In Bayern werden zehntausende Kilometer Glasfaserkabel verlegt. (Foto: dpa/Rolf Vennenbernd)
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Glasfaser für jeden Bauernhof

Der flächendeckende Internetausbau ist eines der zentralen Vorhaben der Staatsregierung. Wie es um die Bereitbandversorgung im Freistaat bestellt ist und wo weiter Bedarf besteht, zeigt eine Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

„Wenn wir wollen, dass in den ländlichen Regionen die Unternehmen bleiben, dann ist dafür die digitale Infrastruktur mindestens so wichtig wie die Verkehrsinfrastruktur“, mit dieser Mahnung präsentierte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, eine neue Studie seines Hauses zum Stand der Digitalisierung in Bayern.

Wunsch nach mehr Bandbreite

Der Freistaat kommt beim Internet-Ausbau gut voran, aber die Ansprüche steigen weiter – so lässt sich das Ergebnis der Untersuchung zusammenfassen. Wie wichtig das Datennetz inzwischen für die Unternehmen in Bayern ist, verdeutlichte Brossardt mit einigen Zahlen: 48 Prozent der Firmen nutzen bereits Cloud-Computing, 40 Prozent bieten ihren Mitarbeitern Home-Office an, 36 Prozent halten Video-Konferenzen ab.

Bayern stellt bis zu 1,5 Milliarden Euro für schnelles Internet bereit.

Staatssekretär Albert Füracker

Bei kabelgebundenen Netzen sähen 57 Prozent der Unternehmen bis 2020 steigenden Bandbreitenbedarf, berichtete Brossardt. Im Jahr zuvor waren es demzufolge nur 31 Prozent. Fast die Hälfte der Firmen erwarte, 2020 Übertragungsgeschwindigkeiten von über 50 Megabit pro Sekunde zu benötigen. 14 Prozent rechneten sogar mit über 100 Megabit pro Sekunde.

Bayern liegt deutschlandweit vorne

Beim aktuellen Ausbaustand des Breitbandnetzes steht Bayern, immerhin das größte deutsche Flächenland, im bundesweiten Vergleich laut vbw gut da. Der Freistaat liege bei der Versorgung von Haushalten mit schnellen Internetanschlüssen sowohl in seinen städtischen als auch ländlichen Regionen deutlich über dem deutschen Durchschnitt. Der vbw-Untersuchung zufolge konnten Ende 2016 rund 62,5 Prozent der bayerischen Haushalte auf Verbindungen mit mindestens 30 Mbit/s zurückgreifen. Da sind mehr als zehn Prozentpunkte mehr als im Rest der Republik.

Für ganz Deutschland sieht die vbw beim Netzausbau allerdings noch beträchtlichen Nachholbedarf. Vergleiche man die mittlere Übertragungsrate, liege Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Betrachte man aber die Verbreitung von Glaserfaserkabeln, hinke das Land deutlich hinterher: Während laut vbw-Studie etwa in Japan und Südkorea mehr als 70 Prozent der Anschlüsse über Glasfaserkabel laufen, sind dies in Deutschland gerade einmal 1,6 Prozent. In Bayern sind es immerhin neun Prozent. Nur jedes zehnte Unternehmen in Bayern, so Brossardt, verfüge derzeit über einen Glasfaseranschluss. Mehr als ein Drittel sehe dafür aber Bedarf.

Einzigartiges Förderprogramm

Finanz- und Heimatstaatssekretär Albert Füracker stellte angesichts der Wünsche der Unternehmen klar, dass der Netzausbau die Angelegenheit der Wirtschaft sei. Nur dort, wo der Markt versage, springe in Bayern die Politik ein. Kein anderes Bundesland verfüge über ein ähnliches Breitbandföderprogramm wie der Freistaat, so Füracker. „Bayern stellt bis zu 1,5 Milliarden Euro für schnelles Internet bereit.“ Bayernweit seien bereits 2.147 Förderbescheide für den Breitbandausbau an 1.686 Kommunen mit einer Gesamtfördersumme von rund 730 Millionen Euro übergeben worden. 97 Prozent aller Kommunen in Bayern nähmen schon am Förderverfahren teil.

Auch die letzten weißen Flecken auf der Landkarte Bayerns wollen wir an die Datenautobahn anschließen.

Staatssekretär Albert Füracker

„Allein bei den bisher im Ausbau befindlichen Projekten werden über 40.000 km Glasfaserleitungen verlegt“, berichtete der Staatssekretär. „Damit können künftig weitere 700.000 bislang unversorgte Haushalte mit schnellem Internet versorgt werden, vor allem im ländlichen Raum.“ Nach Abschluss aller laufenden und geplanten Baumaßnahmen würden voraussichtlich 96 Prozent der bayerischen Haushalte mit schnellem Internet versorgt sein, sagte Füracker.

Netz ohne weiße Flecken

Um auch abgelegene Höfe und Weiler ans schnelle Internet anzuschließen, habe die Staatsregierung mit dem Höfebonus die zweite Stufe der bayerischen Gigabit-Initiative gestartet, so der Staatssekretär. „Auch die letzten weißen Flecken auf der Landkarte Bayerns wollen wir an die Datenautobahn anschließen“, betonte er. Die bisherigen individuellen Förderhöchstbeträge der Kommunen würden dafür verdoppelt, der Fördersatz werde auf 80 Prozent angehoben. 400 Millionen Euro stünden dafür zusätzlich zur Verfügung. „Bayern braucht flächendeckend schnelles Internet“, so Füracker.