vbw-Präsident Alfred Gaffal. (Bild: Anja Schuchardt)
vbw-Frühjahrsindex

Gute Stimmung, wachsende Skepsis

Die wirtschaftliche Lage für Bayerns Wirtschaft ist gut - doch die Stimmung trübt sich ein. Zu diesem Ergebnis kommt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in ihrer Frühjahrsprognose. Verbandspräsident Gaffal wünscht sich dennoch weitere Verbesserungen für die Unternehmen im Freistaat - denn Probleme wie der Flüchtlingszuzug und die abkühlende Weltwirtschaft belasten die Geschäfte.

„Die Lage der bayerischen Wirtschaft ist nach wie vor gut“, stellte vbw-Präsident Alfred Gaffal gleich zu Beginn der Rede zur Vorstellung des vbw-Frühjahrsindexes fest. Doch nach Einschätzung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft wächst die Skepsis vor der weiteren Entwicklung bei den Unternehmen im Freistaat. Internationale Krisen, wie die mangelnde Zusammenarbeit unter den EU-Staaten in der Flüchtlingsdebatte, die Krisen in der Ukraine oder Griechenland hätten einen negativen Einfluss auf die Zahlen der bayerischen Konzerne. Dennoch stieg der vbw-Frühjahrsindex auf 131 Punkte – und liegt damit über dem Wert aus dem vorangegangenen Herbst.

Bayern hat die wenigsten Arbeitslosen

Und auch sonst kann die vbw einige gute Nachrichten verkünden: So hatte Bayern im vergangenen Jahr mit nur 3,6 Prozent wieder einmal die niedrigste Arbeitslosenzahl in der Bundesrepublik. Zum Vergleich: Die Nachbarn in Baden-Württemberg kommen auf 3,8 Prozent. Trauriger Spitzenreiter ist Bremen mit 10,9 Prozent.

„Zum Jahresende gab es in Bayern 5,25 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte“, stellte Alfred Gaffal fest. Das sind fast 150.000 Jobs mehr im Verlauf des letzten Jahres. „Das sind tolle Zahlen, das ist eine tolle Entwicklung“, lobte der vbw-Präsident.

Die Lage ist gut – doch die Skepsis wächst

Die Lage sei also nicht schlecht, die Perspektiven seien ordentlich, so Gaffal weiter. Doch die Unsicherheiten nähmen in den letzten Monaten ebenfalls zu. Gerade im bayerischen Baugewerbe seien die Aussichten unterschiedlich. Während beim Wohnungsbau – nicht zuletzt auch wegen dem starken Zuzug durch Flüchtlinge und Asylbewerber – ein deutlicher Anstieg erwartet wird, werbe der gewerbliche Bau nur moderat wachsen. „Die Aussichten für die Industrie in Bayern sind dagegen verhalten“, berichtete Gaffal. Die Wachstumsprognosen für die bundesdeutsche Gesamtwirtschaft seien in den letzten Wochen allesamt nach unten korrigiert worden. „Im Schnitt wird für Deutschland ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent erwartet“, so der vbw-Chef. Bayern liege hierbei über dem Schnitt: Für den Freistaat rechnet die vbw mit einem Wachstum von 1,8 Prozent.

Dieser Anstieg habe allerdings auch mit Sondereffekten zu tun – vom niedrigen Ölpreis bis zum günstigen Wechselkurs, der für die Exportnation Bayern besonders wichtig ist. „Wir dürfen uns davon aber nicht blenden lassen“, warnte Gaffal. Die Politik müsse weiter daran arbeiten, das unternehmerfreundliche Umfeld im Freistaat zu erhalten und weiter auszubauen. Dabei fordert die vbw die Erarbeitung einer „Agenda 2020“. Dank der Agenda 2010 sei der deutsche Arbeitsmarkt flexibler und dynamischer geworden, stellte Gaffal fest. „Wir haben hohe Steuereinnahmen, die Sozialpolitik erst möglich machen. Und gerade jetzt brauchen wir mehr denn je einen flexiblen Arbeitsmarkt.“