Während Berlin, Hamburg und Nürnberg laut der Studie als „wachsende Städte“ gelten, erreichten mehrere andere Städte die Kategorie „stark wachsende Stadt“: Neben München waren das unter anderen Frankfurt am Main, Stuttgart, Köln, Hannover, Bonn, Darmstadt, Kiel, Rostock, Düsseldorf, Münster, Dresden, Leipzig, Freiburg und Koblenz. Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 2008 und 2013. Als „schrumpfende Stadt“ gelten dagegen Bremen, Dortmund, Cottbus, Schwerin, Saarbrücken und Wiesbaden, dazu viele Städte im Ruhrgebiet, in Oberfranken und in Ostdeutschland. Die drei am stärksten schrumpfenden Kommunen Hoyerswerda (Sachsen), Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und Eisenhüttenstadt (Brandenburg) verloren zwischen 2008 und 2013 ein Zehntel ihrer Bevölkerung. Den bundesweit größten Einwohnerschwund (12,8 Prozent) hatte der Bezirk Osterheide am Südrand der Lüneburger Heide zu verzeichnen. Kleinstädte, die fernab der Ballungszentren liegen, schrumpften besonders stark. Von dieser Entwicklung abkoppeln konnten sich nur einige Urlaubsorte, vor allem an der Küste.
Die bayerischen Einstufungen
Das prozentual höchste Wachstum bei den Einwohnerzahlen hatte im untersuchten Zeitraum die Gemeinde Unterföhring bei München mit einem Plus von 19,9 Prozent. Bayerns Landeshauptstadt hat inzwischen 200.000 Einwohner mehr als noch im Jahr 2000. Erst kürzlich wurde symbolisch der 1,5 Millionste Bürger begrüßt. Auch Dachau, Olching, Vaterstetten, Gauting, Germering und Unterhaching legten im Münchner Speckgürtel zu. Allerdings gelten Ottobrunn und Freising als „stark schrumpfend“.
Augsburg, Fürth, Regensburg, Ingolstadt, Landshut, Memmingen, Forchheim, Neu-Ulm, Straubing und Kempten gelten ebenfalls als „stark wachsend“. Als „wachsend“ gelten in Bayern beispielsweise Nürnberg, Rosenheim, Ansbach, Amberg, Neumarkt, Roth und Hof. Als „stabil“ gelten Würzburg, Marktredwitz und Kulmbach, als „schrumpfend“ Schweinfurt, Bamberg, Passau, Coburg, Deggendorf, Weiden, Aschaffenburg und Bayreuth.
Trend zur Großstadt
Die Studie berücksichtigte sechs verschiedene Indikatoren, darunter die Gewerbesteuereinnahmen, Bevölkerungswachstum und Beschäftigung. Harald Herrmann, der Direktor des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, sieht einen langfristigen Trend zu wachsenden Großstädten und schrumpfenden Dörfern. Damit müsse man künftig umgehen. Die Kluft zwischen Stadt und Land werde immer größer.
Die schrumpfende Bevölkerung mündet in einen Teufelskreis: In der Kommune fallen Steuereinnahmen aus, Wohnraum steht leer, Schwimmbäder, Geschäfte, Theater, Museen und Kinos müssen nach und nach schließen. Im Zuge dessen wandern dann die jungen Leute in die Städte mit ihren Freizeitmöglichkeiten und Hochschulen ab und der Altersschnitt steigt noch weiter. Durch all diese Faktoren werden die Städte für Unternehmen unattraktiv und es fallen Arbeitsplätze weg. Die Folge: Noch mehr junge Leute wandern ab.
Die Studie forderte deshalb, vor allem die Klein- und Mittelstädte in dünn besiedelten Regionen in ihrer Versorgungsfunktion für die umliegenden Gemeinden zu stärken und dort wichtige Infrastruktur zu bündeln. Kitas, Schulen, Ärzte, Apotheken, Sparkassen- und Postfilialen sowie einen bedarfsgerechten öffentlichen Nahverkehr müsse es auch in Schrumpfungsregionen weiterhin geben.
Bedenklich: In nur 137 von rund 4500 Kommunen war der Saldo aus Geburten und Sterbefällen von 2008 bis 2013 positiv und für ein Bevölkerungswachstum ausschlaggebend.
Der Deutsche Städtetag sieht sich bestätigt
„Die Studie belegt nachhaltig die Position des Deutschen Städtetages, dass sich die Städte in Deutschland nicht nur finanziell, sondern auch strukturell und mit Blick auf ihre Entwicklungsmöglichkeiten ganz unterschiedlich entwickeln und dass die Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse schwieriger wird“, so die Pressemitteilung des Deutschen Städtetages. Er sieht deshalb in besonderer Weise Bund und Länder gefordert, ihre Verantwortung für strukturschwache Städte und Regionen wahrzunehmen und sie gezielt zu fördern. Denn die Entwicklungschancen strukturschwacher Kommunen dürften nicht verloren gehen. Wachstum wie Schrumpfung stellten die Städte in Deutschland vor große Herausforderungen, wobei aus Wachstum und Schrumpfung höchst unterschiedliche Aufgaben unter anderen Rahmenbedingungen resultierten. „Während in wachsenden Stadtteilen, Städten und Regionen neue Infrastrukturen für Wohnen, Bildung und den öffentlichen Nahverkehr geschaffen und organisiert werden müssen, geht es in schrumpfenden Stadtteilen, Städten und Regionen beispielsweise darum, die Auslastung der Infrastruktur sicherzustellen bzw. um einen geordneten Rückbau“, so die Erklärung.
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