Containerhafen Hamburg: Die deutschen Exporte im Jahr 2015 erreichen einen Rekordwert. (Bild: Imago/STPP)
Handel

Deutschland feiert ein Exportfeuerwerk

Deutsche Unternehmen stellen neue Rekorde auf: Im vergangenen Jahr haben sie Waren im Wert von 1195,8 Milliarden Euro ins Ausland verkauft. Das sind 6,4 Prozent mehr als im bisherigen Topjahr 2014 - und so viele wie noch nie. Mehr als die Hälfte der deutschen Ausfuhren gehen in Länder der Europäischen Union.

Die deutschen Exporte haben im Jahr 2015 einen neuen Rekordwert erreicht. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 1195,8 Milliarden Euro ins Ausland. Mehr als die Hälfte davon, nämlich Güter im Wert von 693,9 Milliarden Euro, gingen in Länder innerhalb der EU. Gegenüber dem Vorjahr haben die gesamten Exporte damit um 6,4 Prozent zugelegt.

Dämpfer zum Jahresende

Überraschend bekam das Hoch im Dezember jedoch eine empfindliche Delle. Nach einem starken Sommer und Herbst mit monatlichen Exportwerten von deutlich mehr als 100 Milliarden Euro, sanken die Warenausfuhren im letzten Monat des Jahres auf 91,9 Milliarden Euro. Dabei stiegen die Exporte in EU-Staaten im Dezember sogar noch um 9 Prozent. Ökonomien wie China, Brasilien oder Russland kauften jedoch viel weniger Waren „Made in Germany“. Experten sehen darin bereits erste Auswirkungen dieser schwächelnden ehemaligen Motoren der Weltwirtschaft auf die Exportnation Deutschland.

Die gesamten Importe für das Jahr 2015 beziffert das Statistische Bundesamt mit ebenso rekordverdächtigen 948 Milliarden Euro, einem Plus von 4,2 Prozent. Wodurch ein Überschuss von 213,6 Milliarden Euro entsteht. „Trotz eines schwierigen Jahres erweisen sich die deutschen Exporte als sehr robust“, kommentiert der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, Anton Börner, erfreut. „Wenig Grund für Feierstimmung“ sieht angesichts des hohen Exportüberschusses jedoch Gabriel Felbermayr, Volkswirtschafts-Professor an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität mit Schwerpunkt Außenhandel. Viele Güter würden von den Käufern nicht direkt bezahlt, sondern mit Schuldverschreibungen verrechnet. „Mit der Differenz zwischen Exporten und Importen baut die deutsche Volkswirtschaft  Forderungen gegenüber dem Ausland auf. Das ist nicht besonders klug“, sagte Felbermayr dem Bayernkurier. Dahinter sieht der Ökonom „eine Investitionsschwäche im Inland“, weil die ausstehenden Kreditsummen nicht für unternehmerische Aktivitäten in Deutschland zur Verfügung stehen.

Aufholjagd mit den USA

Mit dem neuen Rekordwert schließt Deutschland auf der Liste der stärksten Exportnationen zum bisherigen Spitzenduo China und USA auf. Die chinesische General Administration of Customs bleibt die Gesamtzahlen für das vergangene Jahr zwar bislang schuldig. Das US Department of Commerce beziffert die amerikanischen Waren-Ausfuhren hingegen auf umgerechnet 1351,8 Milliarden Euro, das waren 106,1 Milliarden weniger als im Jahr 2014.