Peka ist glücklich, wenn er auf dem Traktor in seiner neuen Heimat, dem Allgäu, sitzt. (Bild: AS)
Integration

„Es ist mir eine Ehre“

Valentin Peka lebt seit gut einem Jahr im Allgäu. An seiner neuen Heimat schätzt er die Offenheit der Menschen, die Arbeit in der Landwirtschaft und die Politik der Landesregierung. Jetzt ist der gebürtige Kameruner der CSU beigetreten.

Kehrt Valentin Peka abends von der Arbeit heim, schlüpft er gleich in seine graue Arbeitslatzhose. Dann steuert er zielstrebig auf die schwere Stalltür neben seiner Wohnung in der Ostallgäuer Gemeinde Kaltental zu. Große, dunkle Augenpaare blicken ihm erwartungsvoll entgegen. Einige Tiere unterbrechen für einen Moment ihr rhythmisches Kauen. Peka tätschelt Annis riesigen Kopf und schiebt ihr und den anderen 34 Milchkühen frisches Heu zu.

„Landwirtschaft ist meine Leidenschaft. Die Arbeit auf dem Hof ist für mich der perfekte Ausgleich zu meinem Beruf, bei dem ich viel vor dem Computer sitze“, sagt Peka. Der 30-jährige Kameruner arbeitet seit April 2016 als Systemingenieur im Kaufbeurer Prüflabor Intertek. Ein WG-Zimmer fand er in der 1700-Seelen-Gemeinde Kaltental. Gleich gegenüber: der Biohof von Alois Hofer. Peka zauderte nicht lange. „Ich bin gleich am nächsten Tag dorthin und habe nach Arbeit gefragt“, erinnert er sich. Inzwischen nennt ihn Hofbesitzer Hofer einen „Kuhflüsterer“. „Valentin weiß besser, wie es den Kühen geht, als ich“, sagt der Allgäuer. Sein WG-Zimmer hat Peka drei Monate später gekündigt. Seitdem wohnt er gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einer kleinen Wohnung direkt auf dem Hof.

Von Bremen nach Bayern

Die Familie fühlt sich im Allgäu daheim – anders als in Bremen. Die Stadt im Norden war Pekas erstes Ziel, als er vor zwölf Jahren zum Studieren von Kamerun nach Deutschland kam. „Ich bin glücklich, jetzt in Bayern zu leben. Die Menschen sind sehr offen. Als ich das erste Mal ins Kaltentaler Gasthaus gegangen bin, haben mich die Gäste an ihren Tisch geholt und auf ein Bier eingeladen. Das Kaltentaler Bio-Bier ist mein Lieblingsgetränk in Bayern“, sagt Peka. Er hat aber noch eine weitere Passion für sich entdeckt: die Politik. „Das Leben wird sehr stark von der Politik bestimmt. Und wenn ich mitbekommen möchte, wie die Politik tickt, dann muss ich mich dort engagieren“, begründet Peka seinen Eintritt in die CSU in diesem Frühjahr.

Bayern ist ein Land mit einer eigenen Identität und für mich gehört die CSU dazu.

Valentin Peka

Seiner Meinung nach hat die CSU-Politik Bayern stark gemacht – sowohl die Wirtschaft, als auch die kleinbäuerlich geprägte Landwirtschaft. „Bayern ist ein Land mit einer eigenen Identität und für mich gehört die CSU dazu. Dort mitzumachen ist auch eine Ehre“, sagt der Systemingenieur.

Dass es solche kleinen Betriebe wie den Biohof von Alois Hofer noch gäbe, fände er sehr wertvoll. Denn gerade die Vielfalt und die gleichwertigen Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land prägten Bayern. „Ich fühle mich als Dorfbewohner nicht benachteiligt gegenüber Menschen, die in der Stadt wohnen, und das finde ich wichtig“, sagt er. Peka findet es bemerkenswert, wie die Politik es in Bayern schaffe, Städter und Menschen auf dem Land gleichermaßen zu erreichen.

Lust auf Wissen

Im Wahlkampf würde er gerne Kampagnen von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller unterstützen. Der CSU-Politiker habe ihm den Anstoß dazu gegeben, in die Partei einzutreten. Peka befürwortet, was Müller fordert: Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen. „Müller redet nicht nur, er tut auch etwas“, sagt Peka. Der Politiker besuche die Länder aus denen die Menschen fliehen und versuche, dort Projekte umzusetzen, die die Menschen vor Ort halten sollen. „Ich bin der Meinung: das Glück ist überall. Aber man muss wissen, wie sich Ressourcen nutzen lassen. Ich bin vor zwölf Jahren nach Bremen gekommen, weil ich viel mehr Lust auf Wissen hatte. Wenn ich zuhause ein Bildungsangebot hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht gegangen“, sagt der Kameruner. Ausreichend Bildungsangebote in Entwicklungsländern zu schaffen, habe der Westen in den letzten 15 Jahren verschlafen. Jetzt müsse Europa lernen, mit den Folgen umzugehen.

Kamerun oder Kaltental?

Kritisch beurteilt Peka den Vorschlag, die Einwanderung von qualifizierten Fachkräften zu fördern. Sie würden für den Aufbau der Länder dringender gebraucht. „Wenn man die klugen Köpfe wegnimmt, verstärkt das die Not“, sagt er. Selbst will er allerdings nicht mehr aus Deutschland weggehen: „Auch wenn mich die Menschen in Kamerun vielleicht mehr bräuchten als in Kaltental – zurück gehe ich nur, wenn es dafür einen triftigen Grund gäbe, wie ein Entwicklungsprojekt, bei dem ich helfen könnte. Aber ich bin hier auch daheim“, sagt Peka. In Kaltental würde er nicht nur beim Küheeintreiben oder im Biergarten der Gaststätte fehlen, auch die Jungs der AH-Fußballmannschaft müssten auf ihren Stürmer verzichten.

Integration, findet er, die müsse von beiden Seiten ausgehen. Für den angehenden Landwirt, er absolviert gerade eine Quereinsteigerausbildung in Kempten, hat sie viele Facetten. „Wenn ich nicht den Schritt gemacht hätte, zu Alois zu gehen, dann wäre ich heute nicht, wo ich jetzt stehe“, sagt Peka. „Integration hat viel mit Eigeninitiative zu tun, damit rauszuzugehen, Menschen zu treffen und auszuprobieren, wie man sein Leben verbessern kann – auch wenn es Stolpersteine gibt. Aber eine Hürde heißt nicht, dass es nicht funktionieren kann.“

An diesem Abend nimmt sich Peka weniger Zeit für die Kühe als sonst. Seine Zwillingstöchter feiern ihren ersten Geburtstag. Zur Feier kommen einige Nachbarn. Peka muss noch eine Menge Käse reiben. Es soll Käsespätzle geben.