Die bisherige Zentrale des Siemens-Konzerns in Erlangen, der „Himbeerpalast“, wird Sitz der beiden Philosophischen Fakultäten der Friedrich-Alexander-Universität (FAU). Das beschloss das bayerische Kabinett. (Foto: Imago/imagebroker)
Universitäten

Wuchtiges Signal mit Strahlkraft

Drei Milliarden Euro investiert der Freistaat in die drei Universitäten und Hochschulen in Nürnberg und Erlangen. Das beschloss das Kabinett bei seiner Sitzung in Nürnberg. „Historische Beschlüsse“ nennt Ministerpräsident Söder diese Offensiven.

Das bayerische Kabinett hat den Wissenschaftsstandort Franken entscheidend gestärkt. „Das Kabinett hat heute historische Beschlüsse für den Wissenschafts- und Hochschulstandort Nürnberg und Erlangen gefasst“, erklärte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung im Heimatministerium in Nürnberg. „Insgesamt investieren wir drei Milliarden Euro in den nächsten Jahren in den Hochschul- und Wissenschaftsstandort Nürnberg und Erlangen. Das ist ein wuchtiges Signal mit Strahlkraft auf ganz Bayern und darüber hinaus“, zeigte sich Söder überzeugt.

Mit den Eckpunkten für die neue Technische Universität Nürnberg (TUN) habe die Regierung „einen ersten wegweisenden Schritt getan“, so der Ministerpräsident weiter. „Die TUN wird mit dem Schwerpunkt auf innovativer Forschung, neuen Studienkonzepten und der engen Verzahnung von Forschung und Lehre die wissenschaftliche Basis unserer Wirtschaft stärken.“ Außerdem werde die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg räumlich neu ausgerichtet und strukturell weiterentwickelt. Auch die zweitgrößte Hochschule für angewandte Wissenschaften in Bayern, die TH Nürnberg, werde neue innovative Zentren erhalten. Bayerns Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (CSU) sagte: „Eine Stärkung der universitären Ausbildungsangebote und die Erweiterung von Forschungskapazitäten ist die Basis für die Innovationskraft Bayerns, für wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand.“

„Wissensachse“ quer durch Erlanger Innenstadt

Binnen 15 Jahren fließt eine Milliarde Euro allein in die FAU. Die Universität plant neben Innovationen in der fachlichen Ausrichtung auch umfangreiche bauliche Veränderungen. Die beiden Philosophischen Fakultäten (Theologie, Philosophie, Geschichte und Politik-/Sozialwissenschaften sowie Sprachwissenschaften) sollen in den „Himbeerpalast“ einziehen, das frühere Hauptgebäude des Siemens-Konzerns in Erlangen. So soll ein Innenstadtcampus entstehen und eine „Wissens- und Kulturachse“ mitten durch die Stadt gebildet werden. Gemeinsam mit Finanzpartnern aus Industrie und Wirtschaft hat die FAU kürzlich die sogenannte „Digital Health Innovation Platform“ – kurz d.hip – auf den Weg gebracht. Die Universität will so Innovationsführer für digitale Anwendungen in der Gesundheitsversorgung werden und den Wandel zur digitalen Zukunft mitgestalten.

Die künftige TU Nürnberg, deren Gründung vor 14 Monaten beschlossen wurde, wird ihr Profil in Forschung und Lehre im Zukunftsfeld „Technikwissenschaften“ haben. Technik-, Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften sollen inter- und transdisziplinär zusammenwirken. An der TUN entstehen sechs Departments: Mechatronic Engineering, Quantum Engineering, Biological Engineering, Computer Science and Engineering, Humanities and Social Sciences, Natural Sciences and Mathematics. Die Lehre erfolgt weitgehend digital. Das Studienkonzept der TUN umfasst ein integriertes fünfjähriges Curriculum mit einer reformierten Bachelorphase und einer konsekutiven Masterphase, die zeitlich und inhaltlich mit der Promotionsphase verschränkt sein kann.

2030 soll der Lehrbetrieb an der TU Nürnberg beginnen

Für die TUN wird ein moderner, urbaner Campus entstehen, der den 5000 bis 6000 Studierenden Internationalität, Digitalisierung und zum Beispiel über Gründerzentren erste Schritte in der Wirtschaft ermöglicht. Der Campus der TUN soll auf einem 37 Hektar großen Grundstück auf dem ehemaligen Nürnberger Rangierbahnhof an der Brunecker Straße im Südosten der Stadt errichtet werden. 2030 soll der Lehrbetrieb an der TUN beginnen.

Die Technische Hochschule „Georg Simon Ohm“ in Nürnberg, die zweitgrößte Hochschule für angewandte Wissenschaften („Fachhochschule“) in Bayern, wird weiterentwickelt. Neben dem gerade im Bau befindlichen Informationszentrum mit Bibliothek und Rechenzentrum wird zunächst ein Technikum errichtet. Weiter sollen ein Neubau für ein Zentrum für Metall- und Polymerforschung sowie für ein Zentrum für Medien, Kommunikation und IT errichtet werden. Insgesamt weist die TH Nürnberg mit 13.000 Studenten einen zusätzlichen Flächenbedarf für Forschung und Lehre von 30.000 Quadratmetern auf, der durch die neuen innovativen Zentren gedeckt werden soll.

Weitere Beschlüsse des Kabinetts für den Großraum Nürnberg und Mittelfranken

  • Die Polizeipräsenz im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlagen wird mit 190 Millionen Euro verstärkt. Damit wird der Polizeistandort Nürnberg ausgebaut, 45 Polizeipferde werden angeschafft. „Wir stärken die Polizei in ganz Bayern, der Freistaat soll das sicherste Bundesland bleiben“, sagte Ministerpräsident Söder dazu. Nürnberg erhalte nach München die zweitgrößte Polizeireiterstaffel in Bayern. Innenminister Joachim Herrmann sagte, die Investitionen seien die „Grundlage für noch bessere Polizeiarbeit und noch mehr Sicherheit“.
  • In Nürnberg wird ein Kulturzentrum für die Deutschen aus Russland gegründet. „Vertriebene und Aussiedler bereichern uns mit ihrem kulturellen Erbe. Gerade die Deutschen aus Russland sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft“, meinte Söder dazu. Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) erklärte: „Mir ist wichtig, der Volksgruppe der Deutschen aus Russland ein deutliches Signal zu senden, wie stark wir mit ihnen verbunden sind. Wir werden sie auch weiterhin in die konkrete Ausgestaltung des künftigen Kulturzentrums eng einbinden.“
  • Um den gegenwärtigen Herausforderungen der medizinischen Versorgung – etwa der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum – schlagkräftig zu begegnen, hat das bayerische Kabinett beschlossen, das Haus der Gesundheit in Nürnberg zu einem „Bayerischen Zentrum für Gesundheit“ auszubauen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte: „Nürnberg soll ein zentraler Standort bayerischer Gesundheitspolitik werden. Schon 2013 haben wir das Haus der Gesundheit in Nürnberg eingerichtet, 2016 hat die Verlagerung des Gesundheitsministeriums nach Nürnberg begonnen. Ich freue mich, dass wir mit dem neuen Zentrum für Gesundheit weitere Gesundheitskompetenzen in Nürnberg bündeln können.“