Terror in Tunesien
Dschihadisten-Terror aus der Nachbarschaft erreicht das Arabellions-Hoffnungsland: Islamistische Terroristen ermordeten in Tunis 23 Personen.
IS-Terror in Tunis

Terror in Tunesien

Dschihadisten-Terror aus der Nachbarschaft erreicht das Arabellions-Hoffnungsland: Islamistische Terroristen ermordeten in Tunis 23 Personen.

Wenn der Anschlag auf das Nationalmuserum von Bardo in Tunis tatsächlich auf Terroristen des Islamischen Staates (IS) zurückgeht, dann handelt es sich um die größte IS-Terror-Tat außerhalb Syriens und des Irak. 23 Personen kamen ums Leben, darunter 20 Touristen. Der IS-Terror, heißt das, greift aus. Jüngste IS-Drohungen gegen andere arabische Länder – und gegen Europa – müssen ernst genommen werden, ganz gewiss die jüngste gegen Tunesien: „Den Glaubensabtrünnigen, die auf der Brust des muslimischen Tunesien sitzen, sagen wir: Wartet Auf die frohe Botschaft dessen, was Euch verletzen wird, oh Ihr Unreinen, denn was Ihr heute gesehen habt, ist nur der erste Tropfen des Regens.“

Tunesien galt bislang als der einzige Lichtblick unter den Ländern des sogenannten arabischen Frühlings: Nach der ersten freien Wahl 2011 hat sich Tunesien 2014 eine moderne Verfassung gegeben mit gleichen Rechten für Männer und Frauen. Das Land hat einen demokratisch gewählten Präsidenten mit ebenso demokratisch gewählter Regierung. Alle anderen Arabellions-Länder – Ägypten, Bahrein, Jemen Libyen, Syrien – sind entweder in die Diktatur zurückgekippt oder in Chaos und Bürgerkrieg abgestürzt.

3000 tunesische Dschihadisten in Syrien und Irak

Doch jetzt kommt das Chaos aus der arabischen Nachbarschaft auch Tunesien näher. Vor allem aus Libyen, wo Dschihadisten-Gruppen schon drei Kalifats-Provinzen des Islamischen Staats ausgerufen haben. Aber auch das große westliche Nachbarland Algerien kämpft seit über 20 Jahren mit islamistischem Terror und steuert gerade auf einen schwierigen Machtwechsel zu.

Aber die Gefahr kommt auch von innen: Mit mindestens 3000 Dschihadisten stellt ausgerechnet das Arabellions-Hoffnungsland Tunesien das größte Kontingent der Islamisten, die in Syrien und Irak für den Islamischen Staat kämpfen – Stabilität sieht anders aus. 500 Dschihadisten sollen inzwischen zurückgekehrt sein. Die beiden getöteten Terroristen von Tunis sollen aus einem Terror-Lager in Libyen gekommen sein. Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi persönlich warnt vor dschihadistischen Schläferzellen im Lande. Im Dezember hat eine tunesische Dschihadisten-Gruppe dem Islamischen Staat im Irak und Syrien Treue gelobt. Bei kleineren Überfällen – immer gegen Sicherheitskräfte – sind seit 2012 über 60 tunesische Soldaten und Polizisten ums Leben gekommen.

Nun greifen Tunesiens Dschihadisten auch den Zivilsektor an – und den Tourismus, von dem die Wirtschaft abhängt. „Man muss den Tunesiern helfen und eben nicht seinen Urlaub in Tunesien streichen“, bittet die französische Tageszeitung Le Monde ihre Leser. Die Kreuzfahrtschiffe waren eben erst nach Tunesien zurückgekehrt. Jetzt meiden sie das Land wieder.