Schäfflertanz in der Staatskanzlei. (Bild: A. Schuchardt)
Tradition

500 Jahre Schäfflertanz: bis die Sohlen durch sind

Seit 500 Jahren führen die Schäffler ihren traditionellen Tanz vor, regulär nur alle sieben Jahre. Anlässlich des Jubiläums gibt es heuer mehrere Auftritte. Zum Auftakt schwangen die Tänzer ihre Beine unter der Kuppel der Bayerischen Staatskanzlei.

Grüne Kappen mit weiß-blauer Feder, rote Jacken, ein Lederschurz, schwarze Kniebundhosen und Schnallenschuhe: Die Schäffler gehören zu München wie das Oktoberfest, das Bier oder die Weißwurst. Die meisten von ihnen opfern dafür ihren gesamten Jahresurlaub. In diesem Jahr jährt sich die Tradition zum fünfhundertsten Mal. Um das Jubiläum zu feiern, treten die Schäffler außer der Reihe auf. Zum Eröffnungstanz hüpften sie unter der Kuppel der Bayerischen Staatskanzlei.

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Schäfflertanz in der Bayerischen Staatskanzlei

Der Ursprung der Tradition hat allerdings weniger freudige Gründe. Im Jahr 1517 starben zahlreiche Münchner an der Pest. Um die leidenden Menschen aufzuheitern und Verängstigte aus ihren Häuser zu locken, führte ein Schäffler – der Name stammt vom Handwerksberuf der Fassmacher – einen Tanz auf, dem sich mehrere Handwerker anschlossen. So brachten die Schäffler mit ihren grünbelaubten Reifen das Leben zurück in die Stadt.

Alle sieben Jahre

Der Brauch will es, dass die Schäffler nur alle sieben Jahre tanzen, vom Dreikönigstag bis zum Faschingsdienstag. Warum, das weiß man nicht so genau. Möglicherweise weil die Pest im siebenjährigen Rhythmus besonders viele Todesopfer forderte. Vielleicht hat es auch etwas mit der aus der Mythologie überlieferten Glückszahl sieben zu tun. Höchstwahrscheinlich liegt der Grund in der Angabe zur Tanzabfolge, deren Anfang und Ende mit dem Bayerischen Defiliermarsch eingeläutet werden.

Dazwischen stellen die 33 Tänzer verschiedene Figuren dar, zu denen sich die Gruppe im Kreis dreht und andere Formationen präsentiert wie Laube, Kreuz, Schlange und Krone. Die Schlange steht dabei für den Lindwurm, der die Pest brachte, die Laube für die Angst das Haus zu verlassen und das Kreuz symbolisiert Glaube und Hoffnung. Mit den kreisförmigen Figuren drücken die Herren aus, dass es nun „wieder rund geht“. Hinzu kommen die Kasperl, die den Zuschauern die Nasen schwarz anmalen. Auch Ministerpräsident Horst Seehofer bleibt davon beim Eröffnungstanz nicht verschont. Außerdem flößen die Witzbolde ihm einen Schnaps ein. Seehofer nimmt es mit Humor, als er von ihnen für seine Rede auch noch aufs Fass gehoben wird. „Lieber eine Rede auf dem Fass, als ein Brett vor dem Kopf“, bemerkt er.

Da lacht das Herz: wunderschöne Tänze, Pflege der Tradition. Und deshalb sind wir stark, weil wir in der Tradition stark sind.

Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident

Bis zu zehn Auftritte haben die Schäffler während der Tanzsaison pro Tag – auf Schulhöfen, Firmengeländen, vor Supermärkten, Sparkassen, Kirchen, Wohnhäusern, in Biergärten, am Viktualienmarkt und natürlich im Hofgarten der Bayerischen Staatskanzlei. Das Kostüm ändern die Schäffler nicht. Von den Schuhen brauchen sie allerdings immer wieder neue Paare. Durch die Hüpf- und Rutschschritte nutzt sich die Sohle nämlich innerhalb weniger Tage ab. Deshalb beschäftigen die Tänzer während der Saison auch einen eigenen Schuster.

Anfangs war der Brauch nur den tatsächlichen Fassmachern vorbehalten. Inzwischen nehmen auch Tänzer anderer Berufsgruppen teil, zumal die klassischen Handwerksberufe immer weniger ausgeübt werden. Ihr nächster turnusmäßiger Einsatz ist im Jahr 2019. Wer nicht so lange warten will, kommt zum Glockenspiel auf den Marienplatz. Dort drehen sich die Holzfiguren täglich auf dem Turm des Rathauses.