Manche Politiker rechnen durch den wahrscheinlichen Familienzuzug mit bis zu sieben Millionen Flüchtlingen in den kommenden Jahren. (Foto: imago/pixsell)
OECD-Prognose

Diese Flüchtlingswelle ist erst der Anfang

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet mit einer nie dagewesenen Flut von Immigranten aus dem Orient und Afrika nach Europa. Nach den USA ist Deutschland mittlerweile das zweitbeliebteste Zielland weltweit, so der aktuelle OECD-Ausblick. Die Arbeitslosigkeit der Migranten ist überall spürbar höher als bei der einheimischen Bevölkerung.

Auch jenseits der aktuellen Flüchtlingsströme rechnet die OECD weiter mit umfassender internationaler Migration. „Der Druck ist hoch in einer Reihe von Herkunftsländern“, heißt es in einem in Paris präsentierten Ausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). So geben in Nigeria 44 Prozent der über 15-Jährigen an, dauerhaft auswandern zu wollen. In Albanien sind es 39, im Senegal 37 und in Syrien 31 Prozent. Bei fast allen dieser Länder wird mindestens ein EU-Land unter den ersten drei bevorzugten Zielen genannt.

In den meisten der 34 OECD-Länder sind die Flüchtlingsströme bereits gestiegen. Im Vergleich zu 2013 ist der Zuzug von Migranten in die OECD-Länder 2014 massiv gestiegen – und zwar auf 4,3 Millionen Zuzügler. Zur aktuellen Lage verweist die Studie auf Menschen, die auf Weiterreise warten: So leben derzeit etwa zwei Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei. Dort warten zudem rund 300.000 Menschen aus Afghanistan, dem Irak und Pakistan auf einen Weg in die EU. Mehr als 1,1 Millionen Syrer halten sich im zunehmend unsicheren Libanon auf.

Nahost- und Afrika-Krisen ohne Chance auf Besserung

Als besondere Lage Europas wertet die OECD, dass viele gleichzeitige Krisen in Nahost und Afrika, also im Umfeld Europas, „geringe Aussichten auf Besserung“ hätten – wie etwa in Syrien. Die OECD stellt gleichzeitig fest, Europa habe seit Ende des Zweiten Weltkriegs umfassende und kurzfristige Migrationsbewegungen „erfolgreich bewältigt“. In vielen Fällen hätten die Länder von Migration mindestens auf lange Sicht wirtschaftlich profitiert. Dass beispielsweise die Integration von deutschstämmigen Heimatvertriebenen in Deutschland eine völlig andere Sachlage darstellt als die Integration hunderttausender islamischer Orientalen, ignoriert die OECD allerdings an dieser Stelle.

Bis Ende 2015 wird in Europa mehr als eine Million Menschen Asyl beantragen – allein die deutsche Bundesregierung erwartet offiziell 800.000 Anträge. Etwa 40 Prozent der Antragssteller werden Schätzungen zufolge ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in einem der OECD-Länder erhalten. Das sind mehr als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Deutschland ist jetzt Immigrationsland Nummer Zwei hinter den USA

Wie die OECD weiter mitteilte, ist Deutschland mittlerweile eines der Hauptimmigrationsländer weltweit und liegt auf Platz Zwei hinter den USA. 2014 stieg die Zahl der Asylsuchenden in den OECD-Ländern um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und betrug zum ersten Mal seit Beginn der 1990er-Jahre über 800.000 Menschen.

2014 gab es bereits ein historisches Hoch an Asylsuchenden, dieses wird 2015 noch steigen. Die wichtigsten Länder, in die die schutzsuchenden Menschen einreisen, sind Deutschland, die USA, die Türkei, Schweden und Italien. Eine weitere Aussage der Studie: Die Arbeitslosenquote bei Migranten ist aber weiterhin deutlich höher als bei Einheimischen – und zwar um 3,3 Prozentpunkte.

dpa/wog