Aktuell kümmern sich Rotes Kreuz, Jugendämter und andere Organisationen in Bayern um rund 15.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche, die aus ihrer Heimat geflohen sind. (Foto: imago/Becker &Bredel)
Ehrenamt

Auf das Rote Kreuz ist Verlass

Mehr Unterstützung in der Flüchtlingshilfe forderte BRK-Präsident Theo Zellner bei dem Treffen von rund 400 Delegierten auf der 37. Landesversammlung des Bayerischen Roten Kreuzes in Schrobenhausen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte die Leistungsfähigkeit und Professionalität des BRK.

„Ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen geht es nicht“, begründete Zellner die Forderungen von Bayerns größter Hilfsorganisation. Der 66-Jährige leitet das BRK seit 2014. „Der Verdienstausfall unserer Helfer muss vollständig ausgeglichen werden.“ Schließlich seien in den Spitzenzeiten in den letzten Monaten rund 500 Helfer im Einsatz gewesen, ein Ende sei nicht abzusehen. Denn auch weiterhin suchen täglich Tausende Menschen aus den Krisengebieten Zuflucht in Deutschland. Neben Hilfe und Schutz erhalten die Flüchtlinge von den Ehrenamtlichen des Bayerischen Roten Kreuzes Essen und Kleidung und Unterstützung auf ihrem Weg in die Unterkünfte in ganz Deutschland in den vielen voll besetzten Zügen, die jeden Tag durch Deutschland rollen. Die Hilfsorganisation verlangt eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen, „um auch künftig unsere humanitäre Hilfe leisten zu können“.

Viele brauchen medizinische Hilfe. Ohne das humanitäre Engagement des BRK ist der tägliche Ansturm der Flüchtlinge in den Grenzregionen mit Tausenden von Menschen nicht zu verkraften.

Theo Zellner, BRK-Präsident

Allein in diesem Jahr sind rund 150.000 Stunden ehrenamtliche Hilfe zusammen gekommen. Schwerpunkte der letzten beiden Monate sind die Kreisverbände Berchtesgadener Land, Landkreis Rottal Inn, Passau und Freyung-Grafenau. Die Helfer sind an den Grenzen ihrer Möglichkeiten. Zellner: „Deshalb ist ein gut organisierter Grenzübertritt so wichtig. Auch brauchen wir hauptamtliche Kräfte zur Unterstützung der Ehrenamtlichen.“ Dies gilt vor allem für die  Geschäftsstellen der Hilfsorganisation. Obwohl die Helfer vor allem in den Grenzregionen längst am Ende ihrer Kräfte seien, werde das BRK keinen Flüchtling unversorgt in der Kälte stehen lassen.

Auf das Rote Kreuz ist Verlass, unsere Leute haben einen sehr hohen Anspruch an sich selbst.

Theo Zellner

Im Rahmen seines Rechenschaftsberichts hob BRK-Präsident Theo Zellner die vielfältigen Leistungen des Bayerischen Roten Kreuzes in den letzten beiden Jahren hervor, insbesondere auch beim G 7 Gipfel. Dabei wurde auch eine Nachwuchskampagne zur Werbung Ehrenamtlicher im Katastrophenschutz vorgestellt. Insgesamt 7.000 hauptamtliche Beschäftigte arbeiten im Wohlfahrtsbereich. Allein im stationären Bereich versorgt der Wohlfahrtverband BRK rund 11.000 alte Menschen in 125 Einrichtungen. 140 ambulante Dienste kümmern sich zusätzlich um pflegebedürftige Menschen. Darüber hinaus unterhält das BRK über 150 Einrichtungen der Kinderbetreuung. Rund 100 Sozialläden des Verbandes unterstützen hilfsbedürftige und mittellose Menschen. Sie erhalten dort Lebensmittel, Kleider oder Haushaltswaren.

Innenminister Herrmann: Unschätzbare Arbeit in der Versorgung ankommender Flüchtlinge

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat bei der 37. Landesversammlung des BRK in Schrobenhausen die Leistungsfähigkeit und Professionalität der größten bayerischen Hilfsorganisation gelobt: „Egal ob bei ganz alltäglichen Einsätzen des Rettungsdienstes, beim G7-Gipfel im Sommer dieses Jahres oder aktuell bei der Betreuung ankommender Flüchtlinge – auf die Helferinnen und Helfer des BRK ist stets Verlass.“ Das BRK leiste unschätzbare Arbeit bei der Aufnahme und Unterbringung, aber auch bei der medizinischen Versorgung und Betreuung der derzeit ankommenden Asylbewerber. „Das ist eine Herausforderung, die ihresgleichen sucht. Besonders den vielen ehrenamtlichen Kräften vor Ort, die oftmals bis zur Erschöpfung helfen, danke ich aufs herzlichste“, so der Innenminister.

Im Rettungsdienst

Über 80 Prozent aller Krankentransorte und Notfalleinsätze im öffentlichen Rettungsdienst werden in Bayern vom Roten Kreuz durchgeführt. Damit gehört das BRK zu den größten Rettungsdienstanbietern Deutschlands. Herrmann: „Es freut mich, dass Sie mit der neuen elektronischen Patientendokumentation auf Tablet-PCs eine Vorreiterrolle beim Einsatz neuer Kommunikationstechnologien im Rettungsdienst einnehmen.“ Im Rahmen des sogenannten Telematik II-Projekts werden Daten der Patienten bereits im Rettungswagen elektronisch erfasst und an das aufnehmende Krankenhaus übermittelt. „Dadurch kann die Notaufnahme optimal vorbereitet werden. Verzögerungen und Missverständnisse werden vermieden. Das ist ein ganz wichtiger Schritt für die Zukunft des bayerischen Rettungsdienstes“, erklärte der Innenminister.

Ihre Arbeit ist uns viel Wert. Denn wir wissen, was wir an Ihnen haben.

Joachim Herrmann

Den 130.000 Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Roten Kreuzes in Bayern dankte Herrmann für ihren wertvollen Einsatz zum Wohle ihrer Mitmenschen. Wie der Innenminister betonte, stellt die Bayerische Staatsregierung jährlich über drei Millionen Euro allein zur Unterstützung der Berg- und Wasserrettung zur Verfügung. „Ihre Arbeit ist uns viel Wert. Denn wir wissen, was wir an Ihnen haben“, so Herrmann. Dass in der aktuellen Flüchtlingskrise alle beteiligten Hilfsorganisationen im Gemeinsamen Einsatz- und Lagezentrum unter Leitung des BRK ihre Einsätze abstimmen, ist für den Innenminister ein deutlicher Beleg für die herausragende Reputation des BRK auch über Organisationsgrenzen hinweg. Herrmann: „Das BRK ist für unser Gemeinwesen heute unerlässlich. Ihnen allen ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihre vorbildliche Arbeit!“

150.000 Arbeitsstunden für Migranten

3800 ehrenamtlich Tätige haben nach seinen Worten seit Sommer 2014 an die 150.000 Arbeitsstunden für Migranten geleistet. Dafür fehlten sie oft am Arbeitsplatz und müssten ein Minus bei Lohn oder Gehalt hinnehmen.

Das BRK

ist einer von 19 Landesverbänden des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). In 5 Bezirks- und 73 Kreisverbänden sind in Bayern 22.000 Mitarbeiter hauptamtlich und 130.000 aktive Mitglieder ehrenamtlich tätig. Zu der Hilfsorganisation gehören auch Bergwacht und Wasserwacht.