Panorama-Ansicht der Philharmonie im Münchner Gasteig. (Foto: Gasteig München GmbH / Matthias Schönhofer)
Konzertsaal München

Sorgfältige finale Standort-Prüfung

Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle hat heute dem Ministerrat über die Suche nach einem geeigneten Standort für den Neubau des Münchner Konzertsaals berichtet. Demnach befänden sich nun fünf Standorte in der engeren Auswahl, die bis Herbst diesen Jahres einer kritischen Überprüfung unterzogen werden soll.

„Fünf Standorte, die aus der Mitte der Münchner Bürgerschaft vorgeschlagen wurden und sowohl aus baulicher als auch aus städtebaulicher Sicht erfolgversprechend sind­“, hat die Staatsregierung bei ihrer Kabinettssitzung heute für den Konzertsaal-Neubau in der Landeshauptstadt in Aussicht genommen. Es sind dies der Apothekenhof, das Eissportzentrum Olympiapark, der Finanzgarten, die Postpakethalle und das Werksviertel Ostbahnhof. Auf Anregung von Kultusminister Ludwig Spaenle beschloss das Kabinett, jene fünf Standorte „einer eingehenden und sorgfältigen Abwägung aller Belange zu unterziehen und eine endgültige Entscheidung über die Standortfrage für den Münchner Konzertsaal im Herbst 2015 zu treffen“. Für Spaenle seien die entsprechenden baufachlichen Voraussetzungen für den Neubau dabei ebenso wichtig wie der zeitliche Aspekt der Realisierung bis 2018, wie er bei der Kabinettssitzung betonte:

Wir bleiben dabei: Unsere Landeshauptstadt als Musik- und Kulturmetropole mit ihren Orchestern von Weltrang braucht einen neuen Konzertsaal. Das war Bestandteil der Regierungserklärung von Ministerpräsident Seehofer und wird noch in der laufenden Legislaturperiode irreversibel auf den Weg gebracht. Dazu werden nun die fünf Standorte, die vor allen Dingen auch von einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung getragen werden, einer eingehenden externen Untersuchung unterzogen. Auf Basis dieser Entscheidungsgrundlage wird der Ministerrat noch im Herbst diesen Jahres eine verbindliche Standortentscheidung treffen.

Ludwig Spaenle

Ende der Konzertsaal-Debatte in Sicht

Die Konzertsaal-Debatte bewegt die Landeshauptstadt seit mittlerweile zehn Jahren. Mehrere mögliche Standorte waren in der Vergangenheit von Planern und Architekten genannt und wieder verworfen worden. Zeitweise war überhaupt die Frage, ob es einen Neubau eines Saals oder doch eher eine Kernsanierung des Gasteig-Saals geben solle. Diese Frage sowie die darauffolgende nochmalige intensive Standort-Suche waren auch aufgekommen, nachdem Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer Anfang des Jahres einen Schlussstrich unter die jahrelange ergebnislose Standort-Suche und -Debatte gezogen und beschlossen hatten, Münchens Konzertsaal Nummer 1 – im Gasteig – zu renovieren. Damit hatten sie für einen Aufschrei in der Kultur- und Musikszene gesorgt. Dies war wiederum bei allen Beteiligten der Anfang für eine endgültige Entscheidungsfindung über einen Standort – nunmehr allerdings mit weniger als den zuvor bis zu 40 in Betracht genommenen Örtlichkeiten – und Anlass, unter diesen Vorzeichen doch wieder einen Neubau in Erwägung zu ziehen.

So wird es nun doch, wie auch die befolgte Empfehlung von Seiten des Kultusministeriums lautete, einen Neu- statt einen sanierten Altbau geben, was sich viele Musikschaffende – allen voran die Münchner Philharmoniker und die BR-Symphoniker als die beiden hauptsächlichen Nutzer des Konzertsaals im Gasteig – von Anfang an gewünscht hatten. Der Gasteig-Saal galt wegen seiner schlechten Akustik schon immer als problematisch. 1985 erbaut, ist der Gasteig überdies im Laufe der Zeit in die Jahre gekommen. Eine Innenrenovierung über kurz oder lang wäre unumgänglich gewesen, der Gasteig damit aber gleichzeitig während seiner Sanierung als Konzertbühne ausgefallen. Schon jetzt kommen sich die Orchester bei der Belegung in die Quere – ein Ausweichen auf den ebenfalls bereits überbelegten kleineren Herkulessaal scheint daher noch weniger praktikabel zu sein. Ein dritter, neuer Konzertsaal für München an einem der fünf genannten Standorte gilt somit als beschlossene Sache.

Neuer Konzertsaal auch für Nürnberg

Auch Nürnberg soll einen neuen Konzertsaal bekommen. Das kündigte vor einigen Tagen Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) zusammen mit der Kulturreferentin der Stadt, Julia Lehner, sowie dem Bau- und Wirtschaftsreferat an. Standort für den Neubau soll nach Meinung aller Beteiligten der bereits der Stadt gehörende Parkplatz neben der Meistersingerhalle sein. Diese ist nach über 50-jährigem Bestehen dringend sanierungsbedürftig und wie der Konzertsaal in München seit jeher mit einer als unbefriedigend geltenden Akustik ausgestattet. Zudem braucht die Oper, die mit Baujahr 1905 noch älter ist, eine Ausweichspielstätte für die Zeit ihrer ebenfalls fälligen Sanierung. Den Plänen nach soll die Meistersingerhalle zwar trotzdem beziehungsweise zusätzlich saniert, aber hierbei vom Konzertsaal zum Tagungs- und Kongresszentrum umgewandelt werden.

Wann genau das Bauvorhaben in die Tat umgesetzt werden soll, ist noch fraglich. Zunächst muss der Nürnberger Stadtrat dem Vorhaben zustimmen und müssen konkrete, detaillierte Gespräche über die Finanzierung mit dem Bayerischen Finanzministerium erfolgen. Finanzminister Markus Söder signalisierte bereits, dass sich der Freistaat Bayern an den Kosten für den Neubau beteiligen würde. Söder war es auch, der den Standort neben der Meistersingerhalle bereits früh favorisierte. Gutachter hatten nun den Platz als besten Standort für den Konzertsaal-Neubau bestätigt. Als Nächstes könnte dann einem ersten vagen Zeitplan zufolge der Architektenwettbewerb im Herbst 2016 stattfinden. Zum jetzigen Zeitpunkt veranschlagt die Stadt für das gesamte Projekt grob einen Planungs- und Bau-Zeitraum von „mindestens zehn Jahren“; die Grundsteinlegung wird vermutlich nicht vor 2017 sein.