Das Pendel der Klimahysterie: Irgendwann lässt die Bewegung nach. (Bild: imago images / Panthermedia/ selensergen)
Umweltschutz

Das Klimapendel schlägt zurück

Allmählich dreht sich der Wind in der Klimafrage, die Vernunft kehrt wieder zurück – wenigstens teilweise. Zunehmend wird auch über die Art und Weise diskutiert, mit der die Debatte geführt wird.

Die vermeintliche Moral einiger Weniger verliert deutlich an Attraktivität, der mediale Hype um Greta Thunberg und den Klimawandel lässt langsam nach – wie einst das Diesel-Bashing. Was man zum Teil auch in den sozialen Medien und den wenigen nicht grün gesteuerten Zeitungen beobachten kann. Immer mehr Menschen haben genug von Hysterie, Angstmache und Absolutheitsansprüchen rund um den Klimawandel – und äußern das jetzt vermehrt, auch wenn viele laut Umfragen immer noch schweigen. Zudem wird die finanzielle Motivation sowie die Doppelmoral der Vertreter der Klimahysterie, oft grüne Fern- und Gernflieger, angeprangert.

Verkehrsblockaden und Schuleschwänzen tragen keinen Millimeter zur Klimarettung bei.

Uwe Brandl

Viele Deutsche stören sich auch an der überzogenen und anmaßenden Sprache in der Debatte mit Sätzen wie „Ich bin in Panik“ oder „Ihr zerstört unsere Zukunft“ bis hin zu geforderten Totalverboten für Fleischkonsum oder Flugreisen. Auch extreme „Shitstorms“ beispielsweise gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr, der Witze über die Klima-Ikone der grün-linken Parteien, Greta Thunberg, machte, stoßen auf breites Unverständnis.

Spaltung der Gesellschaft vermeiden

Auch Bayerns Gemeindetagspräsident Uwe Brandl plädierte nun auf dem Fachkongress „Kommunale“ in Nürnberg für eine Rückkehr zur Sachlichkeit bei der aufgeheizten Diskussion um den richtigen Klimaschutz.

Wir brauchen dringend eine Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung.

Uwe Brandl

„Verkehrsblockaden und Schuleschwänzen tragen keinen Millimeter zur Klimarettung bei, sondern heizen die aufgeregte Stimmung in der Bevölkerung nur noch weiter an. Eine noch tiefere Spaltung der Gesellschaft wird die Folge sein“, kritisierte Brandl.

Miteinander reden

Die Art der Auseinandersetzung gefällt dem Gemeindetagspräsidenten nicht, das Zuhören und die sachliche Diskussion fehlen ihm. Das Klimaschutzkonzept der Bundesregierung bereits zu zerreden, bevor es überhaupt beschlossen und umgesetzt sei, zeuge von „Fundamentalopposition und Abkehr von demokratischen Spielregeln“, so Brandl. „Wir brauchen dringend eine Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema – und zu einer realistischen Betrachtungsweise, was staatliche und kommunale Stellen sowie der Einzelne für den Klimaschutz tun kann.“

Er wies darauf hin, dass Bayerns Gemeinden, Märkte und Städte die Zeichen der Zeit schon längst erkannt und vielfach bereits vorbildhaft klimaschützende Maßnahmen eingeleitet haben. Als Beispiele nannte er die seit vielen Jahren laufende energetische Sanierung von Schulen, Kindergärten, Rathäusern und anderen kommunalen Gebäuden. Außerdem die umweltgerechte Pflege kommunaler Grünanlagen und die Nichtverwendung von Glyphosat. Brandl machte klar: „Wenn jeder bei sich selber anfängt, seine eigene Lebensweise zu hinterfragen und am Klimaschutz auszurichten, wäre dem Klima mehr gedient, als durch spektakuläre, aber im Kern destruktive Aktionen im öffentlichen Raum.“

Arbeitsplätze als niedere Beweggründe?

Widerspruch gegen die allgegenwärtige Klimahysterie findet sich überall in den sozialen Medien, teils auch nur mit regionalem Bezug. Ein Beispiel: Der Bundestagsabgeordnete Peter Aumer (CSU) kritisierte auf Facebook die „Fridays for Future“-Gruppe, die nun gegen zwei Verkehrsprojekte im Regensburger Raum zu Felde ziehen. Den völlig überzogenen Vorwurf von FFF, die Baubefürworter würden aus „niederen Beweggründen“ Industrieinteressen vertreten, wies Aumer mit den Worten zurück: „Meinen Sie damit die Automobilindustrie mit ihren 31.000 Arbeitsplätzen in unserer Region und die schätzungsweise weiteren 30.000 Arbeitsplätzen in vor- oder nachgelagerten Branchen? Sind für Sie diese Arbeitsplätze niedere Beweggründe? Für mich nicht!“

Ich bin auch Vertreter der Menschen, deren Schicksale an diesen Arbeitsplätzen hängen.

Peter Aumer, MdB

Der Bundestagsabgeordnete stellte weiter klar: „Ich bin auch Vertreter der Menschen, deren Schicksale an diesen Arbeitsplätzen hängen. Hinter jedem dieser Arbeitsplätze steht wahrscheinlich eine Familie, ein verschuldetes Haus, Kinder, die sich ein finanziell abgesichertes Studium wünschen – Familien mit ihrem eigenen Bild von ihrer Zukunft. Sind das niedere Beweggründe?“ Auch Aumer vermisst „den Respekt vor der Meinung vieler Bürgerinnen und Bürger“.

Prügel für Zug-Blockierer

Das Pendel schlägt zurück, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. In London haben Anhänger der höchst fragwürdigen Gruppe „Extinction Rebellion“ ausgerechnet mitten in der morgendlichen Rushhour den Zugverkehr lahmgelegt. Sie kletterten mit einer Leiter auf ein Zugdach und entrollten dort ein Banner mit der Aufschrift „Business as usual = death“ (etwa: „Normaler Betrieb = Tod“).

Sie bekamen daraufhin den Zorn der Normalbürger zu spüren, die die Nase von solchen Blockaden voll haben. Wütende Pendler beschimpften die Besserwisser laut englischen Medienberichten so: „Ihr benutzt doch auch Handys. All diese Dinge, die ihr kritisiert. Ihr seid Heuchler.“ Ein anderer sagte: „Seid ihr wirklich so dumm? Ihr stoppt einen elektrischen Zug.“ Später bewarfen die Reisenden die Blockierer erst mit Sandwiches, dann zogen sie sie von den Zugdächern oder jagten ihnen hinterher – bis der Störer vom Dach rutschte. Und verpassten einigen der Störer zusätzlich eine Tracht Prügel, wie auf Handyaufnahmen zu sehen ist. All das wird von der Masse bejubelt.

Gefährlich und kontraproduktiv

Insgesamt nahm die Polizei im Anschluss vier Extinction-Rebellion-Mitglieder (XR) fest. Später verhafteten die Beamten noch vier weitere, die versucht hatten, sich in Shadwell Station an die Scheiben eines Zugs zu kleben. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan verurteilte die Aktion scharf: „Diese illegale Aktion ist äußerst gefährlich, kontraproduktiv und verursacht inakzeptable Störungen für Londoner, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, um zur Arbeit zu kommen.“ Zudem sei dies auch eine „unfaire Belastung für unsere bereits überforderten Polizisten“.

Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.

Roger Hallam, XR, fordert die Ökodiktatur

Auch in Berlin hatten Anhänger dieser dubiosen Gruppe schon den öffentlichen Verkehr gestört. Die 2018 in London gegründete „Bewegung“ wird mittlerweile aber sehr kritisch gesehen. Nicht nur klagen sie, wie bei Kommunisten üblich, das kapitalistische Gesellschaftssystem an und reden ohne jede wissenschaftliche Grundlage vom Massensterben in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren. Auch der höchst gefährliche Einsatz von Drohnen am Londoner Flughafen Heathrow, um den Flugverkehr zu stören, geht laut Medienberichten auf das Konto von XR. Einer der Gründer der Bewegung, der Brite Roger Hallam, forderte obendrein kürzlich die Ökodiktatur: „Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.“ Und auf der deutschen Website von XR heißt es: „Die Regierung muss eine BürgerInnenversammlung für die notwendigen Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe und für Klimagerechtigkeit einberufen. Die Regierung muss nach deren Beschlüssen handeln.“ Als ob es in Deutschland kein gewähltes Parlament gäbe. Weiter steht dort, dass man sich im Klaren sei, dass diese Forderungen einen Wechsel „des vorherrschenden Systems“ bedeute. Das aber ist ein klar verfassungsfeindliches Ziel.