Kunden, und es vermittelt Ferienwohnungen. Stornierungen gebe es auch bei ihm keine, sagt Kokkas. Dafür sieht er auch nicht einen einzigen Grund: Es gebe in Griechenland zurzeit weder Probleme noch irgendwelche Begrenzungen für Touristen, macht der Reisekaufmann klar. Die Urlauber könnten so viel Geld aus den Automaten holen, wie sie möchten. Die Griechen dürfen das bekanntlich derzeit nicht, ihnen sind nur 60 Euro pro Tag erlaubt. Die vereinzelten Reisewarnungen aus Athen hält Kokkas aber für „Propaganda der inländischen Troika“, zu denen er vor allem „die Massenmedien und die Opposition“ im Land zählt.

Flug nach Griechenland gebucht, um mit „Nein“ zu stimmen

Der Grieche lebt mit seiner Frau und seiner Tochter seit 30 Jahren in Deutschland. Dass sein Herz aber nach wie vor voll für Hellas schlägt, ist den Worten des 58-Jährigen unschwer zu entnehmen: „Ich werde am Samstag nach Griechenland fliegen und am Sonntag mit Nein stimmen“, kündigt der Reisekaufmann seine Unterstützung für die Politik von Ministerpräsident Alexis Tsipras an. Dieser hatte seinem Volk bekanntlich zuletzt empfohlen, die Bedingungen von Griechenlands Gläubigern abzulehnen. Der Grieche aus Nürnberg steht fest hinter dem Regierungschef und ist entsetzt über die Spannungen zwischen seiner Heimat und dem Rest der Euro-Zone.