Wohnungssuche in München ist schon jetzt ein großes Problem. Bild: Imago/Ralph Peters
Statistisches Jahrbuch

Bayern wächst

Innenminister Joachim Herrmann hat das neue statistische Jahrbuch 2015 für Bayern vorgestellt. In dem Hunderte Seiten starken Werk sind unzählige Daten über den Freistaat enthalten: wie viele Autos es gibt, wie es um die Wirtschaftskraft, die Pro-Kopf-Verschuldung oder den Wohnungsbau bestellt ist. Wichtig: Die Bevölkerung und die Wirtschaft Bayerns wachsen, es herrscht nahezu Vollbeschäftigung.

Die Bevölkerung Bayerns wächst: 2014 sind gegenüber dem Vorjahr nochmals rund 87.300 Einwohner hinzugekommen. Zum Ende des Jahres 2014 zählte Bayern nunmehr rund 12,7 Millionen Einwohner. 2014 erblickten 113.935 neue Erdenbürger das Licht der Welt – damit noch einmal fast vier Prozent mehr als im Vorjahr und höchster Wert sei 2001. Dennoch stehen rund 10.200 mehr Sterbefälle den Geburten gegenüber. 62.327 Paare schlossen im Jahr 2014 den Bund fürs Leben, 24.463 Paare beendeten ihn durch Scheidung. Die Bayern organisieren sich in 12.068 Sportvereinen beziehungsweise Abteilungen. Insgesamt zogen 2014 rund 92.700 Menschen mehr nach Bayern zu als weg, gut 60.600 kamen aus EU-Staaten. Herrmann: „Die Wanderungsbewegungen in 2015 machen uns Sorgen. Sie werden diese Zahlen deutlich nach oben verändern.“

Bauen ist das Gebot der Stunde.

Joachim Herrmann

Immer mehr Menschen in Bayern brauchen deshalb auch Wohnraum. „Das ist eine enorme Herausforderung für den Wohnungsmarkt in Bayern, zumal die große Zahl an Flüchtlingen die Nachfrage nach Wohnraum in absehbarer Zukunft noch weiter erhöhen wird“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann dazu. „Die Weichen wurden gestellt“, so der Bauminister. Um rund 9,5 Prozent hat die Wohnungsbauaktivität 2014 gegenüber 2013 zugenommen. In Bayern wurden 2014 insgesamt mehr als 51.500 Wohnungen fertig gestellt, rund 89,5 Prozent davon Neubauten – insgesamt über 60 Prozent mehr als seit dem historischen Tiefstand der Wohnungsbautätigkeit 2009 mit 31.335 Wohnungen. Zum 31.12.2014 gab es in Bayern insgesamt über 6,2 Millionen Wohnungen. Rein rechnerisch standen somit jedem Einwohner Bayerns rund 47,7 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Herrmann: „Bauen ist das Gebot der Stunde. Mein hochgestecktes Ziel bleibt es, wieder auf 70.000 neugebaute Wohnungen pro Jahr zu kommen.“ Erfreulich sei deshalb auch die Zunahme der Baugenehmigungen samt Genehmigungsfreistellungen um 4,9 Prozent gegenüber 2013 auf insgesamt fast 58.800. Mit Hilfe eines staatlichen Sofortprogramms habe der Freistaat Bayern 2015 den Weg für rund 28.000 neue staatliche oder staatlich geförderte Mietwohnungen geebnet.

Wirtschaftlich und finanziell bestens aufgestellt

Bayern zeigte sich wirtschaftlich in bester Verfassung. „In Bayern haben wir fast Vollbeschäftigung“, freute sich Herrmann. Lag die Arbeitslosenquote 2014 bei 3,8 Prozent gegenüber 6,7 Prozent bundesweit, sank sie bis zum November 2015 nochmals um 0,5 Prozent auf 3,3 Prozent – und damit deutlich unter den Bundeswert von 6,0 Prozent. „Überaus solide sind auch die öffentlichen Finanzen“, stellte der Innenminister fest. Der Freistaat nahm 2014 knapp zwei Milliarden Euro mehr ein, als er ausgab und fast drei Milliarden Euro mehr als 2013. Die Verschuldung ging 2014 um rund 2,2 Milliarden Euro zurück. Auch die bayerischen Gemeinden, Landkreise und Bezirke konnten Schulden abbauen. Ihr Schuldenstand belief sich am 31. Dezember 2014 auf rund 12,9 Milliarden Euro – damit um rund 10,4 Prozent oder 1,5 Milliarden Euro weniger binnen vier Jahren.

Der Straßenverkehr nimmt weiter zu

Rasant wächst auch der Kraftfahrzeugverkehr. Waren 1970 nur 3,14 Millionen Kraftfahrzeuge auf Bayerns Straßen unterwegs, waren es Anfang 2015 über 9,4 Millionen Kraftfahrzeuge, darunter 7,4 Millionen Pkw. Die Zulassungen wuchsen 2014 gegenüber 2013 um rund 2,4 Prozent. Der Trend ist auch 2015 ungebrochen. Bis Ende September 2015 wurden in Bayern bereits fast 560.000 Kraftfahrzeuge neu zugelassen, rund 3,8 Prozent mehr als 2014. Trotz des zunehmenden Straßenverkehrs ist die Zahl der Verkehrstoten 2014 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. 619 Menschen kamen ums Leben. Der Rückgang von neun Prozent gegenüber 2014 bedeutet gleichzeitig den niedrigsten Stand seit Beginn der Unfallaufzeichnungen im Jahr 1954. „Doch jeder Tote ist einer zu viel. Bis 2020 wollen wir die Zahl der Verkehrstoten auf unter 550 senken“, so Herrmann. Insgesamt gab es 52.521 Straßenverkehrsunfälle mit Personenschäden im Jahr 2014. „Auch gut ausgebaute Staatsstraßen sind uns ein wichtiges Anliegen“, sagte der Innenminister. Die Ausgaben für den Um- und Neubau der Staatsstraßen stiegen seit 1995 um rund 94 Prozent auf knapp 280 Millionen Euro im Jahr 2014. Die Bestandserhaltung lässt sich der Freistaat rund 160,8 Millionen Euro kosten – eine Verfünffachung der Mittel gegenüber 1995.

Im Statistischen Jahrbuch 2015 des Bayerischen Landesamtes für Statistik

stellen rund 166.000 Daten das Leben in Bayern dar. Die Präsidentin des Landesamts, Marion Frisch, betonte, dass die Daten der Amtlichen Statistik Grundlage für viele politische Entscheidungsprozesse sind. Traditionell um die Jahreswende stellt das Landesamt sein „Statistisches Jahrbuch für Bayern“ vor. Die Ausgabe für das Jahr 2015 – insgesamt schon die 58. Auflage der Reihe – enthält auf 619 Seiten 455 Tabellen und 65 Abbildungen aus allen Lebensbereichen des Freistaates. Die Präsidentin des Landesamts machte deutlich, dass neben der Darstellung des Ist-Zustandes Bayerns das Jahrbuch zusammen mit seinen Vorgängerausgaben gleichsam eine statistische Zeitreise durch die vergangenen Jahrzehnte ermöglichen würde.

(BK/avd)