48 Prozent sind entschieden gegen höhere Belastungen der Bevölkerung, 73 Prozent gegen teureres Benzin, 80 Prozent gegen teureren Strom. (Foto: picture alliance/dpa)
Klimadebatte

Mehrheit lehnt höhere Kosten ab

Die meisten Deutschen lehnen laut Umfragen höhere Belastungen und Verbote für den „Klimaschutz“ ab. Anreize und Innovationen halten sie für deutlich wirksamer als neue Steuern. Auch die jungen Bürger sind mehrheitlich gegen weitere Einschränkungen.

Der größte Teil der Bürger ist nicht bereit, zusätzliches Geld für den CO2-Ausstoß und/oder dessen Senkung zu zahlen. Das unterstreicht eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, dessen Ergebnisse die FAZ publiziert hat: Demnach sind nur 33 Prozent bereit, mehr für den „Klimaschutz“ zu zahlen, 48 Prozent lehnen dies entschieden ab.

Mögliche CO2-Steuer ist am unbeliebtesten

Insbesondere auf Ablehnung stößt die SPD- und Grünen-Forderung nach einer CO2-Steuer: Nur 21 Prozent wollen diese neue Steuer, die bis hin zu Grundnahrungsmitteln wie Butter und Rinderhackfleisch alles massiv verteuern würde. Wie Renate Köcher, die Chefin des Allensbach-Instituts, in der FAZ erläutert, „haben die Bürger wenn überhaupt nur diffuse Vorstellungen, was genau zur Debatte steht, aber durchaus weit verbreitet Befürchtungen“.

Grundsätzlich meinen nur 28 Prozent, gesetzliche „Einschränkungen und finanzielle Belastungen“ brächten mehr für den „Klimaschutz“ als „Anreize und Innovationen“ (45 Prozent).

Einzelne öffentliche Aktionen verstellen eher den Blick auf die Einstellung der Mehrheit der Jugendlichen.

Renate Köcher zum Medienhype um die Schülerdemonstrationen

Zudem ist die Zustimmung zu den „Fridays for Future“-Schülerdemonstrationen seit deren Beginn im Frühjahr deutlich zurückgegangen, nämlich um satte zwölf Prozentpunkte. Nur 32 Prozent finden es in Ordnung, dass Kinder vormittags zum Protestieren gehen statt in die Schule. Überhaupt ist – folgt man den Allensbach-Erkenntnissen – „Fridays for Future“ offenbar eher ein Scheinriese, der nur durch die übermäßige mediale Berichterstattung so viel Macht ausstrahlt.

Denn die jungen Befragten unter 25 sind – genauso wie ihre Eltern und Großeltern – mehrheitlich der Ansicht, dass „Einschränkungen und höhere Belastungen“ nicht zum Ziel führen. Nur jeder vierte Jugendliche unterstützt demnach Zufahrtsbeschränkungen in Innenstädte, nur acht Prozent der Unter-25-Jährgen wünschen sich Fahrverbote. Vielmehr wollen sie den Ausbau von ÖPNV und Radwegen, aber auch flüssigeren Autoverkehr durch mehr „grüne Wellen“. „Einzelne öffentliche Aktionen verstellen eher den Blick auf die Einstellung der Mehrheit der Jugendlichen“, analysiert Renate Köcher.

Bürger setzen andere Schwerpunkte

Viele Deutsche halten zudem andere Themen für bedeutsamer, wie eine Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag zeigt: 52 Prozent meinen, Klimaschutz sei bei weitem nicht das wichtigste politische Thema. Demgegenüber kämen andere Politikfelder zu kurz, beklagen die Befragten: Bildung und Schule (69 Prozent), Gesundheit (66), Rente (62), Mieten (57) und Familien (53).