Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. (Foto: StMI)
CSU Mittelfranken

„Wir sind ein Kraftzentrum Bayerns“

In Gunzenhausen trifft sich die CSU Mittelfranken an diesem Samstag zum Bezirksparteitag. Einziger Kandidat für den Vorsitz ist der bisherige Bezirksvorsitzende, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Wolfram Göll befragte ihn zu seiner Zwischenbilanz, den strukturellen Spezifika des Bezirks sowie den nächsten Plänen.

Bayernkurier: Wie hat sich Mittelfranken in den letzten Jahren entwickelt? Wo ging es voran?

Joachim Herrmann: Mittelfranken ist ein Kraftzentrum Bayerns. Investoren aus dem In- und Ausland schätzen die vielfältige Industrie- und Dienstleistungskompetenz, die ausgezeichnete Wissenschafts- und Forschungslandschaft, das reiche kulturelle Brauchtum und die herrlichen Landschaften sowie die hervorragende Infrastruktur. Die Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach ist Impulsgeber für den gesamten nordbayerischen Raum und hat eine wichtige Brückenfunktion zu den mittel- und osteuropäischen Ländern. Die Wachstumsraten der vergangenen zehn Jahre zeigen ebenso wie die aktuellen Studien zur Wettbewerbsfähigkeit von deutschen und europäischen Standorten: Mittelfranken befindet sich weiter auf dem Weg nach oben und nimmt eine führende Rolle unter den deutschen Technologieregionen ein. Besonders hervorheben möchte ich die Entwicklung der Arbeitslosenquoten. So lag im Mai 2005, das Jahr, in dem die Regierung Schröder am Ende war, die Arbeitslosenquote in Mittelfranken bei 9,3 Prozent. Heute, zehn Jahre später, haben wir die Arbeitslosenquote auf 4,4 Prozent mehr als halbieren können. Das ist nach zehn Jahren Kanzlerin Angela Merkel eine einmalige Erfolgsgeschichte für Mittelfranken.

 

Bayernkurier: Mittelfranken ist ja strukturell sehr unterschiedlich, einmal der Ballungsraum Nürnberg, aber drumherum viel ländlicher Raum – gerade die „gemütliche Ecke“ Süd- und Westmittelfranken. Was haben Sie, wo hat die Staatsregierung, wo hat die CSU etwas dazu beigetragen, dass diese Teile enger zusammenwachsen?

Herrmann: Gerade die kulturelle Vielfalt und die Unterschiede zwischen Stadt und Land machen Mittelfranken so attraktiv. Jede Region hat ihren eigenen Reiz, ihre eigene Geschichte, ihre Chancen und Herausforderungen. Besonders die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen führt uns deutlich vor Augen, wie kraftvoll sich der ländliche Raum in Mittelfranken entwickelt: In Erlangen-Höchstadt haben wir derzeit eine Arbeitslosenquote von 2,2, im Landkreis Fürth 2,9, im Nürnberger Land 2,7, in Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim 2,3, in Roth 2,7 und in Weißenburg-Gunzenhausen 2,9 Prozent. Damit steuern wir fast schon auf die Vollbeschäftigung zu. An diesem Beispiel wird der Erfolg unserer Politik im ländlichen Raum messbar. Aber auch die Städteachse entwickelt sich prächtig, weil wir sie mit gezielten Investitionen, besonders in die Infrastruktur und den Wissenschaftsstandort weiterentwickeln.

 

Bayernkurier: Was sind Ihre vordringlichen Pläne für Mittelfranken für die nächsten Jahre?

Herrmann: Es geht eben genau darum, die Stärken der einzelnen Teile Mittelfrankens weiterzuentwickeln und gezielt Schwerpunkte setzen. So wird die Schullandschaft in Mittelfranken weiter wachsen. In Ansbach und in Roth haben wir Staatliche Fachschulen neu errichtet, in Greding eine Staatliche Wirtschaftsschule und in Wendelstein ein neues Gymnasium. In Ansbach erweitern wir die Landesfinanzschule Bayern, wir investieren auch erhebliche Mittel in den Ausbau der Hochschullandschaft in Mittelfranken. Da ist zum Beispiel der Neubau des Chemikums an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mit dem ‚Aufbruch Bayern Aktionsplan Demografischer Wandel‘ bauen wir bestehende Stärken der bayerischen Hochschullandschaft weiter aus und vernetzen sie mit der außerhochschulischen Forschung und der Wirtschaft vor Ort.

Der Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige läuft in Mittelfranken auf Hochtouren. Der Freistaat unterstützt die mittelfränkischen Kommunen dabei tatkräftig. Zur guten medizinischen Versorgung in Mittelfranken soll am Universitätsklinikum Erlangen als weiterer Baustein des Struktur- und Entwicklungskonzepts bis zum Jahr 2018 der Neubau für ein Operatives Zentrum der Chirurgie mit einer Nutzfläche von fast 15.000 Quadratmetern und Schätzkosten von 165 Millionen Euro entstehen. Auch im ländlichen Raum werden die Strukturen hier weiter ausgebaut. So werden beispielsweise in der Kreisklinik Gunzenhausen die Funktions- und Pflegebereiche mit fast 30 Millionen Euro vom Freistaat vollständig modernisiert. Auch bei der Sicherheit sparen wir in Mittelfranken nicht. Neben den bisherigen zentralen Infrastrukturmaßnahmen für rund 100 Millionen Euro, mit denen wir von 1991 bis 2014 in Mittelfranken 22 Polizeidienststellen saniert oder neu gebaut haben, werden wir bis zum Jahr 2016 zwei neue Unterkunftsgebäude bei der neunten Bereitschaftspolizeiabteilung in Nürnberg für insgesamt rund 23 Millionen Euro fertigstellen.

Selbstverständlich gehört zu den wichtigen Zukunftsprojekten auch der Ausbau einer leistungsfähigen Infrastruktur. Zum weiteren Ausbau des Bundesfernstraßennetzes haben wir im Regierungsbezirk Mittelfranken 17 Maßnahmen an Bundesstraßen mit einer Gesamtlänge von rund 180 Kilometern im Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Daneben steht die Anmeldung von 28 Projekten an Autobahnen, die eine Gesamtlänge von rund 700 Kilometern umfassen. Der S-Bahn-Ausbau im Raum Nürnberg in den letzten Jahren ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte für die europäische Metropolregion mit einer Verdreifachung der Strecke auf 224 Kilometern, einem verbesserten Takt und moderneren Fahrzeugen. Ob Kultur, Brauchtum, Erhalt des geschichtlichen Erbes, ob umweltfreundliche Energie und Klimaschutz, ob Natur und Umwelt oder eine starke Landwirtschaft – es gäbe noch viele Bereiche zu nennen, die wir weiterentwickeln.