Jetzt auch mit S-Bahn-Verkehr? Der für Güterzüge eingesetzte Rangierbahnhof München-Nord. (Bild: Imago/Michael Eichhammer)
Nahverkehr

„Der Nordring kann kommen“

Der Freistaat macht den Weg frei für den S-Bahn-Nordring in München. Verkehrsminister Hans Reichhart schiebt das Projekt an, nachdem eine aktuelle Studie die Umsetzung als sinnvoll einstuft. Der Ring soll die Nahverkehrssituation verbessern.

München erstickt wegen der Versäumnisse der langjährigen rot-grünen Stadtregierung im Verkehr. Seit aber die CSU mit regiert, werden alle Möglichkeiten zur Entlastung überprüft – zuletzt auch eine Seilbahn über dem Frankfurter Ring. Ein weiteres Projekt ist  der schon seit Jahrzehnten angedachte S-Bahn-Nordring, der nun grünes Licht bekommen hat.

Reichhart schiebt an

Der bayerische Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) hat bereits am Freitag Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mitgeteilt: „Der Nordring kann kommen.“ Der Freistaat und die Stadt München hatten sich im Jahr 2017 gemeinsam mit dem Verkehrsverbund MVV und dem Autohersteller BMW auf eine Machbarkeitsstudie geeinigt – zunächst nur für die Anbindung des großen Forschungszentrums des Autoherstellers auf den bestehenden Gleisen des Nordrings. Geprüft werden sollte aber generell, ob es möglich ist, den Bahn-Nordring, der derzeit nur für Güterzüge genutzt wird, auch für Personenzüge zu nutzen.

Wir wollen dieses Projekt weiter verfolgen, um die Straßen im Münchner Norden zu entlasten.

Hans Reichhart

Nun liegt das Ergebnis vor: Die Studie zeigt laut Verkehrsministerium, dass das Projekt „verkehrlich sinnvoll und grundsätzlich machbar“ ist. „Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen, dass der Nordring sinnvoll wäre und erste Pendelzüge bei entsprechendem Engagement aller Beteiligten noch vor Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke realisierbar sein könnten“, betonte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart gegenüber dem BAYERNKURIER. „Wir wollen daher dieses Projekt weiter verfolgen, um die Straßen im Münchner Norden zu entlasten. Neben der zweiten Stammstrecke könnte dann der Nordring ein weiterer wichtiger Beitrag für ein zukunftsweisendes S-Bahnnetz für die Metropolregion München sein.“

In einem ersten Schritt soll das Forschungs- und Innovationszentrum von BMW (FIZ) an der Knorrstraße im Münchner Norden von Karlsfeld und/oder Moosach her kommend mit Pendelzügen angebunden werden, quasi als „Vorlaufbetrieb“. Aus Karlsfeld würden die Züge über den Rangierbahnhof München-Nord einfahren (siehe Karte), aus Moosach über eine Abzweigung. „Diese könnten aus heutiger Sicht noch vor der Inbetriebnahme der Zweiten Stammstrecke realisierbar sein“, heißt es aus dem Ministerium. Die Zweite Stammstrecke soll Ende 2026 fertig sein.

Der geplante Ausbau des FIZ war der Grund für die Beteiligung des Autoherstellers an der Studie. Zu den derzeit bereits existierenden 20.000 Arbeitsplätzen könnten 15.000 neue Jobs hinzukommen.

Reichhart drückt jetzt aufs Tempo: „Diese ersten positiven Signale möchten wir zum Anlass nehmen, schnellstmöglich die nächsten Planungsschritte für die Errichtung der notwendigen Infrastruktur, darunter der Bau einer Bahnstation im Bereich der Kreuzung mit der Knorrstraße einzuleiten.“ Die Deutsche Bahn soll als verantwortliches Eisenbahninfrastrukturunternehmen mit den Vorplanungen betraut werden.

Verknüpfungen und Ausbau

Die FIZ-Anbindung soll aber noch nicht das Ende sein. Das Ministerium spricht von einem „ersten Schritt“ im Rahmen des Programms „Bahnausbau Region München“: Weitere Bahnhöfe entlang des Nordrings könnten folgen, auch wenn es hierzu noch keine konkrete Planung zu geben scheint. Der Nordring beginnt zweigleisig kurz hinter Olching und endet bei Johanneskirchen. Ein Ausbau wird aber derzeit nur zwischen dem Rangierbahnhof München-Nord und Johanneskirchen geprüft. Neue Verknüpfungsmöglichkeiten mit dem bestehenden Münchner U- und S-Bahn-Netz gibt es dabei mit der U2 an der Knorrstraße und der U6 im Bereich Freimann sowie mit U3 und S1 im Bereich Moosach beziehungsweise nur mit der S1 zwischen Moosach und Fasanerie. Dazu natürlich die Verbindungen mit den bestehenden S-Bahnhöfen Karlsfeld (S2), Johanneskirchen und Unterföhring (beide S8) sowie dem Bahnhof Pasing über die neue Station „Berduxstraße“, die bereits in der Planungsgrafik des Ministeriums auftaucht, und nach Moosach.

Theoretisch möglich wäre auch eine Verbindung mit dem Bahnhof Olching (S3). Zudem könnte auch ein neuer Bahnhof im Norden der Olchinger Nachbargemeinde Gröbenzell erwogen werden, die bis an den Nordring heranreicht. Neue Stationen könnten auch am Rangierbahnhof München-Nord auf Höhe der Dachauer Straße und an den Kreuzungen zu den Hauptverkehrsadern Feldmochinger Straße, Lassallestraße, Lerchenauer Straße, Schleißheimer Straße und Ingolstädter Straße sinnvoll sein. Möglich wäre auch ein neuer Bahnhof der S8 zwischen Johanneskirchen und Unterföhring. Allerdings würden zu viele Bahnhöfe die Kosten des Nordrings extrem steigen lassen. Auch ist an einigen Stellen mit Widerstand der Anwohner zu rechnen.