Die Gebirgsschützen aus verschiedenen Ländern treffen sich heuer in Bayern. (Bild: Imago/Westend61)
Gebirgsschützen-Treffen

Alpine Bilderbuch-Bayern

Es wird das alpine Brauchtumsfest schlechthin: An die 8000 Gebirgsschützen werden zum Alpenregionstreffen in Waakirchen (Landkreis Miesbach) erwartet. Die Zusammenkunft aller Gebirgsschützen aus Bayern, Tirol, Südtirol und Welschtirol (Trentino) findet alle zwei Jahre abwechselnd in einer der Alpenregionen statt.

Es wird das alpine Brauchtumsfest schlechthin: An die 8000 Gebirgsschützen werden zum Alpenregionstreffen in Waakirchen (Landkreis Miesbach) erwartet. Die Zusammenkunft aller Gebirgsschützen aus Bayern, Tirol, Südtirol und Welschtirol (Trentino) findet alle zwei Jahre abwechselnd in einer der Alpenregionen statt. Nach 2008 in Ohlstadt (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) ist nun erstmals wieder Bayern an der Reihe.

Die Gebirgsschützen sind unter touristischen Gesichtspunkten die absoluten „Bilderbuch-Bayern“: Medaillenbehangene Lodenjanker über Hemd und Lederhose, grüne Strümpfe und polierte Haferlschuhe, dazu historische Gewehre und Hirschfänger im Futteral. Die Uniformen der Gebirgsschützen werden Montur genannt und basieren auf der ortstypischen Tracht im Heimatort der jeweiligen Schützenkompanie. Jede der 47 bayerischen Kompanien hat eine eigene Montur. Die Gebirgsschützen bezeichnen sich selbst als Hüter und Verteidiger bayerischer Volkskultur, nachdem die Aufgabe der Landesverteidigung in den Händen der Bundeswehr liegt. Sie sind Nachfolger jener „Landesdefension“, die das Königreich Bayern seit dem Mittelalter in den rasch wechselnden Frontlagen gegen Preußen, Schweden, Franzosen, Tiroler und Österreicher verteidigt hat.

Aus Feinden wurden Freunde

Es gibt noch gut 450 Gebirgsschützen-Kompanien in Bayern, Tirol, Südtirol und im Trentino. Auch so sind aus Bayern und Tirolern, die einander noch Anfang des 19. Jahrhunderts erbittert bekämpften, längst Freunde geworden. „Eigentlich sind wir ja das gleiche Volk“, sagten viele Gebirgsschützen: gleiche Sprache, gleiches Brauchtum man lebt schon seit 200 Jahren miteinander in Frieden. Kulturell fühlt man sich teilweise näher als zu nördlichen deutschen Bundesländern.

Ähnlich die Kompanien aus Nord- und Südtirol sowie Welschtirol, die heute durch die Brennergrenze getrennt sind: So sehr auch die Erinnerung an die schlimmen, äußerst verlustreichen Schlachten im Ersten Weltkrieg schmerzt – heute, nach vielen Jahrzehnten des Friedens, kann man im vereinten Europa befreit feiern.

Das Bündnis aller Gebirgsschützen wurde 1975 in Innsbruck beschlossen. Das erste Alpenregionstreffen war 1978 in Mutters bei Innsbruck. Bisherige bayerische Orte der Treffen: Benediktbeuern bei Bad Tölz, Rottach-Egern am Tegernsee, Garmisch-Partenkirchen, Gmund am Tegernsee, Bad Reichenhall und Ohlstadt.

Identität der alpinen Heimat bewahren

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ist am Sonntag beim Tag der Franken in Hof an der Saale. Er hat aber als Schirmherr des Alpenregionstreffens ein Grußwort geschickt: „Die Alpenregion der Schützen will die in Jahrhunderten gewachsene Identität ihrer alpinen Heimat bewahren, altes Brauchtum lebendig erhalten und kulturelle Werte weitergeben“, schreibt Seehofer darin.

Er schickt seine Stellvertreterin und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) zu den Gebirgsschützen. Beim Festzug (Sonntag, 11.15 Uhr) marschieren alle Teilnehmer unter Blasmusikklängen durch den Ort, ehe das Treffen in den beiden eigens aufgestellten Festzelten endet.

Erst heizen brasilianische Sambatänzerinnen ein, dann kommt der Kardinal

Höhepunkt des viertägigen Treffens sind ein Gottesdienst und der Festzug am Sonntagvormittag (3. Juli). Die Messe (9.30 Uhr) – bei schönem Wetter unter freiem Himmel – zelebriert der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx.

Das Alpenregionstreffen beginnt bereits am Donnerstagabend (30. Juni) mit Volkstanz. Dazu spielen gleich vier Tanzlmusiken auf. „Ein Tanzboden ist vorhanden“, heißt es im Programm. Tags darauf gibt es eine Brasilnacht mit der Band „Sambatuque Brasil“. Brasilianische Tänzerinnen wollen ihre ganz eigene Interpretation von Folklore zeigen und den Besuchern einheizen, was die Veranstalter zu dem Vermerk im Programmheft veranlasst: „Kein Einlass unter 16 Jahren“. Bodenständig wird es wieder am Samstagabend bei der Übergabe der Alpenregionsfahne am Waakirchner Oberländer-Denkmal.

Papa Emeritus Benedikt XVI. ist ebenfalls ein Gebirgsschütze

Auch die Schützen der anderen Länder waren einst eine Art Bürgerwehr gegen Feinde. Heute verstehen sich die Gebirgsschützen überall als wehrhafte Brauchtumsschützer, pflegen das Liedgut, die Marterl, Kapellen und die Denkmäler. Sie treten oft bei repräsentativen Anlässen auf, wo sie gerne den dreifachen Ehrensalut mit ihren Karabinern schießen und dabei einen ohrenbetäubenden Lärm machen. Ihr prominentester Vertreter ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. als Mitglied der Kompanie Tegernsee. Auch der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und Franz von Bayern, Chef des Hauses Wittelsbach, sind Ehrenmitglieder.

(dpa/wog/avd)