Deutschlands schönster Wohlfühl-Flughafen: Der Franz-Josef-Strauss-Airport hat Fraport von der Spitze verdrängt. (Bild: Flughafen München GmbH/ Werner Hennies)
Flughafen-Ranking

München überflügelt Frankfurt

Mit internationalen Auszeichnungen wurde Münchens „Five-Star-Airport“ in der Vergangenheit schon häufig bedacht. Jetzt stellt er endlich auch den großen Rivalen in Frankfurt in den Schatten. Im Flughafenranking 2016 des Deutschen Kundeninstituts (DKI) hat MUC die Spitze erklommen. Ab sofort wird er als „Bester Flughafen Deutschlands“ geführt.

Jetzt ist auch die letzte Scharte ausgewetzt: Dass München dem Fraport – immerhin Deutschlands größter Airport – den Rang abgelaufen hat, dürfte die Verantwortlichen im Erdinger Moos einmal mehr mit Stolz erfüllen: Wie in den Jahren davor hatte das DKI heuer die zehn wichtigsten Airports in Deutschland unter die Lupe genommen: 4800 Fragebögen von Reisende wurden ausgewertet, die Institutsmitarbeiter sprachen mit Flughafenbetreibern, analysierten das Flugangebot und die Anbindung an die Städte. Sogar anonyme Tester, die die Angebote und Service-Leistungen überprüften, schickten sie in die Abflughallen.

Neuer Satellit bringt MUC an die Spitze

Den Sprung auf Platz eins haben die Münchner laut Wirtschaftswoche, die in Zusammenarbeit mit dem DKI die Studie präsentiert, auch dem neuen Satelliten-Gebäude zu verdanken, das im Frühjahr dieses Jahres eröffnet wurde. 900 Millionen Euro haben die Flughafen München GmbH (FMG) und die Deutsche Lufthansa bekanntlich darin investiert. Nun gibt es noch mehr Platz, Abfertigungskapazitäten und Gates. Doch das ist freilich nicht alles – in München wird das Warten auf den Anschlussflug zum Erlebnis: Das DKI lobt vor allem die hohe Aufenthaltsqualität. Dazu zählen neben Internetlounges, Waschräumen und Ruhezonen auch ein Casino, ein Wellnessbereich und ein Flugsimulator.

Optimaler Service für Geschäftsreisende

Gemeckert wird, wenn überhaupt, auf sehr hohem Niveau: So sei gemessen am Fluggastaufkommen (40,9 Millionen im vergangenen Jahr) die Zahl der Gepäckbänder in München gering, heißt es im DKI-Bericht. Ein weiteres Haar in der Suppe wird in der Entfernung zur Landeshauptstadt gesehen: „Die große Distanz zum Münchener Hauptbahnhof von 35 Kilometern wurde als negativ bewertet.“ Das war es aber dann auch schon. Für alles andere gibt es die Note „sehr gut“. Geschäftsreisende schwärmen von den 33 Konferenz- und Meetingräumen, separaten Arbeitsbereichen, einem Fax- und Druckservice sowie der unbegrenzten und kostenlosen WLAN-Nutzung. Ein ähnlich gutes Angebot für Geschäftsreisende unterhält in Deutschland nur der Flughafen in Hamburg.

Tegel ist Armutszeugnis für deutsche Hauptstadt

Ein einziges Debakel bietet sich Fluggästen derweil weiterhin in Berlin. Weil der Pannenflughafen BER immer noch nicht fertig ist und das Angebot am Airport Schönefeld überschaubar ist, führt für viele Reisende am „Tegel“ kein Weg vorbei. „Freude am Aufenthalt haben dort die wenigsten“, heißt es dazu in der Studie. In der wichtigen Kategorie „Prozesse“ gab es eine glatte sechs, die „Aufenthaltsqualität“ wurde mit mangelhaft bewertet. Der Airport ist mit gut 21 Millionen Fluggästen hoffnungslos überlastet, das DKI sieht die Maximalkapazität schon um 75 Prozent überschritten. An den Gepäckbändern bilden sich lange Schlangen, es gibt zu wenige Sitzmöglichkeiten und Ruhezonen. Auch Internetterminals oder Lounges sucht man in Berlin vergeblich – ein Armutszeugnis für die deutsche Hauptstadt.

Nürnberg auf gutem fünften Rang

Über ein sehr ordentliches Ergebnis darf sich derweil der zweitgrößte bayerische Flughafen in Nürnberg freuen. Er erhielt in den fünf untersuchten Kategorien viermal ein „gut“, für die „Prozesse“ im Airport gab es sogar die Bestnote. Damit rangiert der „Albrecht Dürer“-Flughafen der Frankenmetropole bundesweit auf Rang fünf vor Stuttgart (Platz 6), Hamburg (7), Düsseldorf (8), Köln Bonn (9) und Schlusslicht Berlin-Tegel (10). Hinter München und Hamburg landete Hannover auf Rang 3, gefolgt von Bremen (4).

Kann München Spitzenplatz halten?

Ob München seinen Spitzenplatz über Jahre halten kann, dürfte auch davon abhängen, inwieweit er in Zukunft seine Kapazität steigert. Wie berichtet, können schon jetzt in den sechs täglichen Stoßzeiten kaum noch zusätzliche wirtschaftlich nutzbare Zeitfenster für Starts- und Landungen (Slots) vergeben werden. Damit wird es schwierig, neue Ziel anzubieten. Der Bau einer dritten Startbahn steht deshalb wieder weit oben auf der Agenda.