Zweimal wöchentlich direkt Güter von und nach China: Das Containerterminal am Hafen Nürnberg. (Foto: bayernhafen Nürnberg)
Gütertransport

Die Seidenstraße läuft über Nürnberg

Nürnberg und China rücken näher zusammen: Jetzt verkehrt der Güterzug Nürnberg-Chengdu zweimal pro Woche in beiden Richtungen. Die einfache Fahrzeit beträgt 15 Tage, etwa halb so lang wie mit dem Seeschiff. Haupttransportgut sind Autoteile.

Bereits seit Oktober 2015 verkehrt wöchentlich ein Güterzug zwischen der westchinesischen 14-Millionen-Industriemetropole Chengdu und dem Bayernhafen Nürnberg – im Rahmen der chinesischen „One Belt – One Road“-Initiative, auch „Neue Seidenstraße“ genannt. Jetzt hat der Betreiber des Zuges, der Railport Chengdu, wegen der hohen Nachfrage die Frequenz verdoppelt. So sind ab sofort wöchentlich zwei Züge in beiden Richtungen unterwegs. Die 10.000 Kilometer lange Fahrt über die südliche Route der sogenannten „Neuen Eisernen Seidenstraße“ über Polen, die Ukraine, Weißrussland, Russland und Kasachstan bis nach China dauert rund 15 Tage. Mit dem Seeschiff dauert hingegen beispielsweise die Passage Schanghai-Hamburg 20 bis 28 Tage.

Nürnberg liegt nun an der Seidenstraße!

Michael Fraas (CSU), Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg

Die Züge fahren konstant mit 41 Anhängern, die jeweils einen 40-Fuß-Container tragen – dies bleibt auch so bei den Spurwechseln zwischen der Standardspur und der russischen Breitspur. Das Umladen an der Grenze Polen-Weißrussland und der Grenze Kasachstan-China dauert je 45 Minuten. Beim Spurwechsel ist kein Neurangieren notwendig. In Chengdu läuft der Zug den Railport an, von dem aus die Container zu Zielen in ganz China weiterverteilt werden. In der Gegenrichtung läuft es genauso von Nürnberg aus, und zwar von und zu Zielen in ganz Süddeutschland und Norditalien.

Der bayernhafen Nürnberg bietet mit seinem trimodalen Containerterminal Bahn-Straße-Schiff eines der modernsten Güterumschlagzentren Süddeutschlands. Er gehört mit den Standorten Aschaffenburg, Bamberg, Roth, Regensburg und Passau zur bayernhafen-GmbH des Freistaats Bayern. Zudem war Nürnberg mit seiner verkehrsgünstigen Lage schon immer ein zentraler Warenumschlagplatz für ganz Süddeutschland.

Wirtschaftskooperation Nürnberg-Chengdu unterzeichnet

„Nürnberg liegt nun an der Seidenstraße!“, freut sich Michael Fraas (CSU), der Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg. Er betont die Bedeutung der Metropolregion Nürnberg als Automotive-Standort und die engen wirtschaftlichen Beziehungen mit China. „Nürnberg ist damit Brücke und Plattform für ganz Bayern und Süddeutschland für den europäisch-chinesischen Handel.“ Beim Besuch einer Nürnberger Wirtschaftsdelegation in Chengdu im November 2017 hatten Fraas und Chengdus Oberbürgermeister, Luo Qiang, bereits eine Wirtschaftskooperation zwischen beiden Städten unterzeichnet.

Doppelt fährt besser.

Alexander Ochs, Geschäftsführer der Hafen Nürnberg-Roth GmbH

„Stimmt die Wirtschaftskraft der Regionen, lassen sich auch tragfähige paarige Verkehre realisieren”, sagt Alexander Ochs, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des bayernhafen Nürnberg, der Hafen Nürnberg-Roth GmbH, „Unternehmen aus der gesamten Metropolregion Nürnberg haben so die Chance, ihre Zusammenarbeit mit chinesischen Kunden und Partnern weiter auszubauen – das bietet den Kunden nachhaltigen Mehrwert. Der zweite Zug nach Chengdu beweist: Das Konzept der eisernen Seidenstraße setzt sich in Bayern durch. Doppelt fährt besser.“

Logistik als Schlüssel für den Exporterfolg

Michael Fraas hebt auch die vergleichbare wirtschaftliche Entwicklung von Chengdu und Nürnberg hervor: „Chengdu ist eine traditionsreiche wie aufstrebende Stadt, die in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Strukturwandel durchlaufen hat und wie Nürnberg heute ein starkes Hightech-Profil hat. Daher gibt es neben dem Logistik-Sektor viele gemeinsame Anknüpfungspunkte, vor allem in den Bereichen Digitale Transformation, IT, Automatisierung, Mobilität sowie Energie-, Umwelt- und Medizintechnik. Ein weiteres Kernthema ist die Zusammenarbeit im Bereich Schule und Berufliche Bildung.“

Logistik hat als Wirtschaftsfaktor in der Stadt und Metropolregion Nürnberg einen hohen Stellenwert, wie Fraas unterstreicht. Für Nürnberg als exportorientierten Wirtschaftsstandort mit nahezu 50 Prozent Außenhandelsquote unterstützt Logistik die Exportwirtschaft ganz entscheidend. Nicht zuletzt wirkt Logistik auch als Jobmotor für alle Bereiche des Arbeitsmarkts. Aktuell gibt es 22.000 Logistikarbeitsplätze in der Stadt Nürnberg und 100.000 Beschäftigte in der Metropolregion.