Marlene Mortler stellt den Drogen- und Suchtbericht 2018 vor. Hier präsentiert sie den Leitfaden für Schulen und Lehrkräfte zur Frühintervention bei Cannabiskonsumenten. (Bild: Imago/photothek/Janine Schmitz)
Drogenbericht

Deutliche Warnung vor Legalisierung

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat die landesweite Legalisierung von Marihuana in Kanada kritisiert. Sie warnte bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts auch vor steigendem Cannabis-Konsum unter Jugendlichen.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat die landesweite Legalisierung von Marihuana in Kanada kritisiert. Dies sei „eine Kapitulation“ und ein Schritt in die falsche Richtung, sagte die CSU-Politikerin.

Deutlich stärkere Wirkung

Sie verwies darauf, dass Cannabis mit dem Stoff von vor 20 Jahren inzwischen nichts mehr gemein habe, sondern viel stärker geworden sei. Statt über „freies Kiffen für alle“ zu diskutieren, müsse man sich vielmehr mit den gesundheitlichen Folgen des Drogenkonsums auseinandersetzen. Statt einer Legalisierung gehe es darum, früher mit Beratung anzusetzen. Mortler machte deutlich, dass sie in diesem Sinne nach dem Motto „Hilfe statt Sanktion“ in Gesprächen sei. Nähere Angaben zu möglichen neuen Lösungsansätzen machte sie vorerst nicht.

Angesichts der schwerwiegenden Folgen des regelmäßigen Cannabiskonsums vor allem bei jungen Menschen würde mit einer Freigabe ein zu hohes Risiko in Kauf genommen.

Oliver Malchow, GdP

Laut Mortler steigt der Konsum von Cannabis bei jungen Menschen seit 2011 leicht an. So hätten zuletzt rund sieben Prozent der Jugendlichen und 19 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren in Umfragen zur Häufigkeit ihres Konsums angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Rund 1,5 Prozent der Jugendlichen und mehr als fünf Prozent der jungen Erwachsenen bekannten sich laut Bericht zum regelmäßigen Konsum.

Polizei gegen Legalisierung

Auch die Gewerkschaft der Polizei kritisierte den Schritt in Kanada. „Fällt ein Verbot, wird damit gleichzeitig suggeriert, dass etwas ja gar nicht so gefährlich ist, wie immer behauptet wurde“, warnte der GdP-Vorsitzende Oliver Malchow. „Angesichts der schwerwiegenden Folgen des regelmäßigen Cannabiskonsums vor allem bei jungen Menschen würde mit einer Freigabe ein zu hohes Risiko in Kauf genommen.“ Es sei auch ein Irrglaube, dass die Legalisierung eines verbotenen Stoffes damit in Verbindung stehende Kriminalität reduziere.

Auch Alkohol wird in Deutschland noch deutlich zu viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken.

Marlene Mortler

Als zweites Land der Welt nach Uruguay hat Kanada den Anbau und Verkauf von Marihuana landesweit für legal erklärt. Die Neuregelung trat in der Nacht zu Mittwoch in Kraft. In Deutschland gelten Cannabis-Produkte als illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel sind verboten.

Mortlers Bericht aus Berlin

Mortler mahnte eine stärkere Vorbeugung gegen übermäßigen Konsum von Alkohol und neue Raucher-Produkte an. Bei Elektrozigaretten oder Wasserpfeifen gebe es „einen klaren Aufwärtstrend – sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen“, sagte sie bei der Vorstellung des neuen Drogen- und Suchtberichts in Berlin. „Auch Alkohol wird in Deutschland noch deutlich zu viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken.“ Dies gelte es zu ändern, denn für viele Menschen bedeute Alkohol ein echtes Problem. Durch die Folgen des Alkoholkonsums entstünden pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro, so Mortler.

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland sank im vergangenen Jahr erstmals seit längerem wieder leicht auf 1272, wie bereits zuvor mitgeteilt worden war. Hauptursache für einen Drogentod sind nach wie vor Überdosierungen von Opioiden wie Heroin und Morphin. Mit Sorge beobachten Fachleute zudem eine immer größere Palette neuer, meist synthetischer Wirkstoffe, die teils nur schwer zu analysieren sind.

(dpa/BK)