Hightech in München: Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Ministerpräsident Horst Seehofer mit Solarzellen aus dem Drucker beim Rundgang über die Internationale Handwerksmesse. Bild: GHM
IHM

„Handwerk 4.0“

Die digitale Welt ist auch aus dem Handwerk nicht mehr wegzudenken. Das ist die Kernbotschaft der diesjährigen Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München. Neben der Digitalisierung standen bei Eröffnung am heutigen Mittwoch vor allem die Nachwuchssuche und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt im Mittelpunkt.

Die Zeiten, in denen Planunterlagen nur auf dem Postweg den Handwerker erreichten, sind längst vorbei: Die Büros erledigen das heutzutage schnell und bequem per Internet. Die Dateien sind jedoch oft sehr groß, ohne schnelle Verbindung wartet der Handwerker eine kleine Ewigkeit, der Breitbandausbau tut Not. Ministerpräsident Horst Seehofer erklärte heute bei der Messeeröffnung, dass es für ein großes Flächenland wie Bayern schwierig sei, flächendeckend schnelles Internet zu schaffen. Doch der Freistaat wolle das bis 2018 schaffen und investiere dafür mit 1,5 Milliarden Euro mehr als jedes andere Bundesland.

Drohnen helfen Dachdeckern

Dass das Bayerische Handwerk nicht von gestern ist, machten auch die Worte des Handwerks-Präsidenten für München und Oberbayern, Georg Schlagbauer, deutlich: Er berichtete unter anderem von Drohnen, die bei Dachdecker-Arbeiten über den Häusern schweben, 3-D-Druckern und CNC-Fräsmaschinen. Die Digitalisierung sei aus dem Handwerk nicht mehr wegzudenken, sagte Schlagbauer.

Die diesjährige IHM steht ganz im Zeichen des digitalen Wandels. Dieses Thema ist beim Handwerk gut aufgehoben, denn Handwerkerinnen und Handwerker sind kompetente und kreative Gestalter.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner

Mahnende Worte kamen allerdings von EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, der aus Brüssel zugeschaltet war: Er forderte das deutsche Handwerk auf, die Chancen der Digitalisierung stärker zu nutzen. Wer dies „nicht aktiv angeht, wird in fünf oder zehn Jahren nicht mehr in der Wirtschafts- und Arbeitswelt sein“, orakelte der EU-Kommissar. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner machte sich da keine Sorgen: Die diesjährige IHM stehe ganz im Zeichen des digitalen Wandels, sagte sie. Und „dieses Thema ist beim Handwerk gut aufgehoben, denn Handwerkerinnen und Handwerker sind kompetente und kreative Gestalter“, so die Ministerin. Technischer und digitaler Fortschritt in Verbindung „mit exzellentem Können und Kreativität“ seien die Kernkompetenzen, erklärte Aigner und sprach vom ,Handwerk 4.0‘.

Flüchtlingen Orientierung geben

Wir berichtet, hatte das Bayerische Handwerk zuletzt eine positive Bilanz gezogen, die jedoch vom Fachkräfte- und Nachwuchsmangel getrübt wird. Laut Handwerkskammer suchten zuletzt allein in Oberbayern noch 45 Prozent der Betriebe Auszubildende. Hoffnungen werden in die jungen Asylbewerber gesetzt, die die Lücke schließen könnten. Deutschlandweit sollen in den nächsten Jahren im Handwerk 10.000 Flüchtlinge vorqualifiziert werden. Der deutsche Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sagte bei der Messe-Eröffnung, dass vielen von ihnen noch Schulbildung und Sprachkenntnisse fehlten. Doch wenn man den Flüchtlingen Orientierung gebe und Integrationsbereitschaft einfordere, sei er zuversichtlich, „dass ein hoher Prozentsatz in eine Ausbildung vermittelt werden kann“, so Wollseifer.

Wir brauchen praxisgerechte Lösungen. Dafür wird sich die bayerische Staatsregierung auch weiterhin mit Nachdruck einsetzen.

Emilia Müller, Bayerische Arbeitsministerin

Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Handwerk ein verlässlicher Partner der Vereinbarung „Integration durch Ausbildung und Arbeit“ sei. Die Initiative der Bayerischen Staatsregierung mit der Wirtschaft und der Arbeitsverwaltung will bis 2019 rund 60.000 Flüchtlinge in Arbeit bringen. Das Handwerk engagiere sich dabei in besonderem Maße, betonte Müller. Dieses Engagement könne aber nur erfolgreich sein, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmten. Sie seien die Grundlage für Wohlstand und Wachstum. „Das darf nicht durch unnötige Bürokratiebelastungen, zum Beispiel durch überzogene Anforderungen im Rahmen der Mindestlohnregelung, aufs Spiel gesetzt werden“, forderte Müller. „Wir brauchen praxisgerechte Lösungen, dafür wird sich die bayerische Staatsregierung auch weiterhin mit Nachdruck einsetzen.“

Die Eltern haben nach wie vor den größten Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder.

BIHK-Präsident Eberhard Sasse über die Kampagne „Elternstolz“

Die Nachwuchssuche nimmt auf der Messe insgesamt viel Raum ein: So präsentieren bei der Aktionsschau „YoungGeneration“ 20 Aussteller Berufseinsteigern verschiedene Handwerksberufe. „Das Handwerk bietet unseren Schulabgängern eine gute berufliche Zukunft“, betonte Ilse Aigner. Die Wirtschaftsministerin verwies auch auf die Werbe-Kampagne „Elternstolz“, die ihr Ministerium zusammen mit den bayerischen IHKs und der bayerischen Handwerkskammer initiiert hat. Darin wird verdeutlicht, dass eine „Karriere mit Lehre“ erstrebenswert ist und Eltern stolz darauf sein können, wenn ihre Kinder den dualen Berufsbildungsweg einschlagen. „Die Eltern haben nach wie vor den größten Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder“, nannte BIHK-Präsident Eberhard Sasse den Hintergrund der Kampagne.

1000 Aussteller aus 32 Ländern

Auf der Internationalen Handwerksmesse sind heuer über 1000 Aussteller aus 32 Ländern vertreten. Vom 24. Februar bis 1. März sind die Besucher eingeladen, Neuheiten und Leistungen zu entdecken und das Handwerk auch zum Teil in eigens aufgebauten Werkstätten zu erleben.

Internationale Handwerksmesse in MünchenPlay Video
Internationale Handwerksmesse in München