"Elter unser": Vater und Mutter sind laut Gender-Ideologie unerwünscht. (Bild: imago images/Westend61)
Gender

Der Kreuzzug der Sprachpanscher

Kommentar Der Gender-Wahnsinn bricht sich wieder Bahn – dieses Mal im SPD-geführten Bundesfamilienministerium. Vater und Mutter werden zu Elternteil 1 und 2. Der Staat wird zum Erzieher und paukt den Kindern ein linkes Gesellschaftsbild ein. Eine Analyse.

Bereits seit Anfang Mai ist das Regenbogenportal des Bundesfamilienministeriums online, freigeschaltet von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Es gibt „Informationen zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen und geschlechtlicher Vielfalt“. Kostenpunkt: bis Ende 2020 knapp eine Million Euro.

Es ist schlicht Sprachpanscherei und der Anspruch, dass die Schwanzspitze das Recht hat, mit dem Hund zu wackeln.

Alex Dorow

Doch wenn man genau hinschaut, findet man dort auch den Einzug des Gender-Wahnsinns in ein Bundesministerium – und darüber hinaus den Versuch, linke Gesellschaftspolitik in die Köpfe von Kindern, Eltern, Erziehern und Lehrern einzupflanzen. Das sollte jedoch nicht ohne Widerspruch bleiben.

Zudem ist Bildungspolitik Ländersache, hier findet also ein unzulässiger Eingriff in deren Rechte statt. Auch wenn die Webseite laut Ministerium nur „Informationsquelle, Datenbank und Wissensnetzwerk“ sein soll, sind die Handlungsanweisungen für die von den Ländern bezahlten Lehrer schon sehr konkret.

Elter 1 und 2

So etwa beim Punkt „Sexuelle Vielfalt in der Schule anerkennen und unterstützen“. Dort stößt man auf eine Empfehlung, die schon in der Vergangenheit immer wieder scharf kritisiert wurde: Lehrkräfte sollten „in Formularen auf geschlechtsneutrale Formulierungen achten (beispielsweise ‚Elternteil 1 und 2‘ statt ‚Mutter und Vater‘)“. Damit sollen sich gleichgeschlechtliche Elternpaare nicht diskriminiert fühlen. Dass diese auch einfach das Mutter oder Vater durchstreichen könnten, auf diese Idee kommt das Ministerium nicht.

Sicher, niemand sollte diskriminiert werden, weil er anders ist. Aber in diesem Fall würden doch eher die Eltern diskriminiert, die sich nicht „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“ nennen wollen, schreibt etwa die Berliner Zeitung. Überdies: „Diese Begriffe sind bürokratisch und lebensfremd.“

Kritik an Gender-Wahnsinn

Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Alex Dorow äußerte dazu auf Facebook sein Befremden: „Es wundert mich inzwischen nicht mehr, wenn sich Politiker oder Parteien mit solchen Aussagen selbst ins Abseits befördern. Meine Frau hat fünf Kindern das Leben geschenkt. Sie konnte das, weil sie eine FRAU ist. Sie ist mit Leib und Seele MUTTER. Und ich bin meinerseits mit Begeisterung und aus vollem Herzen VATER, weil ich ein MANN bin. Ich bin NICHT Elternteil eins oder zwei – und bin wegen einiger hundert diverser Personen in Deutschland auch NICHT bereit, das aufzugeben.“

Biologische Identitäten aufgeben oder Genderschwachsinn einführen zu wollen, ist und bleibt kulturdebiler Blödsinn, der keinem nützt.

Alex Dorow

Dorow wird deutlich: „Ich bin jederzeit bereit zu nichtdiskriminierenden Veränderungen, wenn sie nachvollziehbar sind. Deshalb aber biologische Identitäten aufgeben oder Genderschwachsinn einführen zu wollen, ist und bleibt kulturdebiler Blödsinn, der keinem nützt.“ Die üblichen Vorwürfe kontert der CSU-Politiker so: „Das hat auch nicht die Bohne mit Homophobie zu tun. Es ist schlicht Sprachpanscherei und der Anspruch, dass die Schwanzspitze das Recht hat, mit dem Hund zu wackeln. Dagegen wehre ich mich ausdrücklich. Wenn wir sagen, der Hund hat dafür zu sorgen, dass es der Schwanzspitze gut geht und sie verbal wie gesetzlich ordentlich und gleichberechtigt behandelt wird, bin ich dabei. Dass sich aber 98,8 Prozent einen unsinnigen Wortschatz aneignen sollen, der nicht im Geringsten der Lebenswirklichkeit entspricht, nur um angeblich politisch korrekt zu sein, dagegen wehre ich mich.“

Dorow vermutet, dass diese Wortungetüme ohnehin nicht in den Sprachgebrauch eingehen. „Aber ich erlaube mir auch in aller Entspanntheit zu sagen, dass solche Formulare das Produkt ideologiegesteuerter Sesselp…er sind, die in amtlichen Verlautbarungen – aus meiner Sicht – nix zu suchen haben.“

Die Leser danken

Und was kommt als nächstes? Abschaffung des Muttertages?

Post auf Facebook

Die Leserkommentare zu Dorows Post sind eindeutig: „Du sprichst mir aus dem Herzen Alex. Ich kann all den Schwachsinn nicht mehr nachvollziehen.“ Kritisiert wird auch Geldverschwendung und die weiteren Folgen des Genderismus: „Und was kommt als nächstes? Abschaffung des Muttertages, weil das nicht mehr politisch korrekt ist?!“ Andere fragen, ob Gerichte dann klären sollen, wer Elternteil 1 und wer 2 ist, und wie das dann bei Scheidungen, Mehrfachheiraten und den im besten Fall acht Großeltern aussehen soll.

Freiheit und Toleranz scheint eine neu definierte Einbahnstraße zu werden.

Post auf Facebook

Noch nicht das Ende vom Lied

Auf dem Regenbogenportal finden sich aber noch viele weitere Formulierungen, über die man streiten kann – und sollte. Diskussionswürdig ist dabei sicher nicht nur der Satz: „Manche Menschen sind z.B. heterosexuell.“ Als ob es sich dabei um eine Minderheit handeln würde. Auch die Toilettendiskussion wird wieder thematisiert: „Menschen müssen unabhängig von ihren körperlichen Merkmalen Zugang zu Toiletten und Umkleiden haben, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen.“ Bei der Vielzahl der Geschlechteridentitäten, die das Ministerium auflistet, würde ein Schulneubau mutmaßlich zu einem Großteil aus Toiletten bestehen – auch wenn das Portal auf die Möglichkeit von „Unisex-Toiletten“ hinweist.

Viele Kinder merken bereits im Grundschulalter, dass sie sich (auch) zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.

Regenbogenportal

Weiter heißt es auch: „Viele Kinder merken bereits im Grundschulalter, dass sie sich (auch) zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.“ Ob das wirklich so ist, da in der Regel Kinder doch erst mit der Pubertät ihre Sexualität erkennen, sei dahingestellt. Das Regenbogenportal geht nämlich noch weiter: Auf der Seite „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Thema in der Kita“ steht, dass das alles noch früher beginnt: „Kinder bringen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt mit in die Kita und damit in Ihre pädagogische Arbeit: So begegnen Sie möglicherweise Kindern, die sich gendernonkonform verhalten, sich nicht als ‚typische‘ Jungs oder ‚typische‘ Mädchen wahrnehmen oder die trans* sind.“ Nun fragen sich sicher viele Eltern, wie es ihnen nur entgehen konnte, dass sich ihre Drei- bis Sechsjährigen schon im Kindergarten so intensiv mit Geschlechteridentität beschäftigten.

Immerhin: Den Kita-Erziehern werden wichtige Handlungsanweisungen gegeben: Kinder würden gestärkt, wenn sie „ihre Lebenswelten und Identitäten in der Einrichtung wiederfinden und Akzeptanz erfahren“. Dazu könnten die Erzieher den Kleinkindern etwa Bücher anbieten, „in denen transgeschlechtliche oder gendernonkonforme Personen vorkommen“, oder Geschichten erzählen, „in denen gleichgeschlechtliche Liebe eine Rolle spielt“. Empfohlen wird neben dem politisch überaus korrekten Werk „Wie ein grünes Schaf in weißer Herde“ etwa auch das Bilderbuch „Prinzessin Hannibal“: Dies zeige „den kleinen Prinzen Hannibal Hippolyth Hyazinth, wie er versucht herauszufinden, wie man eine Prinzessin wird. So stellt der Roman auch traditionelle Rollenbilder in Frage.“

Der Staat übernimmt, die Familie geht

Das klassische Familienbild der Mehrheit findet daneben kaum noch Platz. So sollten Lehrer laut Regenbogenportal etwa „Poster aufhängen, die Vielfalt sichtbar machen“ oder wie schon die Kita-Erzieher „Bücher mit lesbischen, schwulen und bisexuellen Charakteren für die Schulbibliothek anschaffen“. Das Thema sexuelle Vielfalt solle „in unterschiedlichen Fächern in Bildern, Texten und mündlicher Sprache“ aufscheinen, „von Familienformen über Liebeslyrik bis zu Demokratie und Menschrechten“.

Der Genderismus soll so etwas wie die neue Leitkultur werden: „Dort, wo Geschlecht keine Rolle spielt, können neutrale oder geschlechterinklusive Formulierungen gewählt werden. Wenn es also zum Beispiel um künftige Berufswünsche geht, kann eine Geschlechtsstereotypisierung vermieden werden, indem statt von Krankenschwestern von Krankenpfleger_innen, statt von Piloten von Pilot_innen gesprochen wird.“

Wenn es ins Weltbild passt, sind Ausnahmen natürlich erlaubt: „Dort, wo das Geschlecht wichtig ist, kann eine geschlechterspezifische Formulierung jedoch auch strukturelle Diskriminierungen sichtbar machen. Bei der Thematisierung der DAX-Vorstände Deutschlands könnte zum Beispiel darauf verwiesen werden, dass 95 Prozent der Vorstände dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden.“ Zudem sollten „vermeintliche homo- und transfeindliche Einstellungen unter Muslim_innen oder Geflüchteten“ lieber nicht allein thematisiert werden. Hier würde man ja Minderheiten gegeneinander ausspielen.

Was zum Großteil ureigene Aufgabe der Eltern ist, soll nun also nach Giffeys Wunsch der Staat übernehmen, ganz dem sozialistischen Weltbild nacheifernd. Und der Staat wird in aller Regel das lehren, was sich die aktuelle politische Mehrheit wünscht. Lehrpläne aber sollten von Wissenschaft und Vernunft, nicht von Ideologie geleitet sein.

Der Wahnsinn hat Methode

Es ist nicht der erste Ausfall der SPD-Familienministerin, die derzeit auch mit angeblichen Plagiaten bei ihrer Dissertation zu kämpfen hat: Einer Broschüre der weit links stehenden Amadeu-Antonio-Stiftung, in dem Gender-Kritikern eine geistige Nähe zum Rechtsradikalismus unterstellt wurde, gab Giffey ein persönliches Grußwort.