„Nach drei Wochen ist die Causa Brückner für die CSU abgeschlossen“, fasste CSU-Bezirksvorsitzender Markus Söder die Neuaufstellung der CSU im Nürnberger Norden zusammen. Der zurückgetretene Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Michael Brückner sei nun ein Privatmann. Die Anklage gegen Brückner wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen (der Bayernkurier berichtete) müsse nun juristisch abgearbeitet werden, so Söder. Für die CSU sei die Sache erledigt. „Wir sind stolz, dass wir uns schon drei Wochen nach diesem Schock personell komplett neu aufgestellt haben.“
Beide Kandidaten, Sebastian Brehm für den Bundestagswahlkreis und Barbara Regitz für den Landtagsstimmkreis Nürnberg Nord, wurden vom Kreis- und Bezirksvorstand der CSU nominiert. Die offizielle Aufstellung erfolgt noch. Nürnberg-Nord gilt als sehr schwieriges Pflaster für die CSU. Neben dem bäuerlich-ländlich anmutenden Knoblauchsland gibt es dort auch tendenziell grün-alternative Stadtteile wie St. Johannis sowie einige soziale Brennpunkte.
Brehm kämpft für weniger Bürokratie und Steuern
Für den Bundestags-Wahlkreis Nürnberg Nord und damit als Nachfolger von Dagmar Wöhrl bewirbt sich der 44 Jahre alte Sebastian Brehm. Er ist bisher Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion im Nürnberger Rathaus und war 2014 trotz engagierten Wahlkampfs im Rennen um das Oberbürgermeisteramt in Nürnberg dem populären SPD-Amtsinhaber Ulrich Maly unterlegen. Beruflich ist Brehm Steuerberater, sein Schwerpunkt würde auch im Bundestag auf Steuer-, Finanz- und Wirtschaftspolitik liegen. Er kämpft – gemeinsam mit seiner CSU- Fraktion – seit Jahren vehement für die direkte Anbindung des Nürnberger Flughafens über eine Nordspange an die Autobahn A3.
„Wirtschaft, Finanzen, Steuerpolitik – das ist mein Fachgebiet, dafür werde ich antreten“, sagt Brehm zum Bayernkurier. „Die Soziale Marktwirtschaft war mal der Markenkern des Erfolgs in diesem Land und hat den Menschen Arbeit und Sicherheit gegeben. Heute drohen die Errungenschaften von Jahrzehnten in Bürokratie, Vorschriften und Steuerungerechtigkeiten zu versinken“. Daher werde er sich für Vereinfachungen und Entbürokratisierung einsetzten. „Der Handwerksbetrieb, der Landwirt, der kleine Ladenbesitzer – die brauchen weniger Formulare und damit wieder mehr Zeit für ihr Geschäft. Die Arbeitnehmer ihrerseits bräuchten Gerechtigkeit bei Steuern und Abgaben. „Es muss sich wieder lohnen, einer Arbeit nachzugehen. Alles andere macht unsere Volkswirtschaft auf Dauer kaputt“, betont der CSU-Fraktionschef und Bundestagskandidat.
Regitz steht für Bildung und Integration
Die designierte Landtags-Direktkandidatin Barbara Regitz ist 58 Jahre alt und gehört dem CSU-Ortsverband Ziegelstein-Buchenbühl an, wohnt also auch im Nürnberger norden. Regitz amtiert seit 20 Jahren als Stadträtin und befasst sich dort vor allem mit Bildungs- und Kulturpolitik. In der CSU ist sie überregional vor allem durch ihr überaus rühriges Engagement als Bezirksvorsitzende der Frauen-Union Nürnberg-Fürth-Schwabach bekannt. Beruflich war sie Grundschullehrerin, ehe sie zu Seminarrektorin berufen wurde und seither „für tüchtige Lehrer sorgt“, wie sie sagt. Bereits 1980 ist die in die CSU eingetreten, während des Kanzlerwahlkampfs von Franz Josef Strauß.
Als künftige thematische Schwerpunkte benennt Barbara Regitz die Verbesserung des Angebots an Kindergarten- und Betreuungsplätzen sowie eine bessere Vermittlung von Werten und Kultur an die Immigranten. Daneben wünscht sie sich eine bessere Infrastruktur angesichts der dynamischen Bevölkerungszunahme in der Stadt sowie die Versorgung der Stadtbevölkerung mit gesundem und frischem Gemüse direkt aus dem Knoblauchsland, was sowohl Energie spare als auch Bauern wie Konsumenten nütze. Als Bewohnerin des Stadtteils Ziegelstein, der bislang besonders unter dem Lkw- und Autoverkehr zum Flughafen leidet, fordert sie außerdem eine rasche direkte Anbindung des Flughafens an die Autobahn. Dieser habe mit mehr als 50 direkten Destinationen für die regionale Wirtschaft wie auch die Bevölkerung eine enorme Bedeutung.
Neuer CSU-Kreisvorsitzender in Nürnberg-Nord ist Hartmut Sprung (66), der aus dem Ortsverband Maxfeld-Schoppershof stammt. Er war viele Jahre lang Spitzenbeamter: unter anderem im Bundesinnenministerium, zuletzt als Abteilungspräsident im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Seit April ist Sprung im Ruhestand.
wog