Wohin gehen wir? Mit oder ohne Kreuz, mit oder ohne unsere Werte? Bild: Fotolia/Johannes Müller
Statuen verhüllt

Der Kniefall von Rom

Kommentar Um den iranischen Präsidenten Hassan Rouhani nicht zu brüskieren, sind auf dem Kapitol in Rom mehrere nackte Statuen verhüllt worden. Damit wollten die Gastgeber Rücksicht auf den Glauben des Moslems nehmen. Italiens Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi sollte sich für diesen vorauseilenden Gehorsam schämen.

In den Kapitolinischen Museen wurden „aus Respekt für die iranische Kultur und den Glauben“ des Staatspräsidenten Rouhani nackte Skulpturen mit Holzpanelen vernagelt, damit der Kleriker aus dem Iran keinen Anstoß daran nimmt. Rouhani hatte am Vorabend den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi auf dem Kapitolshügel getroffen und war später in den Museen vor die Presse getreten. Was für eine beschämende Unterwerfungsgeste ist diese Verhüllung! Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Statuen nackter Menschen ein Stück europäischer Kunstgeschichte sind, in ganz Europa in den Museen zu finden – da gibt es rein gar nichts zu verhüllen. Die Statuen können leider auch aus Unbeweglichkeit nicht mal eine Armlänge Abstand halten.

Die Gründe für Italiens vorauseilenden Gehorsam

Das Kapitol gehört dem Staat Italien, es war demnach der italienische Ministerpräsident und die italienische Regierung, die hier peinliche Unterwerfung und vorauseilenden Gehorsam gezeigt haben. Der Grund für die Preisgabe der eigenen Kultur ist zum einen schnöder Mammon: Rouhani kommt nicht als Bittsteller, sondern als (auch in Deutschland) umworbener und milliardenschwerer Großeinkäufer für sein gerade erst von Sanktionen befreites Land. Innerhalb weniger Stunden wurden sage und schreibe 17 Abkommen geschlossen.

100 Prozent Toleranz auf unserer Seite, null Prozent Toleranz auf der anderen Seite, für Linke ist das vor Köln immer egal gewesen.

Zum anderen ist es das verfehlte linke Verständnis von Toleranz. Toleranz! Für mich ist dieser Begriff das eigentliche Unwort des Jahres, weil er flächendeckend als Totschlagargument missbraucht wird. Im Verständnis vieler Linker wie offenbar auch Matteo Renzi ist Toleranz gleichbedeutend mit Selbstaufgabe. Nur ja nicht anecken mit dem, was unsere Gesellschaft unter anderem ausmacht! 100 Prozent Toleranz auf unserer Seite, null Prozent Toleranz auf der anderen Seite, für Linke ist das vor Köln immer egal gewesen. Der einseitige Kniefall ist ein linkes Dogma, Multikulti eine Folge davon. Unter dem Namen „Appeasement“ hat eine solche Politik lange und zu Recht einen negativen Klang gehabt, das hat sich leider geändert. Kulturrelativismus wurde von den Blindgläubigen einer falsch verstandenen Toleranz als Zeichen des Respekts und der Rücksichtnahme missgedeutet.

Ironie am Rande: Auch den Papst traf der iranische Präsident bei einer Privataudienz, dort seien sich beide einig gewesen, so heißt es, dass für den Frieden der Dialog zwischen den Religionen sowie Toleranz sehr wichtig seien.

Stärke zeigen

Gerade hier und jetzt müsste der Westen doch Stärke demonstrieren, selbstbewusst zeigen, dass der jedes Menschenrecht brechende Iran, der zudem immer noch als einer der führenden Terrorpaten und -finanziers weltweit gilt, immer noch unter Beobachtung steht. Die Zahl der Hinrichtungen im Iran liegt auf Rekordniveau. Die iranische Justiz habe mehr als hundert Jugendliche zum Tod verurteilt, in den vergangenen zehn Jahren seien 73 von ihnen auch hingerichtet worden, hieß es jüngst in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Mädchen dürfen in der islamischen Steinzeitrepublik ab neun Jahren, Jungen ab 15 Jahren zum Tode verurteilt werden. Sogar im Tode werden im Iran die Frauen diskriminiert.

Einwegartikel aus dem Werte-Supermarkt, nach Gebrauch bitte beim Wertstoffhof abgeben?

Genau deshalb ist diese italienische Unterwürfigkeit gegenüber einem derartigen „Menschenfreund“ eine Zumutung. Wirtschaftsverträge, die kann man schließen, das machen auch andere Länder wie Deutschland. Aber durch die Verhüllung setzt Italien ein Zeichen der Schwäche. Menschenrechte, westliche Kultur, was war das doch gleich? Einwegartikel aus dem Werte-Supermarkt, nach Gebrauch bitte beim Wertstoffhof abgeben? Warum sollen unsere Kinder Respekt vor unserer Kultur haben, wenn wir sie bei jeder Gelegenheit entwerten? Unsere Kunst ist nichts, wofür man sich schämen muss. „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst“, kündigte Jesus seinem Jünger Petrus an – vor seiner Kreuzigung. Manches in der Bibel bleibt aktuell.

Der Gast passt sich an, nicht der Gastgeber

Aus Rücksicht auf den muslimischen Glauben Rouhanis sei beim Abendessen auch kein Wein serviert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Und wieder kuschten die Gastgeber. Rom hat lange vor dem Islam existiert, die Statuen zum Teil auch, der Wein sowieso. Eigentlich ist es doch auch völlig unstrittig, dass sich der Gast ans Gastland anpasst und nicht umgekehrt. Gastfreundlichkeit bedeutet nicht, dass für den Gast alles wie daheim ist, auch wenn das die Erwartung manches deutschen Mallorca-Touristen sein mag. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte bei ihrem Iranbesuch kürzlich ein Kopftuch angelegt. Wenn Rouhani der Anblick nackter Statuen im geschichtsstrotzenden Rom gestört hätte (dabei hatte er sich offenbar gar nicht beklagt), hätte er ja nicht hinsehen müssen, wenn beim Abendessen Wein für die italienischen Teilnehmer serviert wurde, hätte er ihn ja nicht trinken müssen. Aber er hätte das akzeptieren müssen – und wie es derzeit aussieht, war es ohnehin ausschließlich vorauseilender Gehorsam der Italiener. Wer nach Europa kommt, hat unsere Werte und unsere kulturelle Identität, in der es Nacktstatuen, Aktgemälde, Kreuze und Wein gibt, so zu akzeptieren, wie er sie vorfindet und basta! Wenn ein westlicher Staatsgast in ein islamisches Land fährt, legen die Frauen auch nicht Kopftuch, Burka oder Tschador ab, auch wird nicht die Moschee verhüllt, auch wenn dieser Vergleich in Bezug auf die Statuen etwas hinkt.

Unsere Gäste erwarten gar nicht, dass wir irgendetwas verstecken.

Übrigens: Was wäre wohl passiert, wenn Rouhani die nackten Tatsachen bemerkt hätte? Hätte er empört aufgeschrien und den Staatsbesuch abgebrochen? Wohl kaum. Wäre er tief beleidigt gewesen und hätte die geschlossenen Verträge annullieren lassen? Wohl kaum. Wahrscheinlich hätte er nicht mal verschämt gegrinst oder verstohlen einen Blick riskiert, er hätte die Statuen schlicht ignoriert. Der Papst hat Rouhani als „Zeichen der Brüderlichkeit“ ein Medaillon des heiligen Martin, wohlgemerkt ein christlicher Heiliger, geschenkt. Hat Rouhani deshalb geweint, laut geklagt oder es demonstrativ weggeworfen und sich danach die Hände rituell gereinigt? Unsere Gäste erwarten gar nicht, dass wir irgendetwas verstecken. Das zeigt sich nicht zuletzt an tausenden arabischen Touristen, die sich vor den Gipfelkreuzen fotografieren lassen oder heimlich im Hofbräuhaus eine Maß Bier trinken.

Wenn wir den Weg der Selbstaufgabe weitergehen

Wenn wir den Weg der Selbstaufgabe weitergehen, was wird dann noch alles passieren? Überspitzt gefragt: Werden wir die Gipfelkreuze auf Werbeprospekten für die Alpen wegretuschieren oder verzweifelt einen Fotoausschnitt ohne Kreuz einsetzen? Ach, ist ja schon mal passiert, in einem Werbeprospekt der Tourismusregion Garmisch-Partenkirchen für arabische Besucher. Oder werden wir die Gipfelkreuze aus Rücksicht auf islamische Wanderer gleich ganz entfernen? Werden wir Berggipfel wie Predigtstuhl, Bischof oder Kreuzeck politisch korrekt in „Rede-mit-religiösem-Inhalt-Kanzel“, „Geistliche*r Würdenträger*in“ und „Mathematisches Symbol-Eck“ umbenennen? Werden wir an Bahnübergängen das Andreaskreuz abmontieren, Autobahnkreuze in Autobahngabelung umtaufen, Kreuzottern, Christrosen und Kreuzspinnen vernichten, die Passionsspiele in Oberammergau verbieten und die Marterl aus den bayerischen Landschaften tilgen? Werden wir islamische Feiertage einführen, Christkindlmärkte in Winterwunderland und Martinsumzüge in Sonne-Monde-Sterne-Umzüge umbenennen? Werden wir blickdichte Vorhänge in allen Privathaushalten vorschreiben, damit nur ja keine christliche Symbolik wie Kruzifixe, Christbäume oder Adventskränze von außen zu sehen sind?

Ist es nur eine Frage der Zeit, bis in Europa aus reiner Unterwürfigkeit die für Moslems anstößigen Bilder und Statuen in Museen ganz entfernt werden?

Werden wir christliche Kindergärten abschaffen, Klöster verstaatlichen, Straßen mit Frauennamen umtaufen (die Anwohner könnten sich zweitklassig fühlen), Schweinsbraten, Spanferkel und Gummibärchen verbieten? Werden wir Aussprüche wie „Ihr könnt mich mal kreuzweise“ oder „Da haben wir nochmal Schwein gehabt“ unter Strafe stellen? Der Karneval/Fasching, das Oktoberfest, die Biergärten und Bierkeller, irgendwann alles verboten? Ist es nur eine Frage der Zeit, bis in Europa aus reiner Unterwürfigkeit die für Moslems anstößigen Bilder und Statuen in Museen ganz entfernt werden? Und dann verschwinden unliebsame Bücher, Filme, westliche Musik, Modeartikel und wir sprechen von „unislamischer Kunst“? Und schließlich müssen sich irgendwann alle Frauen auch bei uns mit dem Burka- und Kopftuch-Gefängnis verhüllen, nur weil es der Islam angeblich vorschreibt? Das Händeschütteln oder gar Umarmen mit Männern hat sich dann auch erledigt, was wohl nur Virologen gut finden würden. Die Rechte von Frauen im Erb- oder Scheidungsfall würden logischerweise eingeschränkt werden müssen. Ganz am Ende sprengen wir dann alle Statuen wie die Bamiyan-Buddha-Statuen in Afghanistan und die alten Tempel im IS-Gebiet. Kirchen werden selbstverständlich eingeebnet, Ehebrecher gesteinigt und alle Christen und Juden müssen zum Islam konvertieren.

Wer kriecht, der stolpert nicht

Ja natürlich, das war jetzt gnadenlos übertrieben und nicht ganz ernst gemeint. Aber einiges davon ist schon vereinzelt in unseren Demokratien vorgekommen und jedes Mal fragt man sich, warum? Gewiss: Wer kriecht, der stolpert nicht. Aber er wird eines Tages nicht mehr aufrecht gehen können!

Erst kürzlich war zu lesen, dass die Barbarentruppe des Islamischen Staates die Islamisierung Europas als Ziel hat, ein Kalifat mit der Hauptstadt Rom. Sie haben ihr Ziel mit dem italienischen Kniefall viel früher erreicht, als sie selber dachten. Die freie, demokratische Welt befindet sich heute in einem existenziellen Kampf mit den Feinden von Freiheit, Demokratie und Menschenwürde. Wir müssen unsere Werte in der großen Politik wie auch im Kleinen bewahren und endlich wieder konsequent für sie eintreten – ja, für sie kämpfen. Oder wir scheitern. Mia san mia, Himme-Herrgod-no-amoi-Kruzefix-Halleluja-Sakrament!