Verabschiedet (v.l.): Hans Ritt, Erwin Huber, Joachim Unterländer, Jürgen Ströbel, Jürgen W. Heike, Andreas Lorenz, Ingrid Heckner, Mechthilde Wittmann, Ludwig Freiherr von Lerchenfeld, Reinhold Bocklet, Markus Söder, Barbara Stamm, Thomas Kreuzer, Otmar Bernhard, Anton Kreitmair, Reserl Sem, Eberhard Rotter, Thomas Goppel, Otto Hünnerkopf, Oliver Jörg, Ludwig Spaenle. (Bild: CSU)
CSU-Fraktion

Abschied aus dem Landtag

Bei einer adventlichen Feier in München hat die CSU-Landtagsfraktion die Mitglieder geehrt, die nicht mehr in den Landtag gewählt wurden oder nicht mehr zur Wahl antraten - allen voran Thomas Goppel, Barbara Stamm, Erwin Huber und Reinhold Bocklet.

„Persönlich und in unser aller Namen“ bedankte sich CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer bei der adventlichen Feier der CSU-Landtagsfraktion im Hotel Bayerischer Hof in München bei 30 Kolleginnen und Kollegen, die im Nachgang zur Wahl am 14. Oktober aus dem Landtag ausgeschieden sind – weil sie nicht mehr antraten oder weil sie nicht mehr gewählt wurden.

Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen waren noch gar nicht geboren, da war Thomas Goppel schon Abgeordneter!

Thomas Kreuzer

Es sei „schlicht unmöglich, in diesem Rahmen alle Ämter, Funktionen und Aufgaben zu nennen und alle Leistungen angemessen zu würdigen, die sich mit unseren ehemaligen Kollegen verbinden“, betonte der CSU-Fraktionschef. Kreuzer begann deshalb mit seiner Danksagung bei dem, der am längsten dabei war: Thomas Goppel.

Der Rekordhalter

Seit 1974 – also ganze 44 Jahre lang – gehörte Thomas Goppel dem Bayerischen Landtag an. „Das ist Rekord! Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen waren noch gar nicht geboren, da war Thomas Goppel schon Abgeordneter!“, so Kreuzer. „Der Thomas könnte wahrscheinlich gleich mehrere Bücher über das Erlebte schreiben. Vielleicht hat er das nun ja vor!“ Bemerkenswert sei auch, „dass hier Vater und Sohn zeitgleich Mitglied ein und derselben Fraktion waren, dass seit 1954, also 64 Jahre lang, immer ein Goppel Mitglied des Bayerischen Landtags war“. Mit Thomas Goppels Ausscheiden gehe daher auch „eine Ära zu Ende“.

Die Stimmenkönigin

Rekordverdächtig sei auch Barbara Stamm. „Hättest Du, liebe Barbara, als Du 1976 nachgerückt bist, gedacht, dass Du dem Landtag bis 2018 angehören würdest? In diesen 42 Jahren bist Du zu einem Markenzeichen der CSU geworden“, würdigte Kreuzer das „soziale Gewissen der CSU“. Stamm habe als Abgeordnete, Staatssekretärin, Ministerin, stellvertretende Ministerpräsidentin und Landtagspräsidentin „Großartiges“ geleistet. „Als ‚Kämpferin mit Herz‘ hat Dich der Münchner Merkur einmal völlig zu Recht bezeichnet. Die Süddeutsche hat Dich ‚Feierbiest‘ genannt. Auch da ist was dran!“, so der CSU-Fraktionschef in seiner launigen Rede.

In diesen 42 Jahren bist Du zu einem Markenzeichen der CSU geworden.

Thomas Kreuzer, über Barbara Stamm

Für die CSU sei Stamm ganz besonders als „Stimmenkönigin“ gewesen. „Für uns in der Fraktion warst Du aber vor allem eine liebe Kollegin mit dem Herz auf dem rechten Fleck, die mit Nachdruck für ihre Überzeugungen gekämpft hat“, so Kreuzer abschließend.

Der „knallharte Charmeur“

Begriffe wie „Urgestein“, „strategischer Vordenker“ und neuerdings auch „Student“ würden jedem zeigen, von wem er spreche, so Kreuzer, nämlich von Erwin Huber – seit 1978 Mitglied des Landtags. Kreuzer: „Du, lieber Erwin, wurdest schon als ‚Stoibers Wadlbeißer‘ oder als ‚knallharter Charmeur‘ beschrieben, wahlweise auch als ‚knallharter Verhandler‘.“ Auch wenn nicht alles davon als Kompliment gemeint gewesen sei, „heute ziehen alle den Hut vor Deiner politischen Lebensleistung“. Huber sei in seinen vielfältigen politischen Funktionen – darunter CSU-Parteichef, Generalsekretär der CSU, Staatskanzleichef, Finanzminister und Wirtschaftsminister – „an wegweisenden Weichenstellungen beteiligt“ gewesen – für die Fraktion und für Bayern.

Der „Euro-Fighter“

„Gerade wenn ich an die Europawahl im nächsten Jahr denke, dann wird mir das Fehlen von Reinhold Bocklet wieder bewusst“, bedauerte Kreuzer in seiner Laudatio. Bocklet, von 1979 bis 1993 Mitglied des Europäischen Parlaments und ab 1994 bis 2018 des Landtages (davon je fünf Jahre als Agrar- und als Europaminister), sei immer „ein Werber und Streiter für Europa, für ein Europa der Regionen und der Subsidiarität“ gewesen. Die Schwäbische Zeitung habe ihn sogar einmal „Euro-Fighter“ genannt, für die FAZ sei er der „Asterix im EU-Dschungel“ gewesen. Auch in den vergangenen Jahren als Erster Landtagsvizepräsident habe er sich für Europa und ein starkes Bayern in Europa „mit Nachdruck eingesetzt“.

Sie alle haben sich um Bayern und um die Menschen dieses Landes verdient gemacht!

Thomas Kreuzer

Elf Kabinettsmitglieder

Von den insgesamt 30 ausgeschiedenen Mitgliedern der CSU-Fraktion seien elf Mitglied der Staatsregierung gewesen, neun Minister und zwei Staatssekretäre. Auch ihnen dankte Kreuzer ganz besonders für ihr Wirken. Die Minister waren neben Goppel, Stamm, Huber und Bocklet auch Otmar Bernhard (im Landtag seit 1990), Helmut Brunner (im Landtag seit 1994), Christine Haderthauer (im Landtag seit 2003), Emilia Müller (MdEP 1999 bis 2003, dann Staatssekretärin und Staatsministerin, im Landtag seit 2013) und Ludwig Spaenle (im Landtag seit 1994). Als zehnte Ministerin nannte Kreuzer Professor Marion Kiechle, die jedoch kein Mitglied im Landtag war. Die beiden Staatssekretäre waren Jürgen Heike (im Landtag seit 1994) und Bernd Kränzle (im Landtag seit 1990). „Sie alle haben sich um Bayern und um die Menschen dieses Landes verdient gemacht!“, lobte Kreuzer.

Die ehemaligen Abgeordneten

Ihr habt der CSU-Fraktion und der Partei in Eurer Heimat ein Gesicht gegeben.

Thomas Kreuzer

Aber nicht nur die Minister und Staatssekretäre hätten Bayern in besonderer Weise gedient. „Jede und jeder von Euch hat in seinen vielfältigen Funktionen und Aufgaben Besonderes geleistet und den Menschen aus Eurer Heimat in München eine Stimme gegeben“, würdigte der CSU-Fraktionschef auch die weiteren Abgeordneten.

  • Petra Dettenhöfer war Vorsitzende der Kinderkommission; im Landtag seit 2008
  • Markus Fröschl hat nach dem Wechsel von Horst Seehofer nach Berlin einige Monate im Landtag gearbeitet; im Landtag seit 2018
  • Ingrid Heckner war Vorsitzende des AK Öffentlicher Dienst und stellvertretende Fraktionsvorsitzende; im Landtag seit 2003
  • Florian Hölzl ist zur Halbzeit der Wahlperiode für Martin Neumeyer nachgerückt; im Landtag seit 2016
  • Dr. Otto Hünnerkopf stand viele Jahre lang dem AK Umwelt vor; im Landtag seit 2003
  • Hermann Imhof hat sich als Pflegebeauftragter der Staatsregierung eingesetzt; im Landtag seit 2003
  • Oliver Jörg war unter anderem Vorsitzender des AK Wissenschaft und Kunst; im Landtag seit 2008
  • Anton Kreitmair war als Mitglied im Agrar- sowie im Umweltausschuss Bindeglied zu den Landwirten; im Landtag seit 2013
  • Ludwig Freiherr von Lerchenfeld hat als Mitglied im Petitions-, im KIS und im Umweltausschuss sein Fachwissen eingebracht; im Landtag seit 2011
  • Andreas Lorenz war Mitglied im Kommunal- und Innenausschuss sowie im Verfassungsausschuss; im Landtag seit 2008
  • Hans Ritt war Mitglied der Ausschüsse für Fragen des öffentlichen Dienstes, für Umwelt sowie für Petitionen; im Landtag seit 2013
  • Eberhard Rotter war Vorsitzender der Datenschutzkommission sowie verkehrspolitischer Sprecher; im Landtag seit 1990
  • Heinrich Rudrof war Mitglied in den Ausschüssen für Bildung, für Eingaben, für Wirtschaft, für Landwirtschaft und im Haushaltsausschuss; im Landtag seit 1996
  • Reserl Sem war stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Mitglied des Ausschusses für Soziales, Familie und Arbeit; im Landtag seit 2003
  • Jürgen Ströbel hat seine Erfahrung als Landwirtschaftsmeister in den Landwirtschaftsausschuss eingebracht; im Landtag von 2003-2008 sowie seit 2011
  • Joachim Unterländer war als Vorsitzender des Sozialausschusses der maßgebliche Sozialpolitiker der CSU-Fraktion; im Landtag seit 1994
  • Peter Winter hat fünf Jahre lang den wichtigen Haushaltsausschuss geleitet; im Landtag seit 2003
  • Mechthilde Wittmann war im Europa- und Verfassungsausschuss, Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Ei und Integrationsbeauftragte der Staatsregierung; im Landtag seit 2013

„Über jede Einzelne und jeden Einzelnen gäbe es natürlich viel mehr zu sagen“, dankte Kreuzer abschließend. Jeder habe „unendlich viel geleistet“ und „der CSU-Fraktion und der Partei in Eurer Heimat ein Gesicht gegeben“. Mit ihren vielfältigen Erfahrungen sollten sie auch künftig für die CSU „wichtige Seismographen für die Stimmungen und Strömungen in der Bevölkerung“ bleiben. „Wir werden Euch vermissen.“ Der Fraktionschef zitierte den Schriftsteller Theodor Fontane: „Abschiedsworte müssen kurz sein wie eine Liebeserklärung.“ Und überreichte jedem ein auf Acrylglas gedrucktes Foto der „zweiten Heimat“, dem Maximilianeum.