"Fans" des TSV 1860 München im Rauch. Screenshot: Youtube
Hooligans

Gegen die Gewalt

Nach den Vorfällen und dem massiven Polizeieinsatz rund um das kleine Münchner Derby am Ostermontag setzt sich der bayerische Innenminister Joachim Herrmann für ein härteres Durchgreifen gegen gewaltbereite Fans ein.

Teilweise vermummte „Anhänger“ des FC Bayern II und des TSV 1860 München II hatten unter anderem gefährliche Böller auf das Spielfeld geworfen. Die zweite Halbzeit wurde verspätet angepfiffen, nachdem auf den Zuschauerrängen Pyrotechnik mit starker Rauchentwicklung gezündet worden war. „Während des weiteren Spielverlaufs kam es in beiden Fanbereichen immer wieder zum Entzünden von pyrotechnischen Gegenständen“, heißt es weiter im Polizeibericht. Das kleine Derby hatte auch in den vergangenen Jahren immer wieder unter Ausschreitungen so genannter Fans zu leiden. Die massive Polizeipräsenz sorgte dieses Mal für einen weitgehend friedlichen Verlauf.

1000 Polizisten für ein Viertliga-Spiel?

Auf Dauer sei es allerdings nicht vertretbar, für ein Viertliga-Spiel über 1000 Polizeibeamte einzusetzen, betonte Herrmann: „Ich erwarte von den Vereinen, dass sie – entsprechend der auf Initiative Bayerns eingebrachten Vorschläge – die Beschlüsse der Innenministerkonferenz vom Dezember 2014 umsetzen und konsequent gegen Gewaltabsichten so genannter Fanclubs vorgehen. Auch die Zugangskontrollen in Stadien müssen die Vereine wirksamer gestalten.“ Es sei nicht akzeptabel, dass etwa Feuerwerkskörper zuhauf in die Stadien gebracht und dort abgefackelt werden könnten. Das werfe berechtigte Zweifel und Fragen nach der Zuverlässigkeit der Stadienorganisation auf.

Wer soll den Polizeieinsatz zahlen?

Noch weiter ging Peter Erl, Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion in Niederbayern. Die Proficlubs der Fußball-Bundesligen sollten künftig an den Kosten für Polizeieinsätze bei „Risikospielen“ beteiligt werden, so der stellvertretende Landrat von Deg­gendorf, Erl will einen entsprechenden Antrag beim nächsten CSU-Parteitag stellen. „Der Staat wirft den Proficlubs der Fußballbundesliga Millionen hinterher“, kritisierte der bekennende Fußballfan. Es sei nicht vermittelbar, dass die teils börsennotierten Clubs 30 Millionen Euro und mehr für neue Spieler bezahlten, sich an den Kosten für die Polizeieinsätze aber nicht beteiligten. „Ich sehe nicht ein, dass jeder kleine Dorfverein seine Sicherheitskräfte selbst stellen und auch bezahlen muss. Und bei den Profilclubs übernimmt das der Staat“, so Erl.

Rauchschwaden im FC-Bayern-Block. Screenshot: Youtube

Rauchschwaden im FC-Bayern-Block. Screenshot: Youtube

Ein ähnliches Vorgehen der Stadt Bremen stieß allerdings vor Kurzem auf wenig Gegenliebe. Der DFB sieht die Arbeit rund um die Stadien ohnehin als öffentliche Aufgabe. Deshalb soll Bremen in Zukunft keine Spiele der deutschen Nationalmannschaft mehr austragen dürfen. Nicht zu Unrecht wies DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf einen anderen Punkt hin: „Gerade der Fußball spült Jahr für Jahr Millionenbeträge in die öffentlichen Kassen.“ Auch Innenminister Joachim Herrmann lehnte die Idee ab: „Wenn HSV-Fans am Marienplatz randalieren, kann man nicht den FC Bayern dafür verantwortlich machen.“ Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung liege die originäre Zuständigkeit beim Staat und damit bei der Polizei. In den Stadien seien allerdings die Vereine für den geordneten Ablauf zuständig. Auch müssten sie für eine ausreichende Anzahl an Ordnern sorgen. Wichtig sei nun, Gewalttäter „auf Dauer von Fußballspielen auszuschließen und gegen Pyrotechnik einzuschreiten“. Der bayerische Innenminister hat zudem alle Polizeipräsidien angewiesen, gegenüber Fußballrowdys noch konsequenter einzuschreiten. Rund 1800 Polizisten sind jedes Wochenende rund um Fußballspiele im Einsatz.

Diese Chaoten schaden dem Fußball

„Diese Chaoten schaden dem Fußball nachhaltig und sind keine echten Fans“, so ein Beschluss der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag. Sie fordert qualifizierte Ordner, langjährige Stadionverbote und den Ausschluss aus Vereinen und Fanclubs. Seit vielen Jahren setzt Bayern mit großem Erfolg auch auf szenekundige Beamte und unterstützt die Fußballvereine bei der Ausarbeitung von Sicherheitskonzepten.

Andreas von Delhaes-Guenther