Abschied: Die Hanns-Seidel-Stiftung verlässt das legendäre Wildbad Kreuth. Bild: avd
Hanns-Seidel-Stiftung

Abschied aus Wildbad Kreuth

Die Hanns-Seidel-Stiftung und damit auch die Landtagsfraktion und die Landesgruppe der CSU verabschieden sich aus dem legendären Wildbad Kreuth, in dem so viele historische Entscheidungen fielen. Der Grund ist die jüngst von den Eigentümern, dem Haus Wittelsbach, drastisch erhöhte Miete. Im Januar 2016 werden die letzten Klausuren stattfinden.

Der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung hat in seiner heutigen Sitzung einen Beschluss zur Zukunft des seit 1975 gemieteten Bildungszentrums Wildbad Kreuth (Landkreis Miesbach) gefasst. Demnach läuft der bestehende Mietvertrag zum 31. März 2016 aus und wird im Einvernehmen mit den Eigentümern, dem Haus Wittelsbach, nicht weiter verlängert. Seit 1976 finden alljährlich im Januar die Klausurtagungen der CSU-Landesgruppe im Bundestag und der bayerischen CSU-Landtagsfraktion hier statt.

„Wenn etwas trotz aller Bemühungen nicht darstellbar ist, ohne die finanzielle Möglichkeit unserer Stiftung zu gefährden, muss man so etwas tun“, erklärte auch CSU-Chef Horst Seehofer. Er habe selbst intensive Gespräche mit der Besitzerin von Wildbad Kreuth, Herzogin Helene in Bayern, geführt, aber es gebe bei den Finanzen der Stiftung Grenzen. „Der Mythos ist die Klausurtagung. Und das ist meine geringste Sorge, Mythen herzustellen“, so Seehofer weiter. Als neuen Ort für die Klausurtagungen der CSU haben der Parteivorstand und die CSU-Landesgruppe das oberbayerische Kloster Andechs vorgeschlagen. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Die Landtagsfraktion wird eine eigene Wahl treffen. Möglicherweise springt das oberfränkische Kloster Banz ein.

Geist von Kreuth

Dies ist auch ein Abschied vom „Geist von Kreuth“, von vielen als „Kreuther Geist“ verulkt – und dennoch eine Redewendung mit legendärem Ruf. Hier fielen wichtige Entscheidungen wie 1976 der Trennungsbeschluss der CSU-Bundestagsgruppe aus der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU, der später wieder aufgehoben wurde.

Getrennt marschieren, vereint schlagen.

Franz Josef Strauß 1976 zum Trennungsbeschluss

Vor der Bundestagswahl 2002 ging von Kreuth das Signal zur Kanzlerkandidatur von CSU-Chef Edmund Stoiber aus. Bei der Landtagsklausur 2007 wurde der Rückzug von Edmund Stoiber als bayerischer Ministerpräsident eingeleitet. Und hier verkündete Horst Seehofer 2012 den Plan, Bayern bis 2030 schuldenfrei zu machen.

Die Entscheidung der Hanns-Seidel-Stiftung den Vorstandsbeschluss nachfolgend im Wortlaut:

„Der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung hat sich in mehreren Sitzungen mit dem Ende März 2016 auslaufenden Mietvertrag Wildbad Kreuth, den damit verbundenen Verhandlungen mit der Eigentümerin von Wildbad Kreuth sowie den notwendigen Entscheidungen über die weitere Nutzung von Wildbad Kreuth als Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung befasst. Wildbad Kreuth hat sich in vier Jahrzehnten zu einem Zentrum für politische Diskussionen und für politische Bildungsarbeit entwickelt, aber auch zu einem geistig-kulturellen und politisch geprägten Ort.

Dennoch: Eine Verlängerung des Mietvertrags zu den bisherigen Konditionen über März 2016 hinaus war nicht möglich. Ein Mietvertrag zu neuen Konditionen wäre mit erheblich erhöhten finanziellen Belastungen verbunden gewesen. Dadurch müsste die im Zentrum stehende Bildungsarbeit der Hanns-Seidel-Stiftung eingeschränkt werden. Nach Abwägung aller Aspekte kommt der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung zu dem Ergebnis, dass ein neuer Mietvertrag mit entsprechend höheren Anforderungen nicht leistbar ist. Der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung bedankt sich ausdrücklich für die über vier Jahrzehnte sehr gute Zusammenarbeit mit dem Hause Wittelsbach. Der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung sichert den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bildungszentrum Wildbad Kreuth alle nur möglichen Hilfestellungen bei den notwendigen Veränderungen zu.“