Die Schulkinder in Bayern haben gut lachen: Lehrermangel gibt es im Freistaat nicht, alle Stellen sind besetzt. (Symbolfoto: Imago/Westend61)
Bildung

Bayern hat alle Lehrer-Stellen besetzt

Befristet angestellte Lehrer, die in Bayern nur fünf Prozent aller Lehrer ausmachen, dürfen auf Verbeamtung hoffen. Kultusminister Bernd Sibler kündigte eine Sondermaßnahme an. Bayern habe alle Lehrer-Stellen besetzt, Lehrermangel sei kein Thema.

Befristet angestellte Lehrer dürfen auf Verbeamtung hoffen: Im Wettbewerb um Lehrkräfte will Bayerns Kultusminister Bernd Sibler befristeten Lehrern attraktivere Konditionen bieten. „Lehrer, die langfristig befristete Verträge hatten und sich bewährt haben, sollen die Möglichkeit einer Verbeamtung bekommen“, sagte der CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen.

In Bayern sind alle Lehrerstellen besetzt. Das Thema Lehrermangel können wir nicht teilen.

Bernd Sibler (CSU), Bayerns Kultusminister

Dazu wolle man „voraussichtlich zum Schuljahr 2019/20 eine Sondermaßnahme auf den Weg bringen“. Es müssten aber noch Gespräche geführt werden, da neue Beamtenstellen geschaffen werden. „Das kostet Geld“, betonte Sibler. Zudem müsse noch geklärt werden, wie lange die Lehrer vorher befristet angestellt sein müssen. Allerdings haben in Bayern ohnehin nur fünf Prozent der Lehrer befristete Verträge. Im Bayerischen Rundfunk bekräftigte Sibler, im Freistaat seien alle Lehrer-Stellen besetzt. Das Thema Lehrermangel könne Bayern nicht teilen.

Neue Studienplätze in Städten mit hoher Nachfrage

Zu den bereits im Juli angekündigten, zum Wintersemester 2018/19 geplanten 700 neuen Studienplätzen für das Lehramt an der Grundschule sagte Sibler, diese seien vor allem in Städten vorgesehen, in denen das Bevölkerungswachstum boome. So könnten die Lehrer nach dem Referendariat in den Regionen bleiben, wo der Bedarf höher sei.

Wir schaffen die Studienplätze da, wo der Bedarf steigt, in München, Nürnberg oder Augsburg zum Beispiel.

Bernd Sibler

„Das hilft, Versetzungen von Lehrern in ganz andere Regionen Bayerns zu vermeiden“, erklärte der Minister. „Wir führen ständig Versetzungsdiskussionen – bei allem Verständnis für die persönliche Situation brauchen wir unsere Lehrer dort, wo auch die Schüler sind.“ Weiter sagte Sibler: „Deshalb schaffen wir die Studienplätze da, wo der Bedarf steigt, in München, Nürnberg oder Augsburg zum Beispiel.“ Allerdings gebe es keine Garantie, dass jeder dort bleiben dürfe, wo er studiert habe.

Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, begrüßte Siblers Vorstoß. Ihr Verband freue sich über alles, was die Attraktivität des Lehrerberufs steigere, sagte Fleischmann dem BR. Gerade jetzt, in Zeiten des Lehrermangels, sind nach ihren Worten befristete Verträge nicht nachvollziehbar.

92 Prozent der Lehrer in Bayern sind bereits Beamte

Wie das Kultusministerium vorrechnet, stellt sich das Problem der befristeten Lehreranstellungen bei weitem nicht so drastisch wie in anderen Bundesländern, die aus Haushaltsgründen Verbeamtungen lange Zeit vermieden haben. In Bayern sind, anders als in anderen Bundesländern, rund 92 Prozent der Lehrer verbeamtet, drei Prozent sind unbefristet angestellt und rund fünf Prozent befristet angestellt.

Unter den befristet angestellten Lehrern befinden sich, wie das Ministerium erklärt, auch diejenigen, die an der Zweitqualifizierungsmaßnahme des Ministeriums teilnehmen: Ihnen allen wird bei erfolgreichem Abschluss eine unbefristete Beamtenstelle in Aussicht gestellt. Inzwischen haben mehr als 300 diese Maßnahme durchlaufen und arbeiten unbefristet beschäftigt in der Regel auf einer Planstelle an Mittelschulen in Bayern. Weitere 1300 Lehrkräfte konnten bisher für diese Maßnahme gewonnen werden, auch die aktuelle Bewerbungsrunde stieß auf hohes Interesse.

Befristete Lehrer werden meist auch in den Sommerferien bezahlt

Daneben vertreten laut Ministerium befristet angestellte Lehrkräfte vor allem abwesende Stammlehrkräfte, etwa aufgrund von Erkrankungen, Schwangerschaften und Elternzeiten, bis zu deren Rückkehr. Sie sind im Einsatz, bis die Stammlehrkraft, die die Planstelle belegt, wieder in den Dienst zurückkehrt. Bei ihnen endet der Arbeitsvertrag in der Regel mit Ablauf des vorletzten Tages der Sommerferien, wenn sie spätestens vier Wochen nach dem ersten Schultag eingestellt und bis zum Schuljahresende eingesetzt werden.

Entgegen anderslautender Berichte finde also eine Weiterbeschäftigung in den Sommerferien statt, so das Ministerium. Im anderen Fall – wenn Lehrer später als Aushilfskräfte eingestellt werden – endeten die Anstellungsverträge dann, wenn der Vertretungsfall nicht mehr bestehe – spätestens aber zum Schuljahresende, da in den Sommerferien keine Vertretungen anfielen. Dabei werde mindestens der anteilige tarifliche Urlaub je nach Beschäftigungsdauer gewährt.

Besonderes Treueverhältnis zum Staat

Der Wechsel vom befristeten Angestellten- in das Beamtenverhältnis bringt den Lehrern mehrere Vorteile. So müssen die betroffenen Lehrer nicht um eine Verlängerung ihrer Verträge mehr bangen, sondern sind als Beamte auf Lebenszeit unkündbar. Wegen der besonderen Fürsorge des Staates für die Beamten erhalten diese im Krankheitsfall sogenannte Beihilfeleistungen, deshalb müssen Beamte weniger für ihre Krankenversicherung bezahlen als Angestellte im öffentlichen Dienst. Im Ruhestand erhalten sie eine staatliche Pension und müssen deshalb während ihres Arbeitslebens keine Beiträge zur Rentenversicherung leisten. Vorteil für den Staat: Aufgrund des besonderen Treueverhältnisses dürfen Beamte nicht streiken.