Bayerns Finanzminister Markus Söder in den Kasematten der Kaiserburg in Nürnberg. (Foto: Wolfram Göll)
Nürnberg

Kaiserburg erhält neues Besucherzentrum

Die Kaiserburg Nürnberg erhält im Rahmen des 19 Millionen Euro teuren Umbaus bereits 2018 ein neues Besucherzentrum mit Laden und Burg-Café samt Freibereich. Außerdem wird ein Online-3D-Rundgang durch die gesamte Burg angeboten. Am kommenden Wochenende öffnen die Burggärten wieder. Neu sind tägliche Führungen durch die Kasematten.

„Das ist die schönste Baustelle Nürnbergs“, ist sich Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) sicher. Denn sie macht seine erklärte Lieblingsburg noch attraktiver für Touristen. Bei der Vorstellung des Baufortschritts und einer Besichtigung der Kasematten tief unter der Burg zog Söder eine Zwischenbilanz und stellte die neue Planung vor. Unter anderem erhält die Burg bereits bis Frühjahr 2018 ein neues Besucherzentrum im vorderen Innenhof („Burggrafen-Burg“), mit Kassenbereich, Schließfächern, einem Laden – und einem Burg-Café, das bei schönem Wetter auch einen Terrassenbetrieb anbieten soll.

Es braucht Zeit, man muss diese mittelalterliche Burg auf sich wirken lassen, damit man die Würde des Ortes erfassen kann. Daher schaffen wir mit dem Burg-Café bewusst einen Ort zum Verweilen.

Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU)

„Die Kaiserburg hat eine ganz andere Ausstrahlung als die Residenzschlösser mit ihrer Pracht und ihrem Gold“, erklärt Söder. „Es braucht Zeit, man muss diese mittelalterliche Burg auf sich wirken lassen, damit man die Würde des Ortes erfassen kann. Daher schaffen wir mit dem Burg-Café bewusst einen Ort zum Verweilen.“ Viele Besucher aus dem Nahbereich wollten aber auch „einfach mal auf einen Kaffee“ in den Burghof kommen. Der Freibereich des Burg-Cafés soll seinen Platz in dem etwas versteckten, oberen Teil des vorderen Burghofs erhalten – zwischen dem Wahrzeichen Sinwellturm, dem Gebäude mit dem Tiefen Brunnen und dem hinteren Verwaltungsgebäude. Dieser Teil des Hofes wurde bisher von der Verwaltung genutzt und war für das Publikum nicht zugänglich.

Insgesamt 19 Millionen Euro werden bis 2020 verbaut

Der gesamte Umbau kostet 19 Millionen Euro, davon sind vier Millionen bereits verbaut. Rund zwei Millionen habe jüngst allein die Erneuerung der Kanalisation und der behindertengerechte Zugang gekostet, so Söder. Der dritte und letzte Abschnitt soll 2020 abgeschlossen werden, erst danach wird der „Schwedenhof“ auf der Nordseite der Burg wieder geöffnet. Das neue Besucherzentrum und das Burg-Café im vorderen Innenhof sind Teil des zweiten Bauabschnitts, der 2018 beendet werden soll.

Es ist uns gelungen, die Burg wieder stark im Bewusstsein zu verankern. Dadurch wurde die Attraktivität enorm gesteigert.

Markus Söder, Bayerns Finanz- und Heimatminister

Der erste Bauabschnitt ist schon seit 2013 abgeschlossen: Die Renovierung des Pallas in der hinteren, „kaiserlichen Burg“, und die Einrichtung der Dauerausstellung „Kaiser-Reich-Stadt“ im Pallas, die sich zum wahren Besuchermagneten entwickelt hat: Auch 2016 haben mehr als 180.000 Touristen die Dauerausstellung besucht, ebenso viele wie im Jahr zuvor – und das trotz Terrorwarnungen und der Baustelle. Daher wertet Söder diese Zahl als Erfolg. „Das Interesse ist unverändert hoch.“

„Dieser Umbau ist die größte Veränderung der Burg seit dem Wiederaufbau nach den Zweiten Weltkrieg“, bilanziert Söder. In den Jahrzehnten dazwischen sei auf der Burg leider nicht viel passiert. „Mit dem Umbau ist es uns jetzt gelungen, die Burg wieder stark im Bewusstsein zu verankern. Dadurch wurde die Attraktivität enorm gesteigert.“ Die Franken könnten jetzt die Burg „mit gutem Gewissen“ und Stolz ihren auswärtigen Bekannten zeigen, so der Finanzminister. Söder lobte auch die Bauplanung und den Ablauf: „Das ist so intelligent gelöst, dass der Anblick der Burg von außen nur wenig durch Baukräne und Baumaschinen beeinträchtigt wird.“

Online-3D-Modell wie bei Neuschwanstein

Söder betonte auch, die Kaiserburg werde nach einer kompletten 3D-Vermessung im Außen- und Innenbereich künftig online begehbar sein. „Das ist nicht nur ein Online-Film, sondern jeder kann selbst frei durch die Burg spazieren“, so der Finanzminister. Im Außenbereich betrage die Genauigkeit der Vermessung und Darstellung einen Zentimeter, im Innenbereich sogar einen Millimeter. Diesen Service biete der Freistaat bisher für die Prunkschlösser von Ludwig II. an – und nun auch für die Nürnberger Kaiserburg. Künftig würden noch die ehemals Fürstbischöflichen Residenzen Würzburg und Bamberg folgen, so Söder. „Das ist auch als Appetithappen gedacht für Reiseveranstalter, die eine Besichtigung planen.“ Auch im Besucherzentrum der Burg selbst werde ein solches Terminal aufgestellt.

Ein voller Erfolg sei auch das Hochzeitszimmer in der Kaiserburg, das trotz starker Bedenken eingerichtet worden sei. „Seit der Einrichtung 2012 haben sich hier bereits 310 Brautpaare das Jawort gegeben, 78 davon haben auch den kleinen Merian-Garten genutzt, um einen Hochzeits-Empfang durchzuführen“, bilanzierte Söder stolz. Dieser nur 170 Quadratmeter große Maria-Sibylla-Merian-Garten in geschützter Lage auf der Südseite des Pallas sei der einzige Ort Nürnbergs, in dem Zitronen wachsen, fügte der Finanzminister schmunzelnd an. Insgesamt habe die Burg an 360 Tagen im Jahr geöffnet, erklärte Söder stolz, ab 2018 auch am Faschingsdienstag, also an 361 Tagen. Geschlossen bleibe allerdings auch künftig am 24., 25. und 31. Dezember sowie am 1. Januar – aus Rücksicht auf die Beschäftigten, wie Söder erklärte.

Tägliche Führungen durch die Kasematten

Der kleine Merian-Garten wird ebenso wie der große Burggarten auf der äußeren Burgbefestigung (Bastei/Zitadelle) ab Anfang April wieder eröffnet. Gleichzeitig beginnt der Förderverein Historische Felsenkeller e.V. mit täglichen Führungen durch die Kasematten der Burg, deren einziger Einstieg im Burggarten liegt. „Wir wollen die sehr beeindruckenden Kasematten besser präsentieren und nutzen. Künftig wird direkt an der Kasse darauf aufmerksam gemacht“, so Söder.

Die Kasematten sind versteckte Wehrgänge hinter den unteren Außenmauern der Zitadelle und liegen beinah ebenerdig, nur knapp über dem Grund des Burggrabens. Die wegen des Pulverdampfes bis zu 5,50 Meter hoch gebauten Kasematten wurden einst militärisch genutzt: Von hier aus konnten Soldaten Eindringlinge mit Kanonen unter Feuer nehmen, die in den Burggraben eingedrungen sind. Genauer gesagt: Sie hätten es können – denn wie Ralf Arnold, der Vorsitzende des Fördervereins, auf Nachfrage des BAYERNKURIERS erklärte, wurde die Nürnberger Burg nie ernsthaft belagert und es seien nie fremde Soldaten hier eingedrungen. „Beispielsweise hat Wallenstein, der in Altdorf studiert hatte, die Befestigung der Nürnberger Burg gekannt“, so Arnold. „Daher war ihm klar, dass ein Angriff sinnlos wäre.“ In den Nürnberger Kasematten sei also nur geübt worden.