Lufthansamaschinen auf dem Flughafen München. (Bild: imago/argum)
Zahlen

Höhenflug am Münchner Airport

So viele Passagiere wie 2016 hatte der Münchner Airport noch nie, auch immer mehr Flugzeuge starteten und landeten an Bayerns Drehkreuz. Die Attraktivität des Standortes steigert das im vergangenen Jahr eröffnete Satellitenterminal.

Trotz mehrerer massiver Streiks am Münchner Flughafen stieg die Zahl der Passagiere im vergangenen Jahr um drei Prozent auf den neuen Höchstwert von 42,3 Millionen. Die Zahl der Starts und Landungen legte um vier Prozent zu, die Luftfracht wuchs mit rund 334.000 Tonnen um fünf Prozent. Insgesamt registrierte der Airport mehr als 394.000 Starts und Landungen. Ohne die Streiks wäre das Plus noch größer ausgefallen, so der Flughafen, nämlich um rund fünf Prozent. Für dieses Jahr wird bei den Flugbewegungen anhand der vorliegenden Anmeldungen der Airlines ein weiteres Plus von vier Prozent erwartet.

Nach den bisher vorliegenden Anmeldungen der Airlines erwarten wir für 2017 abermals ein Plus von vier Prozent bei den Flugbewegungen.

Michael Kerkloh, Flughafenchef

Den stärksten Passagierzuwachs gab es 2016 bei Fernflügen nach Asien. Das weltweite Streckennetz ab München wurde um zehn auf 257 Ziele ausgebaut. Ab März startet die Lufthansa-Tochter Eurowings mit wöchentlich 89 Flügen ab München.

Die Verkehrsbilanz fiel nicht immer so rosig aus. Beispielsweise zählte die Deutsche Flugsicherung (DFS) im Jahr 2012 am Airport im Erdinger Moos 395.210 Flugbewegungen. Das waren 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Diese Zahl lag zudem noch unter dem durchschnittlichen Minus der 16 größten deutschen Flughäfen, das laut DFS bei zwei Prozent lag.

Schnell und bequem

Um sich für mehrere Millionen Fluggäste zu rüsten, hat der Münchner Flughafen seine Infrastruktur mit einer vollautomatischen U-Bahn zu einem weiteren Satellitengebäude weiter ausgebaut. Seit Ende April 2016 verbindet die führerlose U-Bahn das Terminal 2 mit dem neuen Gebäude.

Wenn’s richtig hoch her geht, können pro Stunde knapp 11.000 Fluggäste je Richtung zwischen Terminal 2 und Satellitengebäude fahren. Lang dauert die Fahrt nicht – bei durchschnittlich 25 Stundenkilometer und 400 Meter Strecke brauchen Fluggäste weniger als eine Minute. Doch nicht nur mit Schnelligkeit, auch mit Komfort punktet das System. Denn für Passagiere der Lufthansa und ihren Partnerairlines, deren Flug im Satellit startet oder endet, fällt auch der Bustransfer dank zusätzlicher Abstellpositionen für Flugzeuge weg.

Marktgeschrei am Flughafen

Beeindruckt hat Finanzminister Markus Söder nicht nur die Premierenfahrt, auch das Satellitengebäude macht was her. Passagiere erwartet dort ein Nachbau des Münchner Viktualienmarktes. Auch fünf neue Lounges sowie 27 weitere Gebäudepositionen, über die sie ins Flugzeug einsteigen können. Insgesamt sind 52 Gates auf drei Passagierebenen in dem stangenförmigen Satelliten untergebracht.

Airport-U-Bahn zum ViktualienmarktPlay Video
Airport-U-Bahn zum Viktualienmarkt

Konzept als „Green Satellite“

Neben allem Komfort wird um Satellit auch Nachhaltigkeit groß geschrieben. Die CO2-Emissionen sollen um 40 Prozent niedriger sein als bei den beiden bestehenden Terminals. Dafür sorgen eine spezielle Klimatisierung, LED-Technik und eine Klimafassade.

Der Neubau hat dem Airport unter anderem zum ersten Platz im Flughafenranking 2016 des Deutschen Kundeninstituts (DKI) verholfen. Laut Wirtschaftswoche, die in Zusammenarbeit mit dem DKI die Studie präsentierte, wird nun in München das Warten auf den Anschlussflug zum Erlebnis: Das DKI lobte vor allem die hohe Aufenthaltsqualität. Dazu zählen neben Internetlounges, Waschräumen und Ruhezonen auch ein Casino, ein Wellnessbereich und ein Flugsimulator.

Flughafen gehört zur Weltspitze

Das internationale Drehkreuz kann sich noch mit weiteren Auszeichnungen brüsten. Bei den im Frühjahr jährlich verliehenen „World Airport Awards“ des Londoner Luftfahrtinstituts Skytrax wurde der bayerische Airport im vergangenen Jahr mit dem Titel „Europameister 2016″ bedacht. Damit konnte der Flughafen München bereits zum neunten Mal in den vergangenen elf Jahren diese Platzierung erreichen.

Bester Flughafen der Welt blieb 2016 der Flughafen Singapur Changi, den zweiten Platz belegte der Flughafen Incheon in Seoul und mit dem dritten Platz im weltweiten Ranking wurde der Flughafen München ausgezeichnet. Im regionalen Wettbewerb der europäischen Flughäfen ging der Flughafen München als Sieger hervor und wurde zusätzlich „Best Airport Central Europe“. Vor zwei Jahren erhielt der Münchner Airport bereits als erster Flughafen Europas vom Skytrax-Institut das Qualitätssiegel „5 Sterne Airport“.

Kollegiale Arbeitsatmosphäre

Besonders stolz sind die Betreiber des Flughafen München auf die Auszeichnung als „Top nationaler Arbeitgeber 2016 – Deutschlands beste Arbeitgeber im Vergleich“ in der Branche Verkehr und Logistik, die ihm im vergangen Jahr vom Magazin Focus infolge der national größten Arbeitnehmerbefragung verliehen wurde. In Zusammenarbeit mit dem Karrierenetzwerk Xing sowie dem größten deutschsprachigen Arbeitgeberbewertungsportal kununu wurden die Stärken des Flughafens München herausgestellt, beispielsweise die Arbeitsatmosphäre und der kollegiale Zusammenhalt. Darüber hinaus ist er von Focus Money und Deutschland Test zu Deutschlands bestem Ausbildungsbetrieb 2016 in der Kategorie der Unternehmen von 4.001 bis 10.000 Mitarbeitern und in der Branche Transport und Logistik gewählt worden, so der Münchner Merkur.

„Eisbären“ im Einsatz

Schnee und Eis führen im Winter zu Hochbetrieb am Münchner Airport: Bei frostigen Temperaturen laufen die Flugzeugenteiser auf Hochtouren.

Denn aus Sicherheitsgründen müssen Flugzeuge vor dem Start von Schnee und Eis befreit werden. Die Vereisung an Tragflächen und Leitwerken würde sonst die aerodynamischen Eigenschaften des Flugzeugs beeinträchtigen. Am Münchner Flughafen befinden sich am Beginn der Startbahnen insgesamt zwölf Enteisungsflächen. Bei starkem Schneefall sind auf jeder dieser Flächen bis zu sechs spezielle Enteisungsfahrzeuge – die sogenannten „Eisbären“ – im Einsatz. Im Winter können bis zu 68 Maschinen, darunter alle Flugzeugtypen, pro Stunde von Schnee und Eis befreit werden.

Bayerns Drehscheibe

Die 1949 gegründete Flughafen München GmbH (FMG) betreibt den Münchner Flughafen, der am 17. Mai 1992 an seinem heutigen Standort eröffnet wurde. Gesellschafter der FMG sind der Freistaat Bayern mit 51 Prozent, die Bundesrepublik Deutschland mit 26 Prozent und die Landeshauptstadt München mit 23 Prozent. Konzernweit beschäftigt die FMG mit ihren 15 Tochtergesellschaften mehr als 8500 Mitarbeiter. Mit insgesamt mehr als 32.000 Beschäftigten bei über 550 Unternehmen gehört der Flughafen München zu den größten Arbeitsstätten Bayerns. Fluggäste haben die Wahl zwischen 257 Zielen in aller Welt.

Im Frühjahr wollen Staatsregierung, Bund und Landeshauptstadt als Flughafen-Eigentümer entscheiden, ob sie den Bau einer dritten Startbahn vorantreiben und dazu einen neuen Bürgerentscheid in München abhalten wollen. Das Projekt liegt seit dem ablehnenden Münchner Bürgerentscheid von 2012 auf Eis.