Bayern erreicht mit seiner niedrigen Arbeitslosigkeit und der Arbeitskräftenachfrage Rekordwerte. (Bild: Bundesagentur für Arbeit)
Arbeitsmarkt

Ein wichtiges Signal

3,6 Prozent Arbeitslose, das die niedrigste August-Quote, die je in Bayern gemessen wurde. Zu den aktuellen Rekordwerten bei der Arbeitslosenquote folgen auch Rekorde bei der Arbeitskräftenachfrage und bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt saisonal bedingt geringfügig.

„Die bayerische Arbeitslosenquote beträgt aktuell 3,6 Prozent und ist damit nicht nur 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr, sondern auch die niedrigste Arbeitslosenquote in Bayern, die je in einem August gemessen wurde. Positiv entwickelt sich auch die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum letzten Jahr. So verzeichnen wir im August 253.525 arbeitslose Menschen im Freistaat. Das sind 9.262 Personen beziehungsweise 3,5 Prozent weniger als noch im August 2014“, erklärte Klaus Beier, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern. Saisonüblich, jedoch geringer als im Vorjahr, sei die Arbeitslosigkeit von Juli auf August gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat waren im August rund 9.800 Personen oder vier Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Der Anstieg rührt daher, dass sich junge Menschen nach dem Ende ihrer Schulzeit oder Ausbildung arbeitslos melden. „Auch die Unternehmen stellen in der Ferienzeit weniger neue Mitarbeiter ein“, erklärte Beier weiter.

Daten und Fakten zum Arbeitsmarkt in Bayern:

Arbeitslosenzahl im August: +9.801 auf 253.525 (+4,0 Prozent)

Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: -9.262 (-3,5 Prozent)

Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat: +0,2 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent

Arbeitslosenquote im Vorjahr: 3,7 Prozent

Deshalb waren im August knapp 30 Prozent mehr 15- bis 25-Jährige arbeitslos gemeldet als im Vormonat. Doch die Arbeitslosigkeit der jungen Menschen ist laut Beier kein Grund zur Sorge, denn es handelt sich um Fluktuationsarbeitslosigkeit. Die allermeisten von ihnen sind weniger als drei Monate arbeitslos. „Verglichen mit dem Vorjahr sehen wir jedoch, dass in Bayern 1.386 junge Menschen und damit 4,1 Prozent weniger arbeitslos gemeldet waren. Das ist ein sehr schönes Signal!“, betonte Beier.

Unternehmen bestätigen die gute Lage

Die gute Entwicklung ist auch bei den bayerischen Unternehmen zu spüren. Sie bewerteten im Juli laut Ifo-Konjunkturtest Bayern sowohl ihre wirtschaftliche Situation, als auch die Perspektiven mit einem Plus von 4,5 Punkten eindeutig positiv. „Auch nach dem Arbeitsmarktbarometer des IAB rechnen wir weiterhin mit einer stabilen Entwicklung am Arbeitsmarkt. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer signalisiert mit der dritten Steigerung in Folge, eine weiter sinkende saisonbereinigte Arbeitslosigkeit für die nächsten Monate“, erklärte Beier.

Niederbayern unverändert Spitzenreiter

Im Vorjahresvergleich sank die Arbeitslosigkeit in allen sieben Regierungsbezirken Bayerns. Niederbayern hält mit einer Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent weiter seine Spitzenposition. Auf dem zweiten Platz folgt die Oberpfalz mit 3,2 Prozent Arbeitslosenquote. Unterfranken, Oberbayern und Schwaben liegen mit einer Quote von 3,4 Prozent an dritter Stelle. Oberfranken schließt mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent an und kann sich damit im Vergleich zum Vorjahr um deutliche 0,3 Prozentpunkte verbessern. Mittelfranken steht im August bei stabilen 4,5 Prozent und verbessert seine Arbeitslosenquote damit um 0,2 Prozentpunkte zum Vorjahr.

Regierungsbezirk    August 2015     Juli 2015     August 2014

Niederbayern                  3,1 %                3,0 %             3,2 %

Oberpfalz                         3,2 %                3,0 %             3,4 %

Unterfranken                   3,4 %                3,2 %             3,5 %

Oberbayern                     3,4 %                 3,3 %             3,6 %

Schwaben                        3,4 %                  3,2 %             3,6 %

Oberfranken                   4,0 %                   3,8 %             4,3 %

Mittelfranken                  4,5 %                   4,3 %             4,7 %

Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen auch Personen in Weiterbildungen oder Altersteilzeit sowie Selbständige, die mit einem Gründungszuschuss gefördert werden, die daher nicht arbeitslos gelten. Im August beinhaltet die Unterbeschäftigung zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen 78.094 Personen und erfasst insgesamt 331.619 Personen.

Nachfrage nach Arbeitskräften historisch stark

Im August meldeten die bayerischen Unternehmen 32.378 neue Arbeitsstellen zur Vermittlung. Das bedeutet ein Plus von 3.927 Stellen bzw. 13,8 Prozent im Vergleich zum Juli. Aber auch im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitskräftenachfrage mit 5.410 neuen Stellen und einem Plus von 20,1 Prozent deutlich. „Die gute Situation auf dem bayerischen Arbeitsmarkt zeigen auch die Rekordwerte bei den Stellen. Im August wurden zum einen 32.378 Arbeitsstellen neu zur Vermittlung gemeldet. Eine höhere Zahl an Stellenzugängen gab es zuletzt vor mehr als acht Jahren. Zum anderen verzeichneten wir im August 92.737 Stellen im Bestand. Dieser Wert stellt den höchsten Stand seit fast 15 Jahren dar“, machte Beier klar. Fast alle Branchen zeigten dabei ein positives Bild. Die dominierenden Wirtschaftszweige Handel, Verarbeitendes Gewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen meldeten mehr Stellen. Die Zeitarbeit steht mit knapp 12.000 neuen Inseraten für mehr als ein Drittel der Nachfrage.

Allzeit-Hoch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

Aktuellen Hochrechnungen zufolge stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Juni zum Vormonat um weitere 8.600 oder 0,2 Prozent auf 5.179.000. Zum Vorjahr beträgt der Anstieg sogar 113.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bzw. 2,2 Prozent. Das ist laut der Arbeitsagentur ein Allzeit-Hoch. Mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern arbeitet im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Gesundheits- und Sozialwesen. In der letzteren Branche sowie im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen haben jeweils rund 20.000 mehr Menschen Arbeit gefunden als noch im Vorjahr. Auch im Verarbeitenden Gewerbe wurden 16.400 mehr Arbeitnehmer als im Juni 2014 eingestellt.

Endspurt am Ausbildungsmarkt

Aktuell sind laut der Arbeitsagentur noch 24.849 freie Lehrstellen ausgeschrieben. Gleichzeitig sind noch 11.394 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Rein rechnerisch können damit allen Ausbildungssuchenden in Bayern mehr als eine Lehrstelle angeboten werden. „Das wäre aber zu kurz gesprungen. Denn nicht jede freie Lehrstelle entspricht auch den Ausbildungswünschen des Bewerbers oder der Bewerberin. Genauso bringt nicht jeder junge Mensch die Anforderungen mit, die sich der Ausbildungsbetrieb wünscht“, mahnte Beier. „Deshalb rate ich allen Beteiligten bei der Suche für das anstehende Ausbildungsjahr, ihren Blick zu weiten und geeignete Alternativen in Betracht zu ziehen. Denn am Ausbildungsmarkt ist erfahrungsgemäß bis in den Herbst hinein viel Bewegung.“ Allein seit Juli hätten weitere 8.000 junge Menschen einen Ausbildungsplatz gefunden und mehr als 5.500 offene Ausbildungsstellen konnten in dieser Zeit besetzt werden.

Aigner: Mahnung nach Berlin

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner freute sich wieder über die niedrigen Arbeitslosenzahlen in Bayern: „In  Bayern haben wir weiterhin beste Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Auch die nach wie vor robuste Konjunkturentwicklung trägt dazu bei, dass wir mit diesen guten Zahlen in den Herbst starten.“ Mit Blick auf Berlin erklärte Aigner weiter: „Auch wir in Bayern können diese niedrigen Arbeitslosenquoten nur halten, wenn die entsprechende Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt erhalten bleibt. Die Pläne von Bundesministerin Nahles zur Regulierung der Zeitarbeit und Werk- und Dienstverträgen sind deshalb kontraproduktiv für die Sicherung von bestehenden und die Entwicklung von neuen Jobs in Bayern. Gerade auch um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können, dürfen wir die zunehmende Arbeitsteilung nicht durch weitere gesetzliche Hürden behindern.“

Bayern auf Platz eins

„Noch nie waren in einem August in Bayern mehr Menschen in Arbeit als in diesem Jahr. Nahezu 5,2 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und die beste Arbeitslosenquote aller Bundesländer belegen deutlich die stabile Lage auf dem bayerischen Arbeitsmarkt“, so Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller und ergänzte: „Die Arbeitslosigkeit ist im August gegenüber dem Vormonat leicht angestiegen. Das ist saisonüblich und kein Grund zur Beunruhigung. Sie liegt – wie in den Vormonaten auch – unter dem Wert des Vorjahres.“ Die anhaltend gute Lage auf dem Arbeitsmarkt spiegelt auch die im Jahr 2014 gestiegene Erwerbstätigenquote in Bayern wider. Sie zeigt, wie hoch der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung ist. Mit 77,4 Prozent liegt Bayern rund vier Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt (73,6 Prozent) und im bundesweiten Vergleich an erster Stelle. „Das ist angesichts der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten ein gutes und wichtiges Signal. Ich rechne auch für 2015 mit einem erneuten Zuwachs bei den Erwerbstätigen“, so die Ministerin abschließend.

Wirtschaft warnt: Aussichten eher herbstlich

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) war ebenfalls erfreut über die Beschäftigungssituation im Freistaat. „Über dem bayerischen Arbeitsmarkt schien im August die Sonne. Die Arbeitslosigkeit in Bayern war erneut die niedrigste im ganzen Bundesgebiet. Die bayerischen Unternehmen sind Vorreiter beim Erhalt und der Schaffung von Jobs. Sie suchen weiterhin Fachkräfte“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt anlässlich der vorgestellten August-Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Brossardt hob vor allem die kontinuierlich steigende Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat hervor: „Im Juli 2013 hat die Regionaldirektion der Bundesagentur gemeldet, dass die 4,9-Millionen-Marke überschritten ist, im Juli 2014 fiel dann die 5-Millionen-Marke. Die Tatsache, dass mittlerweile ein Allzeit-Hoch erreicht ist und 5,179 Millionen Menschen im Freistaat sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, ist Beweis der hohen Dynamik am Arbeitsmarkt“, so Brossardt. Die vbw sieht im kleinen Anstieg der Arbeitslosigkeit im August vor allem saisonale Ursachen aufgrund der Ferien. Gleichzeitig machte Brossardt deutlich, dass sich die Unternehmen zunehmend in einem weltpolitisch sowie wirtschaftlich volatilen Umfeld bewegen: „Hier sind die Aussichten eher herbstlich. Viele Unternehmen spüren die nachlassende Konjunktur in China. Auch die aktuellen geopolitischen Krisen in Russland und im Nahen Osten haben zu einer Verunsicherung geführt. Die Exporte in diese Länder sind zurückgegangen. Dies kann sich mittelfristig auch auf die Beschäftigung auswirken“, so Brossardt.