Richterbank im Saal 600, dem Gerichtssaal der Prozesse gegen NS-Kriegsverbrecher 1945-1949. (Foto: imago / fossiphoto)
Schwurgerichtssaal 600

Große Pläne für historischen Ort

Im Schwurgerichtssaal des Nürnberger Justizpalastes wurde Weltgeschichte geschrieben. In rund drei Jahren soll dort ein Museum eröffnen. Das Konzept hierfür stellte nun Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder zusammen mit Bayerns Justizminister Winfried Bausback sowie Vertretern der Stadt Nürnberg in jenem altehrwürdigen Saal 600 vor.

Zwar ist der Raum, in dem sich vor 70 Jahren die 21 Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs verantworten mussten, bereits für Interessierte öffentlich zugänglich; da dort aber weiterhin Prozesse stattfinden, ist der Zutritt immer zeitlich stark eingeschränkt. Nach dem geplanten Auszug der Justiz aus dem Ostbau des Nürnberger Justizpalasts soll der Saal 600 nun bald ausschließlich musealen Zwecken zur Verfügung stehen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, entsteht derzeit bereits ein Anbau für ein neues Sitzungssaalgebäude. Seitdem der historische Raum vor fünf Jahren erstmals für Interessierte öffentlich zugänglich gemacht worden ist, kamen immerhin rund 370.000 Besucher in den legendären alten Saal.

Keine großen baulichen Eingriffe geplant

Bayerns Finanz- und Heimatminister stellte heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz von Staatsregierung und Stadt Nürnberg das Konzept zur musealen Neugestaltung des historischen Schwurgerichtssaals 600 vor. Demnach besteht laut Söder nach intensiven Gesprächen mit Fachleuten und der Stadt Nürnberg zwischen Staatsregierung und der Stadt Einigkeit, dass hierfür keine großen baulichen Eingriffe erfolgen sollen. „Es wird keinen Rückbau des Saals in den Zustand von 1945 geben“, so Söder, der hierzu weiter erklärte:

Der Schwurgerichtssaal 600 ist das juristische Gewissen Nürnbergs. Es ist eine große Herausforderung, ein Zukunftskonzept zu erstellen, das den Saal künftig unter dem Aspekt der Erinnerungskultur und des kulturellen Gedächtnisses erlebbar werden lässt und das gleichzeitig dem Charakter des Raumes als hochrangiger Geschichtsort gerecht wird. Die Erfahrung der historischen Dimension des Saals 600 ist mittels eines audiovisuellen Konzepts auch ohne große bauliche Eingriffe möglich.

Markus Söder

Bewerbung für den Titel UNESCO-Weltkulturerbe

Für Söder ist dieses nun beschlossene Konzept für den Saal „innovativ, sensibel, flexibel“. Außerdem strebt Söder für den Saal den Titel UNESCO-Weltkulturerbe an. Gerade auch in dieser Hinsicht sei „ein achtsamer Umgang“ mit den Gegebenheiten erforderlich, weiß Söder.

Eine Bewerbung um den Titel UNESCO-Weltkulturerbe findet auch die Unterstützung von Bayerns Justizminister Winfried Bausback, wie dieser auf der Pressekonferenz ergänzte:

Die Nürnberger Prozesse vor 70 Jahren im Saal 600 und die dort formulierten Nürnberger Prinzipien markieren die Geburtsstunde des modernen Völkerstrafrechts. Wir sind daher fest überzeugt: Der Saal 600 mit seinem beeindruckenden ideengeschichtlichen Hintergrund ist ein hervorragender Kandidat für eine Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe. Gerade die Verknüpfung des historischen Ortes mit den weltweit geltenden Rechtsprinzipien ist einmalig und daher die besondere Stärke einer Bewerbung. Wir werden daher alles daran setzen, dass die Bewerbung ein Erfolg wird.

Winfried Bausback

(dpa/dia)