Damit Bayern die führende Wirtschaftsregion bleibt, müssen im Sinn der Dynamik die Funken sprühen, meint die Junge Union. (Foto: Imago/Marius Schwarz)
Junge Union

Weichen für Bayerns Zukunft

Bayern hat einen wirtschaftlichen Spitzenplatz in Deutschland und Europa inne. Doch der laufende rasante Wandel erzwingt massive Investitionen und politische Initiativen, um den Freistaat fit zu machen für die Zukunft, betont die Junge Union Bayern.

Die neue Arbeitswelt gut gestalten, Unternehmensgründerkultur fördern, Globalisierung und Handel nutzen, die Wissenschaft entfesseln und Bayern zum mobilsten Land Europas machen – das sind die Hauptpunkte des Leitantrags „Bayern 2030 – Weichen stellen für die Zukunft“, den die Landesversammlung der Jungen Union (JU) in Erlangen mit großer Mehrheit verabschiedet hat. Zunächst konstatiert die JU, Bayern habe eine hervorragende Ausgangssituation: Zuwanderung aufgrund hervorragenden Wirtschaftswachstums und vieler Arbeitsplätze mit sehr guter Bezahlung, starke innere Sicherheit, ausgeglichene Staatsfinanzen und bis 2030 komplette Schuldenfreiheit.

Was heute Spitzentechnologie ist, kann binnen weniger Jahre völlig veraltet sein.

Junge Union Bayern

Doch „Bayerns Wohlstand ist nicht in Stein gemeißelt“, so die JU. Die künftige Prosperität Bayerns ist demnach gefährdet durch vier Hauptfaktoren („Megatrends“): den demographischen Wandel, denn die Geburtenquote Bayerns liegt mit 1,48 Kindern pro Frau sogar unter dem Bundesdurchschnitt; Verstädterung und Landflucht; globale Kräfteverschiebung vom Westen hin zu Asien; eine massive Digitalisierung und Automatisierung unter den Stichworten „Industrie 4.0“ und „Internet of things“. So hätten 70 Prozent der Arbeitnehmer in Europa Angst, durch Digitalisierung und Automatisierung ihren Job zu verlieren. „Was heute Spitzentechnologie ist, kann binnen weniger Jahre völlig veraltet sein“, so die JU.

Die neue Arbeitswelt gestalten

Die Arbeitswelt Bayerns stehe vor einem massiven Wandel, diagnostiziert die JU. „Wir wollen nicht durch das Festhalten an alten Techniken zum Industriemuseum Ruhrgebiet 2.0 werden. Bayern muss das Land der Vollbeschäftigung bleiben“, fordert der CSU-Nachwuchs. Sieben Maßnahmen seien dazu nötig:

  • Der Freistaat müsse seine Unternehmer aktiv auf die anstehenden Herausforderungen vorbereiten und dabei besonders die mittelständischen Unternehmen unterstützen. In Bayern würden sich hier besonders Telemedizin („digitale Sprechstunde“) anbieten oder flächendeckendes autonomes Fahren.
  • Schon jetzt müsse das Kultusministerium die Lehrpläne entsprechend ausrichten. Gemeinsam mit Industrie und Handwerk sollten die Schulen deutlich mehr Schüler für natur- und ingenieurwissenschaftliche Ausbildungen sowie klassische Handwerksberufe begeistern, um dem Fachkräftemangel vorzubeugen.
  • Staatliche Programme zur Weiterbildung der Arbeitnehmer müssen Pflicht werden.
  • Bayern soll weltweite Vorzeigeregion für die „Industrie 4.0“ werden. Dazu sollten gezielt Automatisierungstechnologien und die Entwicklung von künstlicher Intelligenz in Bayern gefördert werden, betont die JU. Dier eröffne die Möglichkeit, abgewanderte Arbeitsplätze und Produktionsstätten wieder nach Bayern zurückzuholen.
  • Das Bayern der Zukunft benötigt flexiblere Arbeitszeiten bei gleichzeitigem Arbeitnehmerschutz und gleichbleibender Wochenarbeitszeit.
  • Der Staat muss bei der Digitalisierung mit gutem Beispiel vorangehen, etwa mit digitaler Verwaltung und Online-Bürgerportalen.
  • Die JU will das deutsche Erfolgsmodell der dualen Ausbildung stärken und fitmachen für die Veränderungen durch die Digitalisierung.

Unternehmensgründer-Kultur stärken

Bayern ist bereits jetzt das Vorzeigeland der kleinen und mittelständischen Unternehmer, lobt das JU-Grundsatzpapier. Doch auch hier kann man noch einiges verbessern: Etwa besondere Förderung von Start-up-Unternehmen außerhalb des Münchner Ballungsraumes. Denn hier herrschen bereits hohe Lebenshaltungskosten und Mieten. Daher ist der Ausbau des Glasfaser- und des 5G-Handy-Netzes in ganz Bayern vordringlich. Jeder bayerische Landkreis soll Gründerzentren und Beratungen für junge Unternehmen aufbauen. Die Gründung von Unternehmen muss noch deutlich unbürokratischer erfolgen.

Die überbordenden bürokratischen Steuer- und Statistikpflichten dürfen junge Unternehmer nicht erschlagen. „Die Kosten zur Erstellung und zum Nachweis an die Finanzbehörden eine zu große und unnötige Belastung“, vor allem angesichts mangelnder Gewinne in den ersten drei Jahren nach der Gründung eines Unternehmens, so die JU. Ein weiterer Punkt betrifft den Wandel der gesellschaftlichen Mentalität, wenn jemand einmal eine Neugründung in den Sand setzt: „Die Junge Union setzt sich mit Nachdruck für einen gesellschaftlichen Wandel ein. Scheitern muss erlaubt sein.“ Denn viele Unternehmer seien erst im zweiten oder dritten Anlauf erfolgreich gewesen, daher brauche es eine „Kultur der zweiten Chance“.

Globalisierung als Chance

„Das bayerische Wirtschaftsmodell hat in den letzten Jahrzehnten stark von der Globalisierung profitiert“, stellt die JU fest. Zu Export-Königen hätten sich nicht nur die Edel-Automarken BMW und Audi, sondern auch viele „Hidden Champions“ im Mittelstand entwickelt. Dieses Wirtschaftsmodell gerate aber durch nationale Abschottung und durch fehlende Bereitschaft zu Handelsabkommen in Gefahr.

„Die wirtschaftliche und soziale Prosperität Bayerns ist in wesentlichen Teilen durch die Leistungsfähigkeit seiner Hochschulen bedingt“, meint die JU. Speziell die im ganzen Land verteilte, weitverzweigte Hochschullandschaft und die Kooperation mit der Wirtschaft vor Ort ist von besonderem Wert. „Es muss der Anspruch von Bayerns Hochschulen sein, nicht nur die besten Köpfe auszubilden, sondern auch die besten Köpfe zu beschäftigen“, formuliert die JU. Forschungskooperationen zwischen staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen sind zunftsweisend und müssen verstärkt werden, meint die JU. „Die ganze Welt beneidet Deutschland um sein System der Berufsausbildung“, so die JU, folglich muss auch die duale Berufsausbildung gestärkt und auf den kommenden Wandel der Forschungs- und Berufswelt eingestellt werden.