Begehrt bei Investoren aus Fernost: KUKA-Roboter im BMW-Werk Regensburg. Für 3,7 Milliarden Euro übernimmt gerade ein chinesischer Konzern den Hersteller von Industrierobotern. (Foto: Imago/M. Segerer)
Investoren

Chinas Expansion nach München

Die Handelskammer des asiatischen Wirtschaftsriesen eröffnet ein Büro in der Landeshauptstadt - in Räumen der "Bank of China" am Lenbachplatz. Beim Einweihungstermin klagen chinesische Offizielle über "Protektionismus" in der Bundesrepublik und "falsche Signale aus Deutschland". Bayern will ausländische Investitionen in Schlüsseltechnologien künftig einschränken.

Vor dem Hintergund der massiven Expansion chinesischer Unternehmen ins Ausland hat die Chinesische Handelskammer einen Ableger in München eröffnet. Von Räumlichkeiten am Lenbachplatz aus sollen drei Mitarbeiter Wirtschaftskontakte für chinesische Unternehmer in Bayern knüpfen. Bei dem offiziellen Eröffnungstermin im bayerischen Wirtschaftsministerium kamen jedoch auch die aktuellen wirtschaftspolitischen Verwerfungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik zur Sprache.

Werben um faire Bedingungen

Zurückhaltend mahnte Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer die „schrittweise Angleichung der Bedingungen“ und den „fairen Austausch zum beiderseitigen Nutzen“ an. Denn deutsche Unternehmen können in China nur unter Einschränkungen investieren. Während Firmen aus der größten Volkswirtschaft Asiens derzeit im großen Stil deutsche Hightech-Unternehmen kaufen. „In Bayern stehen Ihnen alle Türen offen“, warb Pschierer dennoch um die rund hundert anwesenden Vertreter chinesischer Firmen. In Bayern gebe es zahlreiche „Global Players“, eine ganze Reihe von „Hidden Champions“ im Mittelstand.

Diese haben die asiatischen Investoren längst entdeckt. Die chinesischen Teilnehmer der Veranstaltung drückten ihre Anliegen bei dem Termin unverblümter aus. Unter Verweis auf die Übernahme des Augsburger Roboter-Herstellers KUKA durch den chinesischen Elektrogeräte-Produzenten Midea beklagte der Präsident der Handelskammer, Cai Zhengxin, er höre „in letzter Zeit einige negative Stimmen“. Wenn diese zur Mainstream-Meinung würden, „wird das unsere gemeinsamen Interessen gefährden“. Nach seinen Berechnungen haben chinesische Firmen derzeit 8,5 Milliarden Dollar in der Bundesrepublik investiert, während deutsche Investoren in China rund 20 Milliarden angelegt hätten. Die Münchner Generalkonsulin Mao Jongqiu ergänzte: „China hat gerade erst zu investieren begonnen.“

Es gilt, sich nicht selbst abzuschotten. Nur durch Kooperation kann man die Schwierigkeiten überwinden.

Wang Weidong, Botschaftsrat der Volksrepublik China

Von „Protektionismus“, „Unsicherheit“ und „falschen Signalen aus Deutschland“ sprach auch der Vertreter der chinesischen Botschaft in Berlin, Wang Weidong. „Es gilt, sich nicht selbst abzuschotten. Nur durch Kooperation kann man die Schwierigkeiten überwinden“, sagte Wang.

Schutz für Schlüsseltechnologien

Hintergrund für die Beschwerden: Auf bayerischen Antrag hatte sich der Bundesrat jüngst in einer Entschließung für einen besseren Schutz deutscher Technologien gegen unerwünschte ausländische Firmenübernahmen ausgesprochen. Ohne China dabei direkt zu nennen. „Im vergangenen Jahr haben wir eine deutliche Zunahme strategisch motivierter ausländischer Investitionen in Kernkompetenzen und Schlüsseltechnologien unserer Industrie erlebt“, hatte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nach der Abstimmung gesagt.

Unter anderem soll der Bund Direktinvestitionen von mehr als 25 Prozent verbieten können, wenn diese nicht vorrangig auf „marktwirtschaftlichen Überlegungen“ basieren. „Häufig stecken staatliche Subventionen dahinter, die zu überhöhten Preisen und damit zu erheblichen Marktverzerrungen führen“, kritisierte Aigner. Einer Untersuchung der Unternehmensberatung EY zufolge haben Unternehmen aus China ihre Investitionen in Europa 2016 auf 86 Milliarden Euro verdreifacht.

Enge Verflechtung von Staat und Ökonomie

Wie nah bei der chinesischen Wirtschaftsoffensive staatliche Institutionen und private Wirtschaft zusammenarbeiten, zeigt auch das neue Handelskammer-Büro in München. Für eine auf zwei Jahre angelegte „Testphase“ ziehen die drei Mitarbeiter zunächst in die Räumlichkeiten des staatlichen Geldinstituts „Bank of China“. Sie werden von Mitgliedsunternehmen der Kammer gestellt und bezahlt. Erst nach dieser Versuchsphase soll die Kammer ein eigeständiges Büro erhalten. Nach Angaben der Managerin der Münchner Bank-Filiale, Li Kuang, verwaltet das Institut mit zehn Mitarbeitern in Bayern Vermögenswerte in Höhe von einer Milliarde Euro.

Handelsvolumen: 30 Milliarden im Jahr 2016

Nach Angaben des bayerischen Wirtschaftsministeriums sind derzeit 300 chinesische Firmen im Freistaat tätig. Das Handelsvolumen zwischen Bayern und China lag 2016 bei rund 30 Milliarden Euro. Im Mai will Ministerpräsident Horst Seehofer mit einer Wirtschaftsdelegation nach China reisen.