Ab März 2018 beginnen Mitarbeiter in diesem Büro die Arbeit der Bayerischen Vertretung in Tel Aviv. (Bild: Bayerische Staatskanzlei)
Neue Vertretung

Impulse aus Israel

Israel hat sich unter anderem zu einer Ideenschmiede für bayerische Autobauer entwickelt. Mit einer neuen Vertretung will der Freistaat die Kooperation beider Länder vorantreiben. Davon profitieren vor allem junge Unternehmensgründer.

Israel und Bayern – zwei Staaten, die einem Ehepaar ähneln. So sieht es zumindest Dan Shaham-Ben Hayun, der bis August 2017 Generalkonsul des Staates Israel war. „Israel und Bayern sind komplementär, aber sie ergänzen sich: die Israelis kommen mit mehreren, manchmal auch verrückten Ideen und die Bayern machen daraus einen Projektplan“, sagte er am bayerisch-israelischen Freundschaftsabend im Sommer im Bayerischen Landtag.

Auch Guy Katz, israelisch-deutscher Professor für Internationales Management und Führung an der FOM Hochschule in München, setzt auf die Ambivalenz der Beziehung zwischen Israelis und Bayern. Seit 13 Jahren lebt der gebürtige Israeli in der Landeshauptstadt. „Wenn die Eigenschaften verrückt und ordentlich zusammenkommen, lernen beide Partner vor allem auch viel über sich selbst“, sagt er. Über das Austauschprogramm „Bavaria Israel Partnership Accelerator“ (BIPA) brachte er in den vergangenen zwei Jahren rund 100 Studenten und zwanzig Firmen aus Bayern und Israel zusammen.

Partnerschaft mit der Startup-Nation

So eine Kooperation beider Länder will der Freistaat in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie, Bildung und Jugendaustausch weiter ausbauen.

Europaministerin Beate Merk hat dazu am 5. Dezember eine Auslandsvertretung im Zentrum Tel Avivs eröffnet. „Für uns gehört beides zusammen: der Blick zurück in die Vergangenheit und der Blick voraus in die Zukunft. Unser Büro soll die gesamte Breite der bayerisch-israelischen Beziehungen widerspiegeln“, sagte Merk. „Wir wollen eine lebendige Erinnerungskultur und eine starke bayerisch-israelische Partnerschaft im 21. Jahrhundert.“

Wir wollen eine starke bayerisch-israelische Partnerschaft.

Beate Merk, bayerische Außenministerin

Israel hat sich zu einem der dynamischsten Standorte für Startups und IT-Sicherheit entwickelt. Dort gibt es die höchste Dichte an Startups weltweit und das Gründer-Ökosystem zieht Investoren aus der ganzen Welt an. 1400 Hightech-Startups wurden 2015 gegründet. 320 internationale Konzerne haben ihre Entwicklungszentren in Israel.

Israel: Ideenschmiede für Autobauer

Dabei nimmt die Informations- und Kommunikationstechnologie-Industrie in Israel einen Anteil von über zwanzig Prozent an der Wertschöpfung ein. Unter den OECD-Mitgliedern ist das der zweithöchste Anteil nach Südkorea. Immer wichtiger wird Israel beispielsweise als Ideenschmiede für bayerische und deutsche Autobauer: BMW kooperiert mit der israelischen Firma Mobileye seit 2016, VW investierte 300 Millionen Euro in die Taxi-App Gett. Und auch Daimler eröffnete in diesem Frühjahr ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Israel. Was die Konzerne anzieht, ist unter anderem Israels Expertise in Sachen Cybersecurity, Big Data Analytics und industrielles „Internet of Things“ (IoT; Internet der Dinge). Aber nicht nur die ganz Großen suchen den Austausch. Auch diejenigen sind interessiert, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen. Bei der Industrie- und Handelskammer in München und Oberbayern sind über 800 Unternehmen registriert, die Geschäftsbeziehungen zu Israel haben. Knapp 40 besitzen Niederlassungen.

Was macht Israel als Startup-Nation erfolgreich?

Die Gründe für Israels Erfolg als Startup-Nation sind verschiedene. Innovationsdruck, das Militär und die Unternehmenskultur spielen dabei entscheidende Rollen. Seit jeher mangelt es dem Land an Rohstoffen – das zwingt es, sich auf andere Bereiche wie Technologie zu spezialisieren. Durch die Einwanderungswellen in den 1980er und 1990er Jahren aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kamen viele gut ausgebildete Akademiker, die sich als Firmengründer etablierten. Denn nicht alle konnten in der akademischen Szene Israels unterkommen. Das israelische Militär gilt zudem als Existenzgarant des kleinen Landes. Dabei verfügt es oft über Technologien, die anschließend auch im zivilen Bereich zum Einsatz kommen. So wird die Elektrooptik-Technologie von Spionagesatelliten in der Medizintechnik angewendet. Und aus der Eliteeinheit „8200“ für Cyberkriegsführung stammen viele Gründer von Cybersecurityfirmen im zivilen Sicherheitsbereich. Auch kulturelle Gründe, wie beispielsweise ein positiverer Umgang mit dem Scheitern als Unternehmer, eine sehr direkte Kommunikationskultur und flache Hierarchien tragen mit dazu bei.

Was passiert in der Vertretung in Tel Aviv?

Aktuell gibt es knapp zwanzig Kooperationen zwischen bayerischen und israelischen Hochschulen. Für die Zukunft sind weitere Projekte wie etwa ein Doktoranden-Programm zwischen der Technischen Universität München und israelischen Partneruniversitäten, ein Praktikum für israelische Studenten in bayerischen Unternehmen und ein Israel-Desk bei der Bayerischen Forschungsallianz geplant.

Die drei Mitarbeiter des Büros im Zentrum Tel Avivs sollen am 1. März 2018 unter dem designierten Leiter Steven Schmerz offiziell ihre Arbeit beginnen. Bayern will im kommenden Jahr insgesamt 300.000 Euro in die Einrichtung investieren. Bisher war der Freistaat mit seinem Repräsentanten Godel Rosenberg in Tel Aviv vertreten. Bayern hat weltweit 26 Auslandsvertretungen, darunter in Vietnam, USA, Südafrika, China und Chile. Zu den zentralen Aufgaben der Mitarbeiter zählt, Unternehmen als Ansprechpartner bei der Erschließung neuer Exportmärkte zu helfen.